Drachensturm (Autor: Torsten Fink)
 
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Drachensturm von Torsten Fink

Rezension von Christel Scheja

 

Nach seinen beiden Fantasy-Trilogien, die sich zwar an historische Kulturen anlehnten, aber doch eine ganz eigene Welt erschufen, kehrt Torsten Fink wieder auf die Erde zurück und verknüpft eine phantastische Handlung mit tatsächlichen Begebenheiten. „Drachensturm“ erzählt ein „Was wäre wenn“ und nutzt die Macht der Mythen und Sagen eines Volkes, das kaum jemand in Europa kennt.

 

Im Jahr 1532 erreicht der spanische Konquistador Francisco Pizzaro die peruanische Küste und schickt sich an, das Inkareich zu erobern, exotische Waren, Gold und Ruhm mit in sein Heimatland zu bringen. In seinem Gefolge sind aber nicht nur Söldner und Priester, sondern auch die letzten Drachenritter Europas, die wenigen Männer eines Ordens, der in seiner Heimat schon viel an Boden verloren hat.

Neben den Männern ist auch eine Frau dabei. Die blinde Mila ist die Nichte des Großmeisters, der die Drachenritter anführt, macht sich aber auch als Übersetzerin nützlich, so dass die Männer sie dulden, auch wenn sie in ihr sonst nur eine Belastung sehen.

Dann stirbt bei einem Kampf überraschend einer der Ritter. Sein nun herrenloser Drache sucht sich einen neuen Reiter – und das ist ausgerechnet Mila. Nun zeigt sich, das ausgerechnet ihre Blindheit etwas mit den Drachen zu tun hat und sie zu Dingen befähigt, die kein Sehender vollbringen kann.

Auch wenn sie erst noch in ihre Rolle hineinwachsen muss, so merkt sie immer mehr, dass ihr im folgenden Konflikt eine Schlüsselrolle zu kommt. Denn Pizarro und seine Männer sind im Begriff eine alte, unheimliche und gefährliche Macht in den Bergen des Landes frei zu lassen, vor der sich alle Indios fürchten, auch der mutige Läufer Kemaq, der den Eindringlingen immer einen Schritt voraus ist und im Grunde auch den Untergang der Inka herbei sehnt, da das Freiheit für sein eigenes Volk bedeuten könnte.

 

Die Idee, historische Begebenheiten und ein exotisches Volk der Erde mit Fantasy-Elementen zu verbinden ist an sich nicht schlecht, denn Torsten Fink beweist wieder einmal, wie gut er recherchiert hat und wie akkurat er die tatsächlichen Geschehnisse in die Handlung seines Buches einbinden kann.

Allerdings konzentriert er sich dabei zu sehr auf die Reise und die Kämpfe der Eroberer und verzichtet darauf, die Kultur des Inkareichs und die Mythen seiner Völker genauer vorzustellen. Zwar herrscht Respekt vor den Drachen, aber man versteht nicht wirklich warum.

Zudem begeht der Autor den Fehler, nicht wenigstens einige der Figuren etwas genauer auszuarbeiten. Mila und Kemaq bleiben genau so blass wie die restlichen Drachenritter und Konquistadoren. Auch wenn er Gedankengänge und Gefühle schildert, so bleibt doch eine Distanz bestehen, die weder die Protagonisten noch die anderen Charaktere wirklich sympathisch machen oder wenigstens näher bringen. Als Leser nimmt man keinen Anteil an ihren Erlebnissen und Ängsten.

Das führt neben den akribischen Schilderungen der Reise durch ein unbekanntes Land leider auch zu deutlichen Längen. Das Buch schleppt sich gerade in der ersten Hälfte ziemlich dahin und braucht sehr, sehr lange, um in die Gänge zu kommen. Zudem wirkt das Verhältnis zwischen Rittern und Drachen ein wenig abgekupfert – Naomi Novik hat da deutliche Maßstäbe mit ihrer Saga gesetzt, die auch Fink nicht leugnen kann.

Alles in allem erzeugt das Buch gemischte Gefühle. Einerseits gibt es Szenen im Buch, die wirklich gelungen sind, und ein wenig von den üblichen Klischees abweichen, dann wieder folgt der Autor deutlich eingetretenen Pfaden oder verheddert sich sogar in seinen ausführlichen Schilderungen. Hier wäre vermutlich weniger mehr gewesen.

 

So erweist sich „Drachensturm“ als bisher schwächstes Werk von Torsten Fink, auch wenn die dahinter stehende Idee und einige Ansätze sehr gelungen sind. Diese können aber nicht über die blassen Figuren und die langatmige Handlung hinwegtäuschen.

 

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Buch:

Drachensturm

Autor: Torsten Fink

Taschenbuch, 782 Seiten

Blanvalet, Oktober 2011

Titelbild: Paolo Barbieri

 

ISBN-10: 3442268060

ISBN-13: 978-3442268061

 

Erhältlich bei: Amazon

Kindle-ASIN: B005QSBWYY

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 27.12.2011, zuletzt aktualisiert: 18.02.2024 10:47, 12290