Drachentränen (Autor: Dean Koontz)
 
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Drachentränen von Dean Koontz

Rezension von Björn Backes

 

Inhalt:

Es hätte ein ganz normaler Arbeitstag für Harry Lyon und seine neue Partnerin Connie Gulliver sein sollen, jedoch ist ihr plötzlicher Einsatz gegen einen Amok laufenden Psychopathen beinahe ihre letzte Mission in Diensten der Polizei. Nachdem sich beide glücklich aus der Gefahr winden konnten, macht Harry jedoch noch eine viel grausamere Entdeckung. Ein unscheinbarer, verdreckter Penner begegnet ihm noch am Einsatzort und verspricht ihm: „Im Morgengrauen bist du tot“. Lyon hält den Mann für einen der üblichen alkoholisierten Spinner, macht aber schon kurze Zeit später eine weitere schreckhafte Begegnung. Ein undefinierbares Wesen sucht ihn noch vor Einbruch der Dunkelheit auf, setzt sein Haus in Flammen und verspricht dem angesehenen Cop, dass er erst seine Liebsten und dann ihn ausrotten wird. Als dann auch noch sein ehemaliger Partner Opfer der brutalen Gestalt wird, realisiert Harry, dass ihm tatsächlich in Bälde sein Tod naht. Gemeinsam mit Connie, die ebenfalls von dem Golem heimgesucht wird, lässt er sich auf das Spiel des kompromisslosen Wesens ein, ringt dabei in weiteren Begegnungen stets mit dem Tod und erkennt schließlich, dass er in die Offensive gehen muss, um den wahren Urheber der Gräueltaten aufzuspüren. Allerdings rückt der Sonnenaufgang immer näher, und je intensiver Harry und Connie forschen, desto einfallsreicher gestalten sich auch die Spielchen des geheimnisvollen, nahezu gottgleichen Kontrahenten…

 

 

Rezension:

In der Neuauflage des bereits 1992 erstveröffentlichten Mystery-Thrillers „Drachentränen“ streift Dean Koontz den phantastischen Bereich in einer Art und Weise, wie man sie selbst beim Meister des Übersinnlichen selten erlebt. Aufhänger der Story ist dabei wieder einmal eine fulminante Action-Story, die blitzartig die Fronten wechselt und sich schließlich zu einem außergewöhnlichen, in wirklich jeglicher Form beängstigenden Katz-und-Maus-Spiel entwickelt, welches mitunter die heftigsten Inhalte berührt, die Koontz in seiner kompletten Karriere als Schriftsteller berücksichtigt hat.

 

Zu Beginn ist von den merkwürdigen Ereignissen indes noch nichts zu spüren. Die Cops Lyon und Gulliver bewältigen einen kniffligen Routine-Einsatz, der sich plötzlich zu einem lebensgefährlichen Dilemma entwickelt, dank des guten Zusammenspiels aber ein glückliches Ende nimmt. Obschon beiden Protagonisten große Lasten von den Schultern fallen, ist ihnen nicht die Gunst einer Verschnaufpause gegönnt. Noch am Ort des Geschehens begegnet Harry einer seltsamen Kreatur, die sich mit einem Mal auf verheerende Weise in sein Leben einmischt, ihn bedroht und ihm im Morgengrauen den Tod bringen möchte. Harry hält dies für haltloses Geschwätz, wird aber sehr rasch eines besseren belehrt und muss in den Wirren der gerade abgeschlossenen Mission analysieren, ob ihm seine Fantasie einen Streich spielt und er einfach nur aufgrund des enormen Stresses eine Fata Morgana sieht, oder ob der geheimnisvolle Landstreicher ihn tatsächlich auf Schritt und Tritt verfolgt. Was nachfolgend dann geschieht, ist einmal mehr der Beweis für Koontz’ herausragende literarische Gabe. Die Einbeziehung des grässlichen Monsters in die Story jagt einem einen kalten Schauer über den Rücken, ganz zu schweigen von den Szenen, in denen er seine ungebremsten Gewaltorgien feiert und so zum Beispiel auch Harrys frühzeitig pensionierten Ex-Kollegen Ricky grausam entstellt.

Von nun an wird es ernst, und zwar bitterernst. Ständig wechseln die Szenarien, beschreiben die ängstliche Flucht der beiden Polizisten ebenso intensiv wie die kranken Gedanken des geistesgestörten Täters, dessen übermenschliche Kräfte ihm sogar ermöglichen, die Zeit anzuhalten und sich seinen Opfern aus der Distanz zu widmen. Ein brutaler Showdown folgt dem nächsten, lediglich unterbrochen vom perfiden Spannungsaufbau, der während der ungleichen Spielereien für weiteres Prickeln sorgt. Und just in den Momenten, als die schaudrige Atmosphäre vor lauter Intensität zu explodieren droht, holt Koontz seine Leser wieder auf den Boden zurück, indem er neue Figuren integriert und einige Passagen sogar aus der Sicht eines beteiligten Hundes erzählt.

Keine Grenzen, kein Erbarmen, keine Konventionen – in „Drachentränen“ widerlegt der Autor letztendlich wieder alle gängigen Klischees und Schemen und überschreitet dabei ständig die Grenzen der Grausamkeit, ohne nur einen kleinen Deut auf den daraus resultierenden Effekt zu geben. Sinnlose Gewalt auf der einen, emotionale Brutalität auf der anderen Seite zeichnen den Roman auf all seinen 430 Seiten, dies jedoch verpackt in einem mitreißenden, stimmungsvollen, ja meist absolut atemberaubenden Thriller, den man getrost zu Koontz wichtigsten Meisterwerken zählen darf

 

 

Fazit:

„Drachentränen“ ist inhaltlich wie sphärisch eine echter Koontz . Die Art und Weise, wie der Autor in diesem Roman die Charaktere aufleben lässt, wie er seine individuellen Schicksale beschreibt, vor allem aber wie er die vielen Teilstränge mal wieder miteinander verknüpft, ist in diesem Genre beispielhaft. Gerade hinsichtlich der Intensität erreicht das Buch ein Niveau, welches selbst in der Biografie des Schriftstellers außergewöhnlich hoch ist. Liebhaber von Horror- und Mystery-Literatur sollten, ja dürfen diesen wieder aufgelegten Titel daher wirklich keinesfalls verpassen!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329055031ec488630
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Drachentränen

Autor: Dean Koontz

Broschiert: 432 Seiten

Verlag: Heyne TB (1. Januar 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3453772091

ISBN-13: 978-3453772090

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 06.03.2008, zuletzt aktualisiert: 17.04.2023 20:56, 5976