Drachenzwielicht (Autoren Margaret Weis & Tracy Hickman; Die Chroniken der Drachenlanze Band 1)
 
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Drachenzwielicht

Reihe: Die Chroniken der Drachenlanze 1

Hörspiel

 

Rezension von Markus Mäurer

 

Rezension:

Sechs alte Freunde machen sich auf den Weg nach Solace, ihrer alten Heimatstadt. Dort wollen sie sich nach fünf Jahren Trennung wiedersehen. Doch das Treffen steht unter keinem guten Vorzeichen. Die Zeichen für Krieg häufen sich, Goblins streifen durch Solace und die alte Heimat erscheint den Freunden fremd. Im Wirtshaus dauert es auch nicht lange, bis das Treffen aus dem Ruder läuft und sie die Babaren Goldmond und Flusswind vor der Stadtwache beschützen müssen. Gemeinsam fliehen sie aus Solace und begeben sich, von Drakoniern bedroht, auf die Reise in die dunkle Stadt Tsak Xaroth.

 

Die sechs Freunde sind eine typische Rollenspielgruppe: Der Halbelf Tanis, der wasserscheue Zwerg Flint Feuerschmied, der furchtlose Kender Tolpan, der von Ehre besessene Ritter Sturm Feuerklinge, der mächtige Krieger Caramon und sein düsterer Bruder, der Magier Raistlin Majere.

Im Prinzip folgen sie in diesem Hörspiel auch einer typischen Rollenspielkampagne, die darauf hinausläuft, in einen düsteren Dungeon vorzudringen, um dem Boss-Monster, in diesem Fall ein Drache, einen magischen Gegenstand zu klauen. Allerdings ist diese Mission nur ein kleiner Teil in der Gesamtgeschichte, in der es um eine uralte böse Macht geht, die zurück nach Krynn gekehrt ist.

 

Die Doppelfolge Drachenzwielicht ist die Umsetzung des gleichnamigen Roman von Margaret Weis und Tracy Hickman, welcher der Auftaktband der sechsteiligen Reihe Die Chronik der Drachenlanze ist. Wie so oft üblich sind diese sechs deutschen Bände, im Original nur drei Bücher, die für den deutschen Markt gesplittet wurden. Die Vertonung der Hörspiele orientiert sich an dieser Aufsplittung.

»Drachenzwielicht« wirft den Hörer sofort in die Handlung rein. Noch während die einzelnen Figuren kurz vorgestellt werden, beginnen die ersten Kämpfe mit den Goblins und später mit den echsenartigen Drakoniern. Es bleibt nicht viel Zeit zum Verschnaufen, da unserer Helden von einer Szene zur nächsten hetzen. Und genauso wirkt auch die Dramaturgie des Hörspiels: gehetzt. Dass sie es dabei schafft, stellenweise trotzdem noch langweilig zu wirken, spricht nicht gerade für die Regie.

Das liegt vor allem daran, dass es ihr nicht gelingt, die einzelnen Szenen ihrer Bedeutung nach auch entsprechend zu gewichten. Unbedeutende Szenen, die nicht viel zur Handlung beitragen, werden unnötig in die Länge gezogen und wollen gar nicht aufhören, während die dramaturgischen Höhepunkte der Geschichte oft in Eile abgehakt werden, ohne groß in Szene gesetzt zu werden. Zack, Bumm und bevor das Finale, der Endkampf, wirklich begonnen hat, ist es schon wieder vorbei.

 

Der Regie und auch dem Drehbuch gehen leider das Gespür dafür ab, wie man welche Szenen gewichtet, wie man sie am effektivsten in Szene setzt und wie man diese Gewichtung nutzt, um auf der Länge von 150 Minuten eine Spannungskurve zu erzeugen. Mir scheint, man wollte einfach alles aus dem Buch mit reinpacken, ohne es für das Medium Hörspiel entsprechend umzuschreiben. Mir fehlt die Dramatik.

Auch die Actionszenen sind teilweise ziemlich lahm inszeniert. Ein Kampf mit den Drakoniern, in den Katakomben von Tsak Xaroth, zieht sich so unspektakulär in die Länge, als würden die einzelnen Parteien nach jeder Aktion erst mal wieder würfeln. Hier hätte man den Erzähler besser einsetzen müssen, um die Kampfszenen rasanter zu beschreiben.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die fehlende Übersicht bei den Dialogen. Die Gruppe besteht aus neun Leuten, die ständig alle durcheinanderreden. Obwohl alle Figuren mit erstklassigen Sprechern besetzt sind, habe ich zwei Durchgänge gebraucht, bis ich einigermaßen einen Überblick darüber gewonnen hatte, wer jetzt was sagt. Neun Leute, die in 150 Minuten ständig alle miteinander reden, sind auf Dauer zu viel. Und obwohl die bereits erwähnten Topsprecher sehr markante Stimmen haben, sind sich einige der markanten Stimmen sehr ähnlich, wie z. B. die von Caramon/Thorsten Michaelis und Flusswind/Tobias Kluckert.

Teilweise wirkt es auch, als würden einige Sprecher einfach lustlos ihren Text runterlesen. Es reicht nicht, einfach Topsprecher zu engagieren, die alle durch ihre Synchronarbeit bekannt sind. Die Regie muss sie auch entsprechend führen und die einzelnen Sprecherleistungen aufeinander abstimmen, damit es auch so wirkt, als würden sie tatsächlich miteinander reden. Oft erscheinen die Dialoge aber, als hätte man einfach einzelne Sätze nebeneinander eingefügt, ohne dass es eine Interaktion zwischen den Figuren gibt.

 

An dieser Stelle betrete ich jetzt das Feld der Spekulation. Wie auch schon die Holysoft Produktion Die letzten Helden ist »Die Chronik der Drachenlanze« eine Mammutproduktion mit unzähligen Sprechern, einer unfassbaren Gesamtlänge und einem enorm hohen Folgenausstoß. Hier drängt sich bei mir der Verdacht auf, dass sich die Hörspielproduktion ein wenig in eine Fließbandproduktion verwandelt hat, in der man möglichst schnell die einzelnen Aufnahmen abhaken möchte, wobei aber eine gewisse Sorgfalt bzgl. der Stimmigkeit des Gesamten verlorengeht. So wie man dem Ausnahmehörspiel Abseits der Wege anhört, dass die Produktionszeit einer Folge teilweise bei über einem Jahr liegt, so hört man der »Drachenlanze« an, dass zwölf Folgen mit (teilweise 150 Minuten pro Folge) innerhalb eines Jahres erscheinen sollen. Manchmal ist weniger auch mehr.

 

Hinzu kommt, dass die Vorlage von Weis/Hickham eben auch nicht mehr hergibt als klassische, teilweise auch klischeehafte Rollenspielfantasy. Ich habe die Buchreihe als Teenager mit Begeisterung gelesen, das kürzliche Wiederlesen von Drachenzwielicht war allerdings sehr ernüchternd. Der Roman ist nicht gut gealtert, da er einfach zu oberflächlich und vorhersehbar geschrieben ist - nichts für einen erfahrenen Fantasyleser. Ich habe aber auch in Erinnerung, dass die Reihe mit der Zeit besser geworden ist. Was vor allem an der interessanten Figur des machthungrigen Magiers Raistlin Majere liegt. Insofern habe ich noch Hoffnung, dass die nächsten Hörspielfolgen etwas besser werden.

Es ist aber nicht alles schlecht an diesem Hörspiel. Soundtechnisch ist die Produktion wirklich hervorragend. Die Flucht durch Wälder, Sümpfe, Seen, Höhlen und Luft ist sehr gut durch die einzelnen Umgebungsgeräusche umgesetzt. Bleiben die Figuren auch ein wenig flach, so schafft es die Produktion aber, die Welt von Krynn vor dem geistigen Auge des Hörers entstehen zu lassen. Auch die schöne Musik der Gruppe Erdenstern passt ausgezeichnet zu dieser Rollenspielfantasy. Leider gibt es aber auch hier etwas zu kritisieren, den teilweise läuft die Musik einfach zu lange. Es gibt zahlreiche Szenen, von der Musik so lange unterbrochen werden, bis man gar nicht mehr so genau weiß, was vor der Musik überhaupt passiert ist, bzw. ob es an dieser Stelle weitergeht oder es einen Szenensprung gibt. Die schöne Musik fließt wie zähflüssiger Sirup zwischen die Szenen und verlangsamt durch die klebrige Eigenschaft das Tempo.

 

Das 60-seitige aufwendig gestaltete Booklet weiß zu überzeugen. Dort wird ausführlich die Geschichte der Welt Krynn vorgestellt, ebenso wie seine Rassen, Götter, Bewohner und natürlich unsere Helden. Dazu gibt es zahlreiche gelungene Zeichnungen. Mir gefällt besonders das Bild der Baumstadt Solace. Das Booklet ist also eine nette und stimmungsvolle Ergänzung zum Hörspiel, auch wenn es dieses nicht besser macht.

Meine obige Kritik mag sich ziemlich hart lesen und viele Hörer mögen auch der Ansicht sein, dass meine Ansprüche etwas zu hochgeschraubt seien, aber es sind eben meine Ansprüche. Die Ausnahmehörspiele »Abseits der Wege« und Drizzt - Die Legende vom Dunkelelfen haben die Messlatte für Fantasyhörspiele (für mich) sehr hoch gelegt und auch andere Reihen wie Die Elfen und »Die letzten Helden« konnten diese Latte auch nur ansatzweise erreichen. Es ist schon schade, dass solch herausragenden Produktionen wie »Abseits der Wege« und »Drizzt« eingestellt werden, während mittelmäßige Werke den Markt überfluten. Aber scheinbar gibt es dafür ein Publikum. Und so wird es auch für »Die Chronik der Drachenlanze« ein Publikum geben.

 

Fazit:

Es sind durchaus gute Ansätze vorhanden. Würde man etwas mehr Wert auf eine stimmige Dramaturgie legen und die Dialoge sorgfältiger gestalten, dann könnten mir die nächsten Folgen durchaus gut gefallen. Denn Sprecher, Musik und Sound wissen zu gefallen, und auch die Story ist - vor allem aus nostalgischen Gründen - eigentlich ganz in Ordnung. Jetzt müsste man das Ganze nur noch zu einem stimmigen Gesamten verbinden.

 

Erdenstern - Die Bibliothek der Fantastischen Musik

Der Hörspielbox liegt auch eine CD mit der Musik der Gruppe Erdenstern bei. Diese gibt einen guten Überblick in deren Schaffen, da es sich um einen Mix von Stücken aus sechs verschiedenen Alben handelt. Es ist Mischung aus bombastischer Klassik und verspielter Mittelaltermusik. Besonders gut geeignet als Hintergrundmusik bei Rollenspielabenden.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403291542467ff22e03
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Hörspiel:

Drachenzwielicht

Reihe: Die Chronik der Drachenlanze 01

Umfang: 2 CDs (+Bonus-CD)

Holysoft Studios, 23.12.2011

Dauer: ca. 150 Minuten

Drehbuch, Produktion und Regie: David Holy

Regie, Bearbeitung und Sounddesign: Björn Korthof

Dialogschnitt und Sounddesign: Andrea Ebert, Sebastian Hartmann

Musik, Soundtrack: Erdenstern

Booklet: Dominik Zentarra

 

ASIN: 3941899554

 

Erhältlich bei Amazon

 

Sprecher:

Tanis: Dirk Hardegen

Goldmond: Julia Haacke

Besucher 1: Wolfgang Bahro

Besucher 2: Christian P

Besucher 3: Heiko Simon

Bupu: Katja Brügger

Bertrem: Kim Hasper

Drakonier 3: Phillip Gorges

Fistandantilus: Klaus Nägelen

Goblin 2: Martin Beyer

Goblin 3: Marco Rosenberger

Goblin A: Dominic Boeer

Justarius: Hennes Bender

Koch: Paul Burghardt

Kind: Jamie Leaves

Khisanth: Sebastian Hartmann

Mishakal: Antje Peters

Otik: Markus Raab

Pegasus: Jens Wendland

Par-Salian: Andreas Mannkopff

Raistlin: Frank Schröder

Reza: Marion Hartmann

Tolpan: Hannes Maurer

Toede: Sven Matthias

Tearsong: Antje Peters

Tika Waylan: Maren Rainer

Untoter: Sebastian Hartmann

Zentaur: Jan Schroeder


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Erstellt: 21.01.2012, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 10:01, 12347