Dragon Kiss von G. A. Aiken
Rezension von Christel Scheja
Natürlich müssen nicht nur Vampire und Werwölfe mittlerweile für amouröse Verstrickungen herhalten, auch viele Geschöpfe aus SF und Fantasy wurden schon dazu benutzt, das leidenschaftliche Spiel zwischen Männlein und Weiblein zu betreiben, vor allem Drachen, die ohnehin die Rangliste der beliebtesten Wesen anführen.
So auch in der Reihe von G. A. Aiken, die ihre Geschichten in eine namenlose Fantasy-Welt verlegt, in der Menschen und Drachen mehr oder weniger friedlich nebeneinander leben, auch wenn die einen die Leckerbissen der anderen sein können.
Anwyll ist eine furchtlose und entschlossene Kriegerin, seit Rebellen sie aus dem Brautzug befreit haben, der sie zu einem ungewollten Mann bringen sollte. Seither kämpft die Bastardtochter des verstorbenen Königs gegen ihren nun herrschenden Halbbruder, der durch seine Skrupellosigkeit und seine wechselnden Launen sehr viel Leid über die Menschen des Reiches bringt.
Eines Tages aber wird sie in einem Hinterhalt tödlich verwundet und sieht ihr Leben schon schwinden. Da taucht ein geheimnisvoller aber gut aussehender Fremder mit langen schwarzen Haaren auf und rettet ihr mit Magie das Leben.
Als sie wieder zu sich kommt, findet sie sich in der Höhle eines Drachen wieder und wird von einer verunstalteten Hexe betreut. Der Fremde ist verschwunden, stattdessen muss sie sich mit einem misstrauischen Reptil herumschlagen, das sie nur als Forschungsobjekt zu sehen scheint.
Allerdings hat auch der schwarze Drache Ferghus ein Geheimnis – und als Anwyll dieses erfährt ist es längst um sie beide geschehen, denn die Liebe ist eine Macht, die selbst die stärksten Geschöpfe in ihren Bann schlagen kann.
Ebenfalls in dem Band enthalten ist die Novelle über die Romanze von Ferghus’ Dracheneltern Rhiannon und Bercelac, die auch eine ganze Weile brauchten, um sich zusammen zu raufen, da Stolz und Eigenwille sie beide trennte.
Im Prinzip erzählt G. A. Aiken zwei Liebesgeschichten, für die man nicht unbedingt einen Fantasy-Kontext benötigt und schon gar keine anderen Rassen. Es ist zwar nett zu lesen, dass die Drachen trotz aller Menschlichkeit doch auch noch andere Charakterzüge haben, die sie ein wenig abheben, aber alles andere kommt auch ohne Fantasy aus, da es in erster Linie um die Helden geht, die einander eine ganze Weile umkreisen und sich beharken, bis sie sich beide eingestehen, einander doch irgendwie mehr zu mögen als sie glauben.
Dazu gehört eine leidenschaftliche Affäre mit den entsprechenden intimen Situationen, Dominanzspielen und einem Hauch von Humor, vor allem wenn dann auch noch die liebe Familie mitmischt.
Der Hintergrund und die als Aufhänger genutzte Abenteuergeschichte sind dabei eher Nebensache und unwesentlich für die eigentliche Handlung, in der es letztendlich nur um „das Eine“ geht: Wann nämlich zähmt der stattliche Held seine widerspenstige und stolze Prinzessin?
Die Geschichte ist zwar sehr flüssig geschrieben und mit einem Augenzwinkern erzählt, aber nicht unbedingt das, was man von einer richtigen Fantasy-Geschichte erwartet.
Daher wendet sich „Dragon Kiss“ wohl weniger an den normalen Genre-Fan, als die romantischen Leserinnen, denen ein Schuss Magie und Märchen in ihren Geschichten nicht viel ausmacht.
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