Drake (Autor: H. D. Klein)
 
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Drake von H. D. Klein

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Im 23. Jahrhundert stößt das Raumschiff Unit Eleven mit 3000 Männern und Frauen an Bord in die Tiefen des Weltalls vor. Ihre Mission: das Finden eines erdähnlichen Planeten, um der Menschheit außerhalb ihres Sonnensystems eine Zukunft zu ermöglichen. Und tatsächlich stößt man schon bald auf einen Planeten, auf dem Leben existiert. Aber auch auf zwei Völker, die seit Millionen von Jahren in einen tödlichen Kampf verwickelt sind …

 

Rezension:

Der vierte Roman von Hans Dieter Klein verspricht eine Mission in die Tiefen des Alls und einen gewaltigen Konflikt uralter Zivilisationen. Soweit wird der Roman auch den Erwartungen gerecht.

Für das Aber muss man sich die verschiedenen Problemfelder genauer ansehen.

 

Der Plot beginnt ganz klassisch. Die Unit Eleven ist ein ziviles und hauptsächlich privat finanziertes Forschungsschiff. Die Eigner, ein deutsches Geschwisterpaar, sind mit an Bord und bestimmen somit fast alle Belange der Expedition.

Ziel ist, eine Reihe von Koordinaten anzufliegen, die Hoffnung auf einen bewohnbaren Planeten geben. Wissenschaftlicher Leiter ist Raphael Werfel, ein glühender Verfechter der Hypothese, dass die Erde als Brutstätte intelligenten Lebens so ziemlich einmalig ist. Die Bestätigung dieser Hypothese erwartet er von dieser Reise, auch wenn die kosmischen Objekte entlang der Sternberg-Linie genau das Gegenteil versprechen.

 

Zu Beginn des Romans untersucht man gerade einen dieser Kandidaten. Ein stürmisches Kerlchen von Planeten, das einzig Werfel begeistert erforscht. Doch die Fernerkundung winkt mit Bilder einer Welt, die wie ein Urlaubsparadies aussieht. Blauer Himmel, Inseln mit weißem Strand und einladendem Meer. Eifrig macht sich die Unit Eleven auf, das Paradies zu betreten. Der erfahrene Leser sieht die dann auch tatsächlich eintretende Katastrophe kommen. Grad noch so gelingt der Abflug, vorher findet man jedoch noch Hinweise auf eine uralte Zivilisation.

 

Inzwischen wird das Geheimnis eines zweiten Schiffes, der kleineren Timeless enthüllt. Es wurde zu einem Ende der Sternberg-Linie entsandt, weil dort eine Zeit-Anomalie darauf wartet, schnell untersucht zu werden. Doch irgendwas lief schief, ein Hilferuf kommt herein. Der Kapitän kann das nicht ignorieren. Man findet zwar die Timeless, jedoch nur einen Überlebenden und weitere Spuren außerirdischen Wirkens.

Die Sternbergs haben aber keine Lust, weiter Zeit zu vertrödeln, heimlich gehen sie an Bord des kleineren Explorers und jagen zum nächsten Ziel, der verlockenden Pearl. Ein seltsames Planet-Monde Konstrukt, das sich scheinbar plötzlich aus der Sternberg-Linie entfernt hat …

 

Man darf bei diesen Abenteuerroman keine hohe Anforderungen an die Plotkonstruktion stellen. Eine gezielt für die Mission ausgewählte Besatzung lässt bei jeder Gelegenheit die Sektkorken knallen, fällt beim Anblick von Strand und Sonne in eine fröhliche Urlaubsstimmung und vertraut blind einem allmächtigen Alien, das nur auf Besuch von der Erde wartete, um endlich einen Jahrtausende alten Krieg zu beenden.

 

Man kann vermuten, dass Klein zu Beginn des Roman-Konzeptes einen anderen Weg mit der Handlung einschlagen wollte. Werfels Beschäftigung mit der Drake-Gleichung, deren Faktoren auch die Kapitelüberschriften bilden, spielt nur zu Beginn des Romans eine Rolle. Die physikalischen und anderen Faktoren werden aber nicht weiter untersucht, selbst die Hauptfrage der Gleichung, nämlich warum die Erde bisher keine Alien-Signale empfing, wird nicht angerührt. Noch spannender wäre eine Auseinandersetzung mit den Erweiterungen der Gleichung gewesen. Ebenfalls ungeklärt bleiben die Hintergründe der Technologien, auf die Klein seine Figuren stoßen lässt. Er schüttet über sie Wunderdinge am laufenden Band aus, nur um sie in ganz speziellen Situationen zu benutzen und für das nächste Problem eine noch tollere Technik aus dem grauen Kästchen zu zaubern.

 

Auch die Figuren agieren meist kopflos. Klein versucht dies zu kaschieren, indem er uns ständig am Innenleben seiner Charaktere teilhaben lässt, jedoch gewinnen sie dadurch kaum Konturen. Vielmehr verwischen sie zu Schemen, die in der nächsten Szene bereits entgegen dem eben dargelegten Profil handeln.

Darüber hinaus baut Klein ein Corps exotischer Schönheiten ein, die zunächst als Vorzimmerdamen fungieren, später aber zu gut ausgebildeten Expertinnen einer alles könnenden Privatarmee der Sternbergs werden. Warum die Sternbergs nicht gleich nur mit dieser Crew losziehen, ist eines der vielen Plot-Rätsel.

Das Geschwisterpaar selbst bedient etliche Klischees für ehrgeizige, selbstsüchtige und durch Macht wahnsinnig gewordene Superreiche. Dabei hätte gerade die graue Eminenz Charlotte Sternberg und ihr Einfluss auf das Mädchen-Corps jede Menge reizvolle Konflikte bieten können. Klein beschränkt sich aber gerade hier auf beiläufige Schlaglichter und würgt die Figur zum Schluss auch genauso beiläufig ab.

 

Das Finale selbst ist dann auch folgerichtig ein einziges großes deus ex machina, an dessen Ausgang man nicht zu zweifeln braucht.

 

Was bleibt, ist ein Epilog, der kurz die weitere Entwicklung der Figuren behandelt und auf diesen drei Seiten mehr über sie erzählt, als in den vorhergehenden 500.

 

Das umlaufende Titelbild von Timo Kümmel ist stimmungsvoll ohne wirklich zum Hingucker zu werden.

 

Fazit:

»Drake« ist ein manchmal spannender Abenteuerroman, dessen Handlung immer wieder hanebüchene Drehungen vollführt. Figuren und Hintergrund wirken unausgereift. Etliche Längen und Redundanzen sorgen für eine stetig nachlassende Lesemotivation. Alles in allem enttäuscht der Roman auf ganzer Linie.

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Buch:

Drake

Autor: H. D. Klein

Cover: Timo Kümmel

gebundene Ausgabe: 517 Seiten

Atlantis Verlag, Juni 2013

 

ISBN-10: 3864020638

ISBN-13: 978-3864020636

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B00CCT220S

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240418175223e05a5b6c
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Erstellt: 09.05.2014, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 13538