Drawn Together – Die Komplette Serie (DVD; TV-Serie, FSK 16)
 
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Drawn Together – Die Komplette Serie

Filmkritik von Christel Scheja

 

Der ein oder andere wird vermutlich beim Zappen schon einmal auf Comedy Central oder Viva bei dieser Zeichentrickserie hängen geblieben sein, die Reality Shows a la „Big Brother“ und andere heilige Kühe der amerikanischen Gesellschaft auf die Schippe nimmt. Die Serie umfasst drei Staffeln mit insgesamt nur 36 Folgen, die aber alle eines gemeinsam haben – sie nehmen klassische Archetypen der Popkultur und Tabuthemen wie Homosexualität, Schwangerschaft ohne Trauschein, Rassendünkel und noch vieles mehr auf die Schippe.

 

Sechs abgehalfterte Zeichentrickhelden werden am Anfang der Serie in ein Haus gesperrt, um miteinander zu leben und den Zuschauern Unterhaltung zu bieten. Im einzelnen sind dies Prinzessin Clara, die geradewegs einem Disney-Film entsprungen zu sein scheint, aber vor Arroganz und Rassismus nur so strotzt, vor allem was farbige Menschen angeht. Diejenige, die das deutlich zu spüren bekommt ist Foxxy Love, ihres Zeichens schwarze Sängerin und Ghettoschlampe, die mit Vorliebe Rätsel löst und auch zu zweideutigen Angeboten niemals nein sagen kann. Als dritte Frau im Bunde ist Toot Braunstien, die vielleicht einmal in den zwanziger Jahren ein Stummfilm-Zeichentrickstar war und als Sexsymbol galt, nun aber mit ihren Speckröllchen niemanden mehr hinter dem Ofen hervor locken kann.

Ihnen gegenüber stehen die Männer – Captain Hero, ein Superheld, wie er im Buche steht, wenn man einmal davon absieht, dass er weder zu Mann oder Frau nein sagen kann und sich auch nicht zurückhält, wenn der Sexpartner schon nicht mehr lebt. Er lässt keine Gelegenheit aus, seinem Vergnügen zu frönen.

Eindeutig schwul ist Xandir, der zuerst nur vorgibt, auf der „ewig währenden Mission zu sein, seine Freundin retten zu wollen“, aber recht schnell enttarnt wird, weil er zu sehr die Anwandlungen einer Drag Queen hat.

Nicht ganz menschlich sind Ling-Ling, ein niedliches Monster, das alle Klischees erfüllt, die man Pokemon und Co. nachsagt und nicht zu stoppen ist, wenn er ausflippt. Wollknäuel Sockenbart, der sich seine kindliche Neugier und Offenheit bewahrt hat und immer auf Speed zu sein scheint und nicht zuletzt Spanky Ham seines Zeichens Internetdownload für den Fäkalhumor im wahrsten Sinne mit zum Leben gehört.

Die erste Staffel zeigt, wie sich die so unterschiedlichen Charaktere im Haus langsam zusammenraufen und zeigen, dass sie trotz aller Gemeinheiten doch irgendwie Freunde sein können – zumindest mehr oder weniger. Denn so gesehen brauchen sie keine Feinde mehr. Die Handlung spielt sich überwiegend in den vier Wänden ab, so wie man es von der realen Vorlage her kennt.

In der zweiten Staffel haben die Figuren mehr Bewegungsfreiheit, da man die Show offensichtlich abgesetzt hat. So erfährt man auch mehr über deren Vergangenheit, lernt teilweise die Eltern oder Freunde kennen, speziell bei Captain Hero oder Prinzessin Clara, die beide einen Schock fürs Leben erfahren.

Zudem bekommt der ein oder andere auch zumindest für eine Folge einen neuen Partner – der allerdings bei den Hausbewohnern sehr schnell wieder gezwungen ist, die Flucht zu ergreifen, da die anderen nicht einmal die Liebe heilig ist – so lange sie selbst nicht betroffen sind.

Die dritte Staffel setzt noch einmal einen drauf, da die Erlebnisse tiefer an die Substanz der Helden gehen und nicht einmal vor peinlichen Geheimnissen halt machen, so wie bei dem Rückblick in die Vergangenheit, wo die Hausbewohner noch die „Drawn Together Babies“ waren, doch ganz und gar nicht unschuldig. Captain Hero begegnet seinem Erzfeind, der eine ganz besondere Methode gefunden hat, ihn zu quälen und Foxxy Love versucht nicht nur mit ihrer Schlampenvergangenheit abzuschließen sondern auch Frieden mit ihrem Vater zu machen...

 

„Drawn Together“ist eine der Serien, bei der sich die Geister scheiden dürften, da der Humor gelinde gesagt etwas speziell ist. Gags die unter die Gürtellinie gehen, sind Programm, genau so wie ein Trommelfeuer aus Fäkalwitzen, die auch grafisch gezeigt werden.

Die Figuren der Serie sprechen aus, was sonst nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird. Sie sind rassistisch wie Clara, nutzen jede Gelegenheit aus, sich über Dicke wie Toot lustig zu machen und sie zu hänseln, zeigen sich stellenweise homophob und führen ein ausgesprochen hemmungsloses Sexleben. Selbst die sonst so keusche Clara lässt sich immer wieder zu Handlungen verführen, für sie sich schämen müsste und gibt sich Foxxy hin, die sie normalerweise als Schlampe verachtet.

Tabuthemen wie ungewollte Schwangerschaften und Homosexualität werden offen gezeigt, auch vor Fetischen und Bondage macht die Serie nicht halt. Die Figuren benehmen sich amoralisch, schlagen ständig über die Stränge und machen sich trotzdem kein oder nur selten ein Gewissen.

Stellenweise schimmert schon die Satire durch, gerade wenn gesellschaftliche Normen ad absurdum geführt werden und sogenannte „amerikanische Werte“ durch den Kakao gezogen werden. Auch die Familie und das Streben nach Harmonie werden auf die Schippe genommen, ebenso wie die Doppelmoral, die in manchen Schichten vorherrscht. Immerhin machen sich die Autoren und Produzenten auch über die Ikonen der amerikanischen Popkultur lustig, sowohl die heilen Welten eines Walt Disney als auch die moralisch integren Superhelden bekommen ihr Fett weg. Und Xandir mag für all die Videospielhelden stehen, die stellenweise etwas tuntig wirken und mehr mit ihren Gefährten abhängen als der Frau, der angeblich ihr Herz gehört, weil sie eben wieder einmal gerettet werden muss.

Allerdings geht das meiste in dem anarchischen Brachialhumor unter, der zwar noch halbwegs jugendfrei ist, aber nicht wirklich dezent und tiefgründig. Wenn jemand meint, dass er kotzen müsse, tut er dies auch. Auf jemanden zu urinieren wird ebenfalls wörtlich genommen.

Das Spiel mit Exkrementen und vulgären Eindeutigkeiten ist nicht immer lustig, gerade wenn es gehäuft in Folgen vorkommt. Ebenso bleibt das Lachen gelegentlich im Hals stecken, wenn sich die Gemeinheiten wieder einmal gegen eine der Randgruppen richten.

Daher muss jeder selbst für sich entscheiden, ob und wie lange er die Serie ertragen kann, da diese Art von Humor den wenigsten liegen dürfte.

Polyband präsentiert die Serie unzensiert und extended. Allerdings hat man nur die Szenen ohne Text in die Folgen eingebunden, alle anderen befinden sich im Bonusmaterial, weil man ganz offensichtlich die Zuschauer schonen wollte, die keinen untertitelten Originalsequenzen in der Serie mögen. Weitere Extras sind Audiokommentare mit den Sprechern der Figuren und der Crew zu ausgewählten Folgen, ein Karaoke Sing-Along, Interviews behind the Scenes und nicht zuletzt die TV.-Spots.

 

Alles in allem ist die „Drawn Together“-Box eine nette Sammlung für alle Fans der Serie und ihres brachialen Humors, die allerdings nicht ganz das verspricht, was auf dem Cover steht, da gerade geschnittene Szenen, die mit Text waren nur als Deleted Scene beigefügt wurden. Wer jedoch darüber hinweg sehen kann, wird mit den drei Staffel seinen Spaß haben können.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404201612289dd06fb2
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DVD:

Drawn Together – Die Komplette Serie

Zeichentrickserie

36 Folgen, USA 2008/9

Regisseure: Dave Jeser, Matthew Silverstein und Bill Freiberger

Komponist: Eban Schletter

Format: Dolby, PAL, RC 2

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)

Bildseitenformat: 4:3 - 1.33:1

Umfang: 6 DVDs

FSK: 16

Polyband, 28. Oktober 2011

Spieldauer: 720 Minuten

 

ASIN: B005DV42XM

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 30.11.2011, zuletzt aktualisiert: 21.12.2023 16:17, 12239