Filmkritik von Cronn
»Im Krieg ist das erste Opfer die Wahrheit.«
Dieses Zitat wird dem amerikanischen Republikaner Hiram Johnson zugeschrieben und zeigt auf, mit welchen Problemen sich Politik und Zeitgeschichte auseinandersetzen müssen. Die Praxis des Krieges unterscheidet sich oftmals stark von den Bekundigungen der offiziellen Stellen. Das war schon in früheren kriegerischen Auseinandersetzungen der Fall und ist es heute noch.
Die Praxis der amerikanischen Drohnenangriffe ist sehr umstritten. Wo schon im Ersten Golfkrieg der Anschein eines »sauberen« Krieges erweckt werden sollte, indem Fernsehbilder von Cruise Missiles-Kameras gezielte Angriffe ohne Tote zeigten, ist dies heute nicht der Fall. Die Aufnahmen der Tötungen gelangen zumeist nur über Whistleblower an die Öffentlichkeit, ansonsten verbleiben sie im Bereich der CIA.
Mit der Praxis dieser Angriffe beschäftigt sich die Dokumentation Drone – This Is Not A Game! des norwegischen Regisseurs Tonje Hessen Schei aus dem Jahr 2014, die nun hierzulande von der Alive-AG auf DVD und Blu-Ray herausgebracht wird.
Doch zunächst soll ein genauerer Einblick in den Inhalt gegeben werden.
Verlagsinfo:
Immer ausgefeiltere, unbemannte Waffensysteme werden entwickelt, denn die Drohnen-Flugkörper verursachen nur einen Bruchteil der Kosten eines herkömmlichen Kampfjets. Doch was bedeutet das für die Zukunft der Kriegsführung? Machen es die neue Technologie und die großen Distanzen zu leicht, Menschen zu töten? Diese preisgekrönte Dokumentation gibt dem geheimen Drohnenkrieg viele Gesichter und erforscht die Konsequenzen dieser neuartigen Kriegsführung für alle Beteiligten.
Sie steuerten jahrelang Kampfflugzeuge: Die beiden ehemaligen Drohnen-Piloten Brandon Bryant und Michael Haas haben über Jahre ihre Gegner durch die Drohnenkameras beobachtet und, wenn sie ihrer Identität sicher waren, den entscheidenden Knopf gedrückt. Ihre »Kunst« der Kriegsführung hatten sie schon früh mit Videospielen gelernt. Dann kam die CIA, warb sie an und trainierte sie, mit ihren Joysticks Menschen zu töten. Jahrelang. Jetzt leiden beide unter dem posttraumatischem Syndrom. In einfühlsamen Interviews berichten Brandon Bryant und Michael Haas sowie viele weitere Betroffene über ihren »Kriegsalltag«. Im Jahr 2015 erhielt Brandon Bryant zurecht für seine offene und ungeschönte Erzählweise den Whistleblower Award Of The Year!
Der offizielle Pressetext fasst die wesentlichen Merkmale sehr gelungen zusammen. Daher kann sofort zur Kritik übergegangen werden.
Kritik:
Der norwegische Regisseur Tonje Hessen Schei macht schnell klar, wofür sein Herz schlägt. Die Dokumentation bezieht klar Stellung gegen den Drohnenkrieg und lässt Opfer und Täter zu Wort kommen, letztere sind ebenfalls Opfer geworden.
Das sollte ein Rezipient der Dokumentation wissen, bevor er sie sich anschaut. Damit soll keineswegs der Wert des Films geschmälert werden, doch ist er unter einem objektiven Blickwinkel gesehen, tendenziös.
Handwerklich ist »Drone – This Is Not A Game!« sauber produziert. Es kommen Filmaufnahmen aus Pakistan vor, wo Unterstützer von Menschenrechtsorganisationen versuchen, der Bevölkerung zu helfen. Zugleich wurde in den USA mit dem Whistleblower Brandon Bryant ein Interview geführt. Die Passagen, in denen US-Militärs auf einer LAN-Party nach potentiellen Interessenten für ihr Drohnen-Projekt Ausschau halten, sind bedrückend real mit der Handkamera festgehalten.
Fazit:
Zusammengenommen ergibt sich ein Plädoyer gegen den Drohnenkrieg, das fesselt und nachdenklich macht.
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