Dunkelheit im Spiegelland von Christina Henry
Reihe: Die Chroniken von Alice Band 3
Rezension von Matthias Hofmann
Zwei Romane hat Christina Henry ihrer düsteren Interpretation von Lewis Carrolls Kinderbüchern Alice im Wunderland (1865) und Alice hinter den Spiegeln(1871) geschrieben. Mit großem Erfolg, denn anschließend widmete sie sich weiteren Stoffen für die Kleinen, um sie für Freunde des wohligen Grusels zu adaptieren. Angekündigt ist u. a. Albtraum im Nimmerland, wo wir einen Peter Pan kennenlernen, dessen Verhalten so gar nicht mit dem der Kindheitserinnerungen übereinstimmt.
Zunächst hat der deutsche Verlag Penhaligon aber noch einen dritten Alice-Band dazwischengeschoben. Unter dem Titel Dunkelheit im Spiegelland wird jedoch kein Roman geboten, sondern eine Sammlung von vier Novellen.
Bis auf die erste Geschichte (Ein bezauberndes Wesen), die von Alices Schwester Elisabeth erzählt und deren Perspektive auf die Geschehnisse um Alice zeigt, setzen die anderen drei Kurzromane da ein, wo die Handlung von Band 2 aufhörte. Eigentlich hätte man es dabei belassen können, aber so bieten sich Christina Henry Möglichkeiten, ihre bitter-böse Alice-im-Wunderland-Interpretation mit weiteren Informationen auszuführen und zu ergänzen. Und natürlich wird heutzutage eine Kuh so lange gemolken, bis sie keine Milch mehr gibt. Hier ist es gerade noch einmal gut gegangen.
Während »Ein bezauberndes Wesen« nicht wirklich viel Neues bietet und mitunter etwas langweilig geraten ist, können die anderen drei Episoden durchaus unterhalten. Man sollte jedoch keine erzählerische Meisterleistung erwarten, sondern grundsolide Fantastik.
Am besten schneidet Als ich zum ersten Mal in die Stadt kam ab. Hier erzählt Christine Henry die Vorgeschichte von Axtmörder Hatcher. Wie er von Nicholas, der sei große Liebe gefunden hat, zum psychopathischen Killer wurde, erinnert an die besten – und brutalsten – Phasen des ersten Romans.
Freunde dieser Art von dunkler, märchenhafter Fantasy werden auch diesen dritten Band mögen. Man sollte auf jeden Fall die ersten beiden Teile gelesen haben und auch Lewis Carrolls Vorlage in groben Zügen kennen, um den vollen Lesegenuss zu erzielen.
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