Hörspiel
Reihe: Point Whitmark 27
Rezension von Markus Mäurer
Rezension:
Das Eiland der Gespenster ist die 27. Folge der Hörspielreihe Point Whitmark. Nach so vielen Folgen müssen die Macher aufpassen, dass keine durchschnittliche Routine einkehrt. Dasselbe gilt für Rezensenten. Deshalb werde ich meine Kritik dieses Mal etwas anders beginnen.
Ich bin ein Kassettenkind. In den 80er Jahren aufgewachsen, bewaffnet mit einem Kassettenrecorder und den üblichen verdächtigen Hörspielen aus dem Hause Europa. Die Fünf Freunde, TKKG und vor allem Die Drei Fragezeichen. Von all diesen Hörspielen mit all ihren Folgen ist meine Lieblingsfolge Die Drei Fragezeichen und das Gespensterschloss. Denn es ist das gruseligste Hörspiel, das ich kenne und alle nachfolgenden Hörspiele mit Gruselanspruch mussten sich an diesem Meisterwerk messen. Es hat es geschafft, mich als jungen Hörer, in die Situation der drei Hauptdarsteller zu versetzten die ein unheimliches Spukschloss erkunden. Bei jedem hallenden Schritt konnte ich die Gänsehaut spüren, die der aufsteigende Nebel (durch Trockeneis erzeugt), und die dunkle Leere erzeugten. Dieses Gefühl, das dafür sorgte, dass ich mich unter der Bettdecke zusammengekauerte, ist es, das ich bei jedem gruseligen Hörspiel aufs Neue suche.
Der Titel Eiland der Gespenster weckt unter diesen Voraussetzungen natürlich entsprechende Erwartungen, und im Folgenden versuche ich zu klären, ob Folge 27 aus Point Whitmark diese erfüllt.
Dichter Nebel liegt über Stadt (schon mal eine gute Voraussetzung), ein konspiratives Treffen auf dem Friedhof (noch besser) und ein merkwürdiges Gespräch zwischen Pater Callahan und einem scheinbar geistig und religiös verwirrten älteren Mann, das dazu führt, dass. Tom, Jay und Derek im Auftrag von Pater Callahan im Haus des alten Eldridge Buchanan übernachten. Das Haus liegt an einem Stausee (auch bestens für Gruselelemente geeignet, können dort doch die Gespenster von Ertrunkenen rumspuken), an dem eine mysteriöse Frau ohne Gesicht ihr Unwesen treibt.
Die Grundstory an sich, gibt nicht sehr viel her. Eldriges Frau ertrank im See, nun wird er von ihr heimgesucht und seine Angestellten und einige Dorfbewohner verhalten sich verdächtig. Eine klassische klischeehafte Geschichte, die den Drei vom Radiosender nicht viel Detektivarbeit abverlangt. Trotzdem schafft es die atmosphärisch dichte Inszenierung, von Anfang an Spannung zu erzeugen. Das Highlight ist ein Showdown auf dem stockdunklen See, auf dem, die Drei unaufhaltsam auf die tosenden Massen der Staumauer zu treiben.
Der Titel der Episode, »Eiland der Gespenster« passt allerdings nicht wirklich zur Handlung, die einfach zu viele klassische Gruselklischees bedient. Nach 26 Folgen ist es natürlich schwierig noch immer eine originelle Geschichte in der Umgebung von Point Whitmark zu kreieren und hier schleicht sich dieses Mal tatsächlich Routine ein. Nach der tollen Idee einer Mittelalterstadt in Folge 26 Die Diener der Pest, bewegt sich die Serie leider auf etwas ausgetretenen Pfaden. Allerdings beweisen die Macher, dass sie auch Abseits von »durchgeknallten« Ideen klassischen Gruselstoff inszenieren können.
Diese Folge setzt von Anfang an auf eine unheimliche Atmosphäre, die sie bis zum Schluss halten kann. Jay, Tom und Derek irren im Nebel umher, bekommen es mit einer geisterhaften Erscheinung zu tun und geraten wieder mal in größte Gefahr. Über die schwächen in der Story kann man aufgrund der tollen Atmosphäre hinwegsehen. Die Sprecher liefern durchweg eine gute Leistung ab und die soundtechnische Inszenierung ist wie immer hervorragend. Das Cover gibt stimmungsvoll die Szenerie der Folge wieder.
Fazit:
»Eiland der Gespenster« bietet solide Spannung und Unterhaltung, auch wenn sie es nicht ganz schafft, die oben genannten Erwartungen zu erfüllen.