Eine amerikanische Familie (Autor: Matthew Sharpe)
 
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Eine amerikanische Familie von Matthew Sharpe

Rezension von Tobias Thieme

 

Während einer Halloweenparty in der Schule seiner beiden Kinder bricht Bernard Schwartz plötzlich zusammen. Mitten in die große Schüssel Bowle. Die Aufmerksamkeit aller Gäste ist ihm damit sicher, was er allerdings nicht zur Kenntnis nehmen kann, da er einen Schlaganfall erlitten hat. Daraufhin fällt Bernard ins Koma und lässt zwei ratlose und aufgelöste Teenager zurück.

Seinen siebzehnjährigen Sohn Chris, der ein ziemlicher Klugscheißer mit einem gewöhnungsbedürftigen Humor ist und die sechzehnjährige Cathy, die vom Judentum zum Katholizismus wechselt und des öfteren an Selbstmord denkt.

Diese beiden Jugendlichen sind in den nächsten Wochen gezwungen ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ihre Mutter ist Anwältin, wohnt inzwischen in Kalifornien und lebt mit ihrem Gärtner in einer offenen Beziehung, wie sich später herausstellen wird.

So pendeln die beiden in den nächsten Wochen also zwischen ihrem Haus und dem Krankenhaus, zwischen Schule und Haushalt.

Chris verliebt sich in die behandelnde Ärztin seines Vaters, Lisa Danmeyer, die ein wenig frustriert daherkommt und scheinbar nur für ihren Beruf lebt. Die Art wie Chris seine Liebe zum Ausdruck bringt ist allerdings sehr ungewöhnlich und zweifelhaft, dafür aber stellenweise sehr amüsant für den Leser.

Zur gleichen Zeit entdeckt Cathy zufällig eine Selbsthilfegruppe für misshandelte Frauen und freundet sich mit einer der Teilnehmerinnen an, wobei auch diese Freundschaft alles andere als gewöhnlich ist und in einem bewaffneten Raubüberfall endet.

Als Bernard Schwartz aus dem Koma erwacht kann er sich nicht mehr an alles erinnern und kann außerdem kaum noch sprechen. Mithilfe seiner Kinder und einer Sprachtherapeutin, in die Chris sich verliebt und mit der er eine kurze Affäre hat, lernt Bernard die grundlegenden Begriffe der Sprache neu.

Schließlich darf Bernard Schwartz offiziell wieder nach Hause zurück, was das Leben seiner Kinder aber nicht leichter macht...

 

Wer eine einfühlsam geschriebene Familiengeschichte erwartet, was man bei dem Titel „Eine amerikanische Familie“ annehmen könnte, wird wohl restlos enttäuscht werden. Einfühlsam schreibt Matthew Sharpe eher selten. Sein Roman ist voll von schwarzem Humor und allerlei Absurditäten.

Schon seine Romanfiguren sind alles andere als normal. Chris und Cathy fallen wohl etwas aus dem Raster des typischen Jugendlichen und sind auch sonst anders als andere Kinder. Aber Chris Humor und seine große Klappe sorgen für eine ganz Reihe von witzigen Dialogen, aber auch einigen absurden und geschmacklosen Stellen.

Mit der religiösen Cathy geht es einem da nicht anders. Sie scheint die vernünftigere von den beiden, aber als normal kann auch sie nicht bezeichnet werden.

Da stehen Chris bester Freund und Cathys spätere Liebschaft, Frank Dial, sowie die Sprachtherapeutin von Bernard Schwarz in den beiden allerdings in nichts nach. Auch sie sind sehr ungewöhnliche Charaktere.

Am normalsten scheint – auch wenn es sich komisch anhört – noch Bernard Schwartz zu sein, da es für sein zugegebenermaßen auch unnormales Verhalten wenigstens eine Erklärung gibt.

 

Das alles soll aber nicht heißen das Matthew Sharpe dieser Story nicht auch eine gewisse Ernsthaftigkeit gibt. Dieses ernsthafte schwingt sehr oft in der Handlung mit, wird aber eher selten richtig ausgesprochen. Man merkt den beiden Jugendlichen ihre Verzweiflung an, vor allem durch ihr Verhalten mit dem sie diese zu kompensieren versuchen, aber sie sprechen zu keinem Zeitpunkt offen darüber.

Man merkt darüber hinaus auch, dass die beiden eine Entwicklung durchmachen. Sie werden im Laufe der Handlung selbstständiger und rücken ein wenig von ihrem Egoismus ab, den sie zu Anfang an den Tag legten, was wohl aus der Tatsache resultiert, dass sie nun ihren Vater pflegen und versorgen müssen.

 

Es ist aber eben dieser Mix, der „Eine amerikanische Familie“ ausmacht und zu einem ungewöhnlichen, aber sehr unterhaltendem Buch macht, das vor allem durch seine Charaktere lebt, die zwar teilweise einen gewöhnungsbedürftigen Humor haben, aber trotzdem gut rüberkommen.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328211627f6ff8c06
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Eine amerikanische Familie

Autor: Matthew Sharpe

Broschiert: 335 Seiten

Verlag: Aufbau Tb; Auflage: 1 (Oktober 2006)

ISBN: 3746622670

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 03.12.2006, zuletzt aktualisiert: 26.03.2024 19:17, 3157