Eine Handvoll Venus (Autoren: Frederik Pohl und Cyril M. Kornbluth)
 
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Eine Handvoll Venus von Frederik Pohl und Cyril M. Kornbluth

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Gigantische Werbeagenturen beherrschen die Welt des 21. Jahrhunderts, die politischen Institutionen sind zu Attrappen verkümmert, die Bürger nichts weiter als statistisch erfasste Konsumenten. Doch als sich das angebliche Geschäft des Jahrhunderts - die Besiedlung des Planeten Venus - als Flop herausstellt, kommt es zu unkontrollierbaren Folgen: Die Konsumenten rebellieren … Mit Eine Handvoll Venus haben Frederik Pohl und Cyril M. Kornbluth die ultimative Satire auf den modernen Kapitalismus geschrieben - und zugleich ein großartiges Science-Fiction-Abenteuer.

 

Rezension:

Die Heyne-Reihe Meisterwerk der Science Fiction ist seit jeher eine beeindruckende Möglichkeit, seine Sammlung um jene Bände zu erweitern, die mehr oder weniger zum Kanon des Genres gehören und sogar in vielen Fällen Einfluss auf die gesamte Literatur hatten und auch noch haben.

Der analytische und weitreichende Blick auf die moderne Konsumgesellschaft stammt aus dem Jahre 1952 und wirkt fast durchgehend so treffend und prophetisch, dass allein dies schon ausreichen könnte, um »Eine Handvoll Venus« zum Klassiker zu stempeln. Allerdings würde diese Reduzierung dem Werk nicht annähernd gerecht werden – auch die rasante Handlung sorgt für allerlei Kurzweil.

 

Wie Richard Morgan in seinem Vorwort erläutert, entstand der Roman auf der Grundlage einiger Fortsetzungen, die zunächst in einem SF-Magazin erschienen und so auch die Ursache bilden für das Fehlen eines großen Spannungsbogens und dafür mit mehreren kleinen und diversen Cliffhangern arbeitet. Das erzeugt nicht nur ein Gefühl der ständigen Spannung, verbunden mit einer entsprechenden Erwartungshaltung, es verklärt das Romanende auch eher zu einer offenen Warteschlange, aus der noch etwas kommen müsste.

Tatsächlich erschien eine Fortsetzung 1984 unter dem Titel The Merchant’s War (dt. Ehrbare Kaufleute und ein kleiner Krieg auf der Venus), in der die perfiden Mechanismen einer Werbe-Gesellschaft zwar weiter zugespitzt werden, es aber eher konventionell zugeht.

 

Die Grundidee von Eine Handvoll Venus ist so nahe liegend, wie erschreckend. In jener düsteren Zukunft führte die Macht der Werbung dazu, dass Werbeagenturen auch tatsächlich Macht ausüben und über ein bewusstes Steuern des Konsumverhaltens komplette Industrien, ja sogar ganze Staaten kontrollieren. Das führt zu kriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen Konkurrenzunternehmen.

Als die Firma von Mitchell Courtenay den Zuschlag erhält, das Besiedlungsprojekt der Venus zu vermarkten, gerät der frisch zum Projektleiter ernannte Karrieremann in eine solche Auseinandersetzung. Plötzlich vom Startexter zum einfachen Verbraucher degradiert, lernt er die Welt von unten kennen und setzt alles daran, sein altes bequemes Leben zurück zu erlangen. Dabei lässt er sich nicht nur auf die geheime Opposition ein, er lernt auch unmerklich sein Leben neu zu bewerten. Diese Wandlung vollzieht sich dabei eher in Reaktion auf die immer tiefere Erkenntnis der eigentlichen Gesellschaftsstrukturen, als in einer psychologischen Läuterung. Typisch für das Golden Age, lassen die Autoren ihre Figur durch die Handlung stolpern, eher Spielball als aktiver Motor. Dennoch verliert Mitch nie wirklich die Kontrolle, stets ist er auch der Analyst, der mit entsprechenden Strategien alles in den Griff zu bekommen versucht.

Das letztlich auch er nur die Summe seiner kreatürlichen Bedürfnisse ist, durchzieht den ganzen Roman unterschwellig und macht ihn so glaubwürdig. Obwohl Mitch nie wirklich die Sympathien des Lesers gewinnen kann, ist er stets als Mensch zu erkennen, bleiben seinen Motive nachvollziehbar. Das färbt auf den gespenstischen Hintergrund ab, der nicht nur böse realistisch erscheint, sondern auch hoffnungslos, zum Widerstand zwingend.

Vielleicht aber widerstehen wir der Werbung und bewahren uns unsere Freiheit, dank solcher mahnenden Visionen.

 

Das Cover von Arndt Drechsler besticht durch eine congeniale Interpretation. Obwohl die Getränkefirma gar nicht auftaucht im Roman, ist sie sehr wohl darin enthalten. Drechsler setzt diese Andeutung markant um. Der riesige Werbeslogan auf der Venus fasst die Richtung des Romans so simpel wie eindeutig zusammen.

 

Fazit:

»Eine Handvoll Venus« ist ein rasantes Lehrstück über Zukunft, in der Werbung und deren Schöpfer unser Leben bestimmen. Düster und sarkastisch – eine Vision, die ohne Zweifel moderner ist, als viele ihrer heutigen Enkel.

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Buch:

Eine Handvoll Venus

Autoren: Frederik Pohl und Cyril M. Kornbluth

Original: The space merchants, 1952

Übersetzung: Helga Wingert-Uhde und Werner Bauer

Cover: Arndt Drechsler

Taschenbuch, 301 Seiten

Heyne, 1. Dezember 2008

 

ISBN-10: 3453523946

ISBN-13: 978-3453523944

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 27.02.2009, zuletzt aktualisiert: 11.08.2024 14:18, 8309