Elfenfluch von Nancy Farmer
Rezension von Bine Endruteit
„Elfenfluch“ ist die Fortsetzung von Nancy Farmers Roman „Drachenmeer“. Allerdings sind beide Bücher komplett in sich abgeschlossen und lassen sich auch unabhängig voneinander lesen.
Der Junge Jack lebt als Bauernsohn mit seiner Familie auf dem Land. Bei einer Zeremonie, bei der das Neufeuer entzündet wird, soll seine Schwester Lucy die ehrenvolle Aufgabe übernehmen, mit einer Kerze die neue Flamme an alle Dorfbewohner weiterzureichen. Doch das quengelige Mädchen will in dieser Nacht unbedingt eine silberne Kette tragen, obwohl es eigentlich nicht erlaubt ist, Metal mit sich zu führen. Als ihr Vergehen am Abend bemerkt wird, ist es bereits zu spät: Auf die Familie hat sich ein seltsamer Fluch gelegt, der alle aggressiv werden lässt. Da nützt es auch nichts mehr, dass das hässliche Sklaven-Mädchen Page die Aufgabe übernommen hat, das Feuer zu verteilen.
Da Lucy von diesem Tag an immer merkwürdiger wird und ständig behauptet, sie sei eine verloren gegangene Prinzessin, beschließt die Familie, zu einem Kloster zu gehen, wo ihr geholfen werden kann. Jack und sein Vater begleiten sie ebenso wie der Barde, bei dem der Jack lernt, das Mädchen Pega und der Mönch Aiden. An der Quelle des Filian soll Lucy ihr kleiner Dämon ausgetrieben werden, doch was passiert, ist etwas ganz anderes. Die Mönche im Kloster sind nicht vertrauenswürdig und halten sogar eine Elfe gefangen. Als sie dann noch Lucy schlecht behandeln, wird Jack wütend, und entfesselt die Erdmagie. Das führt tragischerweise dazu, dass ein riesiges Erdbeben entsteht, und großes Unheil anrichtet. Lucy ist von diesen magischen Mächten begeistert und lässt sich mitnehmen ins Elfenland. Und auch das Wasser verschwindet durch ein riesiges Loch im Boden. So bekommen Jack, Pega und der Ex-Sklave Brutus die Aufgabe, sowohl das Wasser, als auch Jacks kleine Schwester zurück zu bringen. Wird das Vorhaben gelingen? Was erwartet die Gruppe in dieser fantastischen Welt?
Die Autorin Nancy Farmers schreibt unglaublich fesselnd. Ihre Figuren sind gut ausgearbeitet, so dass man leicht mit ihnen fühlen kann. Jack hat schon ein großes Abenteuer erlebt und weiß sogar, wie man sich als Sklave fühlt. Erwachsen ist er aber immer noch nicht und hat noch viel zu lernen. Er ist nicht der perfekte Held, sondern hat gute und schlechte Seiten, so wie die Leser auch, deswegen können wir uns gut mit ihm identifizieren. Auch Pega ist eine außergewöhnliche Protagonistin. Sie ist ein Mädchen, das extrem hässlich und deswegen eine Sklavin ist und das auch schon von oft von einem Besitzer an den nächsten weitergegeben wurde. Sie ist ein interessanter Charakter, der im Laufe der Zeit eine intensive Entwicklung durchmacht. Freunde der Nordmänner werden sich über ein Wiedersehen mit Thorgil, der Schildmaid, freuen. Es dauert nicht lange, bis sie zu der Gruppe stößt und sie bei ihrem Abenteuer begleitet.
„Elfenfluch“ ist ein Fantasyroman, der sich auf Sagen und Mythen stützt. Dabei ist außergewöhnlich, dass gleich mehrere verschiedene Kulturen aufeinander treffen. Da gibt es zum Beispiel Jack als Lehrling eines Barden, die Mönche und das Christentum aber auch Thorgil, eine Anhängerin Odins. In ihrem Roman macht die Autorin deutlich, wie sie alle miteinander verbunden sind und dass sie teilweise einen gemeinsamen Ursprung haben.
Die Handlung überrascht durch unerwartete Wendungen. Es ist nie ganz klar, wohin sich die Geschichte entwickelt und wer welche Rolle spielen wird. Das sorgt dafür, dass die Spannung sehr gut gehalten wird und man an die Seiten gefesselt wird. Somit ist „Elfenfluch“ eine gelungene Fortsetzung seines Vorgängers und weiß seine Leser wieder zu begeistern.
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