Elfenlied von Bernhard Hennen
Reihe: Die Elfen Band 5
Rezension von Christel Scheja
Mit seinen Romanen aus der Albenmark und dem Fjordland hat sich Bernhard Hennen in die Herzen vieler Fantasy-Fans geschrieben. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen gelang es ihm einen historisch wirkenden Hintergrund zu erschaffen, vor dem er verschiedene nordische und keltische Mythen mit seiner eigenen Fantasie in einen vertrauten und dann doch wieder fremden Umfeld miteinander verwob.
Die Saga um „Die Elfen“ und den „Elfenritter“ wurden zu Bestsellern im Fantasy-Bereich, weil sie abwechslungsreiche und spannende Abenteuer boten. In „Elfenlied“ geht der Autor jedoch einen anderen Weg.
Zunächst erzählt er in „Gandas Geschichte“ einiges über die junge Ganda Silberhand, die in „Elfenlicht“ erstmals auftritt und sich dabei ein wenig mit dem Schwertmeister Ollowain anfreundet. Die fuchsköpfige Lutin gehört zu den niederen Rassen der Albenmark, die von den Elfen nicht gerade gleichberechtigt behandelt werden. Da sie schon früh ihre eigenen unangenehmen Erfahrungen macht, schließt sie sich ohne zu zögern einer Widerstandsgruppe an und steigt zu einer der Anführerinnen auf. In Verkleidung gelingt es ihr, sich nicht nur am Hof der Elfenkönigin Emerelle einzuschleichen und dort wichtige Dinge zu erfahren, sondern später auch zu einer der Beraterinnen des Trollkönigs zu werden, als der Krieg zwischen den Rassen in eine entscheidende Phase tritt. Dann aber entdeckt sie Spuren einer Verschwörung, die alle Völker der Albenmark in Mitleidenschaft ziehen, wenn nicht sogar zerstören könnte. Und nun muss sie handeln, um das Schlimmste zu verhindern.
Man merkt, dass er mit der Novelle einer Figur, die im ursprünglichen Roman aufgetaucht ist noch ein wenig mehr Farbe und Leben geben wollte. Das ist ihm durchaus gelungen, auch wenn der Erzählstil weit märchenhafter ist als man es von ihm aus den großen Zyklen gewohnt ist.
„Mondblütes Blattlyrik“ ist ein gleichermaßen interessanter wie auch irritierender und nur schwer zu verstehender Gedichtzyklus, den eine Blütenfee nach einem ganz bestimmten Muster verfasst haben soll. Die kurzen Verse sind sicherlich nicht jedermanns Sache, können aber eine gewisse Faszination am Spiel der Worte nicht leugnen. Man merkt hier sehr deutlich, wie viel Spaß der Autor am Ersinnen immer neuer Werke hat. Tatsächlich sollte man nicht mehr als drei oder vier Gedichte pro Tag lesen, da es einem sonst zu viel werden könnte.
Neben diesen beiden Textblöcken gibt es noch einen Überblick über die bisher erschienenen Elfen-Romane, eine recht oberflächliche Zeittafel und ein Vorbericht zu dem im Herbst erscheinenden Bildband „Elfenwelten“, aus dem auch bereits einige Fotografien im Bildteil zu bewundern sind.
„Elfenlied“ ist ein Buch an dem sich die Geister scheiden werden, da es ganz anderes ist als die bereits erschienenen Zyklen, da Lyrik – und vor allem so ungewöhnlich gestaltete – kaum jemandem wirklich gefallen dürfte und auch die Geschichte um Ganda mit keinen wirklichen Überraschungen aufwartet. Zudem fehlt die Mischung aus Abenteuer und Beschreibung, die viele von ihm gewohnt sind.
Alles in allem ist der Band eher ein Liebhaber-Stück für all diejenigen, die das Universum an sich schätzen und sich über diese ungewöhnlichen Facetten dieses Kosmos freuen können. Letztendlich sollte man sich das Buch genau anschauen ehe man es erwirbt, denn für das Verständnis der Zyklen ist es nicht notwenig und auch keine unabdingbare Ergänzung.
Fans abenteuerlicher Fantasy-Romane könnten von „Elfenlied“ schwer enttäuscht werden, da der Band so gar nicht ihren Erwartungen entsprechen dürfte. Nur diejenigen, die den Kosmos von Bernhard Hennen an sich mögen und auch für Experimente offen sind, werden vermutlich ihren Spaß an dem Buch haben. Auf jeden Fall sollte man es sich in der Buchhandlung erst einmal genau anschauen und nicht unbesehen kaufen, um zu entscheiden, ob man mit den Inhalten warm werden kann.