Engelszorn von Nalini Singh

Reihe: Gilde der Jäger, Bd. 2

Rezension von Christel Scheja

 

In ihrem neuen Zyklus, beschäftigt sich Nalini Singh nicht länger mit Gestaltwandlern und Medialen sondern entführt in eine noch fernere Zukunft. Die Engel haben die Macht über die Erde übernommen und unter sich aufgeteilt.

Sie beherrschen ihre Territorien mit eiserner Hand und schenken Menschen gelegentlich die Unsterblichkeit, in dem sie diese zu Vampiren machen. Nur hin und wieder gehen sie noch ein Stück weiter und verwandeln Sterbliche in ihresgleichen.

 

So wie Elena Deveraux. Sie ist zuvor eine der erfolgreichsten Jägerinnen im Dienste des Erzengels Raffael gewesen. Für ihn hat sie abtrünnige Engel und Vampire aufgespürt, gefangen genommen und gegebenenfalls auch vernichtet. Als sie jedoch im Kampf gegen Uriel so schwer verwundet wird, dass es keine andere Möglichkeit mehr gibt, um ihr Leben zu retten, gibt ihr Raffael die Chance, sich in einen Engel zu verwandeln. Da er ein Auge auf die stolze Jägerin geworfen hat, will er sie um jeden Preis bei sich behalten.

Mehr als ein Jahr später erwacht Elena aus dem Koma, in dem sie gelegen hat. Äußerlich und innerlich gewandelt, versucht sie sich zurecht zu finden, was nicht immer einfach ist, da sie vieles neu lernen muss und auch immer noch genug Schwächen besitzt. Außerdem verwirren Raffaels Annäherungen ihre Sinne, denn er übt nun mehr denn je einen sexuellen Reiz auf sie aus.

Doch gerade die Nähe zu ihm hilft ihr schon bald stärker und sicherer zu werden. Das erweist sich auch als vorteilhaft, als Lijuan, die älteste der Engel und Herrin über den Tod, Elena und Raffael zu sich einlädt. Beide kennen sie gut genug, um zu wissen, dass dies nicht ohne Hintergedanken geschieht und sie noch mehr mit ihnen plant.

Denn fast zeitgleich werden immer wieder Personen mit Dolchen aus dem Besitz der Gilde der Jäger ermordet. Die Spur zieht sich deutlich in Elena Richtung, so dass eines klar wird – jemand will sie um jeden Preis los werden und er könnte durchaus mit Lijuan unter einer Decke stecken.

 

Sicherlich sind die Szenarien, die Nalini Singh für ihre Romanzen entwirft exotisch und interessant, aber sie bleiben auch nicht mehr als Staffage. Das wird vor allem in „Engelszorn“ deutlich.

Auch wenn man das ein oder andere Detail über die Gesellschaftsstruktur der Unsterblichen erfährt, die vom Recht des Stärkeren und strengen Gesetzen weniger dominiert werden, so steht doch die Beziehung zwischen Raffael und Elena im Vordergrund. Beide leben sie diesmal in vollen Zügen aus – vor allem in erotischer Hinsicht.

Es gibt sehr viele Sexszenen, die nur notdürftig von einer eher schwachen Rahmenhandlung zusammengehalten werden, die Bedrohung durch Rivalen und alte Feinde spielt eher eine untergeordnete Rolle und wird gerade zum Ende hin sehr schnell abgehandelt.

Letztendlich ist es auch nicht wichtig, was der männliche Protagonist ist – seine herausragenden Eigenschaften Stärke und Dominanz mit einem Hauch Grausamkeit könnte auch jeder leidenschaftliche menschliche Macho an den Tag legen. Die übersinnlichen Kräfte sind dabei nicht von Bedeutung.

Alles in allem strotzt „Engelszorn“ nur so von den Klischees, wie man sie heute zuhauf in paranormalen Romanzen findet. Diese sorgen zwar dafür, das Fans von Liebesgeschichten genau das erhalten, was sie erwarten, sich der Genrefan aber eher mit Grauen abwendet, wenn er nicht auch ein Fable für leidenschaftliche Beschreibungen hat.

 

Alles in allem ist „Engelszorn“ zwar eine kurzweilige stark erotische angehauchte Geschichte mit einem leichten Thriller-Anteil, die phantastischen Elemente sind aber reine Staffage um eine ansonsten recht konventionelle und auf den Liebes- beziehungsweise Beziehungsaspekt reduzierte Handlung zu kaschieren.

 

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