Es ist was faul (Autor: Jasper Fforde)
 
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Es ist was faul von Jasper Fforde

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Wird Thursday Next die Welt retten können? Und wer passt auf ihren Sohn auf, während sie es versucht?

 

Nach jahrelangem Aufenthalt in der BuchWelt kehrt Agentin Thursday Next mit ihrem zweijährigen Söhnchen Friday und Hamlet, dem bekannten Dänenprinzen, in ihre Heimatstadt Swindon zurück. Im Haus ihrer Mutter warten freilich schon andere Gäste auf sie: Lady Hamilton und Fürst Bismarck, der den deutsch-dänischen Krieg von 1864 zu vermeiden versucht.

 

Ansonsten sind es keine guten Zeiten für Dänen: Der tückische Yorrick Kaine versucht sich auf einer Welle von anti-dänischen Ressentiments zum Diktator von England ernennen zu lassen, und wenn es Thursday Next nicht gelingt, den Swindon Mallets zum Sieg beim SuperHoop (der Krockett-Meisterschaft) zu verhelfen, werden Kaine und die Goliath Corporation die Welt in den Untergang führen. Eigentlich erstaunlich, denn Goliath bereut (angeblich) alle Sünden und möchte als Religionsgemeinschaft anerkannt werden. Und was noch schlimmer für Hamlet ist: Er kann nicht zurück in die BuchWelt! Ophelia hat sein Stück umgeschrieben …

 

Rezension:

Jasper Fforde schuf in den drei vorhergehenden Bänden der Thursday Next Reihe eine Vielzahl an Figuren, die zumeist eine eigene kleine Geschichte aufweisen, entweder in bekannter Form, da sie Figuren der Weltliteratur sind oder einfach, weil Ffordes Welt von skurrilen Gestalten nur so wimmelt, die sich gegenseitig bei ihren verrückten Aktivitäten in die Quere kommen.. Damit gibt sich Fforde selbst viele Vorlagen, die er dankbar annimmt und nun zu einem weiteren Next-Roman verwandelt.

Die Auswahl an Absonderlichkeiten ist inzwischen so groß, das Fforde nach Belieben Quer- und Kreuzbezüge zu den anderen Romanen aufbauen kann. Egal was bereits passierte, nichts ist wirklich festgeschrieben und kann jederzeit negiert, manipuliert oder einfach neu geschrieben werden.

Thursday, alleinerziehende Mutter, hat einen knallharten Job, sie ist Protokollführerin der Jurisfiktion, einer Art Polizei in der Buchwelt. Zum Glück für den Leser, war doch „Im Brunnen der Manuskripte“ nicht ganz so spannend, zieht es Thursday zurück ins echte Leben und so schmeißt sie diesen Job erst einmal hin.

Doch die Realität ist nicht weniger anstrengend, als das Leben in Büchern.

Ihr Ehemann ist immer noch genichtet, das heißt nur noch in ihren Erinnerungen präsent, ihr Sohn braucht auch etwas mehr Zeit mit realen Figuren - eine nette Gorilladame als Erzieherin hat eben auch Nachteile, der Dänenprinz Hamlet soll sich in der echten Welt erholen und außerdem könnte man Yorrik Kaine endlich in die Buchwelt zurückschicken, da er gerade dabei ist, erst England und dann die ganze Welt zu beherrschen, was unweigerlich zu ihrem Ende führen wird.

Was Fforde seiner Hauptfigur alles antut, und wie Thursday Job, Familie und den Weltfrieden unter einen Hut bekommt, ist schon eine grandiose Achterbahnfahrt. Besonders die armen Dänen werden durch die Handlung geschubst und besonders in den gewohnten journalistischen Kapitelanfängen auf jede mögliche Art zu Buhmännern gemacht. Auch der berühmteste Däne, nämlich Hamlet selbst, hat es nicht leicht, in jenem alternativen England, da dutzende Schauspieler ihre persönliche Idee vom Wesen des dänischen Prinzen offenbaren und er sich voller Unglaube mit der Tatsache konfrontiert sieht, als zögerlich zu gelten.

So handelt eine ganz besondere Szene denn auch davon, wie Hamlet sich von einer geliebten Person verabschiedet, Fforde erspart uns hier etliche zauderhafte Monologe. Und natürlich ist Mel Gibson überhaupt der Größte Hamlet (in Franco Zeffirellis Verfilmung).

Augenzwinkernd vollziehen sich auch die ersten intimen Augenblicke zwischen Thursday und ihrem entnichteten Ehemann, was sogar soweit geht, dass die literarischen Figuren ihre künstliche Identität erkennen und den Leser aussperren aus Bett und Kapitel.

Thursdays Vater, geht weiterhin seinem Hobby nach, Lord Nelson die Schlacht von Trafalgar überleben zu lassen und natürlich hat das gar nichts mit Lady Hamilton zu tun. Doch Thursday hat noch weitere Hilfe, etwa von ihrem persönlichen Stalker oder...

Doch lassen wir diesen kleinen Einstieg in die komplexe Handlung so stehen. Fforde gelingt es wesentlich besser darin Ordnung zu schaffen und nicht nur einen amüsanten Roman zu schreiben, sondern auch, den wohl besten Nachfolger der Reihe zu kredenzen.

 

Zwar bemühte sich dtv auch den vierten Teil der Reihe im einheitlichen Look zu gestalten, allerdings führt die schrille Leuchtfarbe eher zu unverhoffter Aufmerksamkeit in Bus und Bahn, als dem Buch gerecht zu werden. Löblich hingegen ist die Übernahme der wunderbaren Werbung von Maggy und Stewart Toberts aus der Originalausgabe, für die sich auch Fforde in deiner Danksagung bedankt.

Die Übersetzung von Joachim Stern zeichnet den Witz und Charme des Buches gelungen nach und trägt zu einem ungetrübten Lesespaß bei.

 

Fazit:

"Es ist was faul" ist eine deutliche Steigerung des ffordeschen Humors, erneut erweist sich der Autor als ein Freund eng geknüpfter und bunt gemischter Handlungsstränge mit Figuren, so verrückt wie das wahre Leben. Es ist von Vorteil, die Vorgänger zu kennen, sonst entgeht einem ein großer Teil der Anspielungen und Running Gags.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240424102437670fdb50
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Buch:

Titel: Es ist was faul

Autor: Jasper Fforde

Reihe: Thursday Next Band 4

Original: Something Rotten, 2004

Übersetzer: Joachim Stern

dtv premium 2006, 436 Seiten

ISBN: 3423245689

Erhältlich bei: amazon


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Erstellt: 08.11.2006, zuletzt aktualisiert: 17.08.2023 13:46, 3030