Facebreaker (PS3)
 
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Facebreaker

Rezension von Björn Backes

 

Das kann ja heiter werden… In der Kategorie EA Sports Freestyle veröffentlicht die erfolgreiche Sports-Game-Schmiede nun einen Titel, der konventionelle Fighting-Action mit außergewöhnlichem Humor, schrägen Charakteren und eigenwilligen Regeln kombiniert. „Facebreaker“ ist Boxen und Freistil-Catchen zugleich und setzt letztendlich auf traditionelle Beat `em Up-Qualitäten, getragen jedoch nur von den beiden Fäusten. Witz hat das Ganze daher allemal. Doch wie schaut’s mit dem Spielreiz aus?

 

Inhalt:

„Facebreaker“ – da ist der Name eigentlich schon Programm, denn eigentlich ist das Spielsystem nicht sonderlich vielseitig. In kompakt angelegten Duellen kämpfen hier individuell zwei Charaktere ohne Bandagen und mit allem, was die Fäuste hergeben, um den dreifachen Knockout. Mit einer kleinen Auswahl von Standard-Punches und Würfen sowie einigen ausgewählten Spezialangriffen geht es über mehrere Runden, bis schließlich ein Fighter seinen Kontrahenten zum dritten Mal auf die Matte gezwungen hat – dann steht nämlich der Sieger fest.

Im Grund genommen ist der Mechanismus relativ simpel gestrickt, ebenso wie die knappen, kompakten Menüs. Die Spieler haben die Wahl, in einem normalen One vs. One-Match gegeneinander anzutreten, im Story-Modus um Gürtel und Siege gegen die KI-Gegner zu kämpfen, oder aber gemeinsam mit einem zweiten Spieler in der sogenannten Couch Royal nach weiteren Trophäen Ausschau halten. Mehrere Möglichkeiten, abseits von der obligatorischen Online-Liga, gibt es erst einmal nicht.

Letzteres ist aber angesichts des unglaublich hohen Schwierigkeitsgrades auch erst einmal gar nicht erforderlich. Insbesondere im klassischen Turnier-Modus wird man unheimlich schnell vor kaum lösbare Aufgaben gestellt, was einerseits daran liegt, dass das Spieltempo unheimlich hoch ist, andererseits aber auch an einigen Unzulänglichkeiten im Gameplay. Wer nämlich einmal ins Hintertreffen gerät, hat es sehr schwer, sich wieder aus dieser Notlage zu befreien und muss nahezu wehrlos mit ansehen, wie seine Kraftleiste langsam aber sicher schwindet. Und da bereits in den ersten Kämpfen skrupellose Bossgegner auftauchen, deren Kombinationen man kaum mehr kontern kann, ist ein gewisser Frust hier schon mal vorprogrammiert. Dabei sollte das Spiel eigentlich in erster Linie witzig sein…

 

Vom Umfang her betrachtet erfährt man schnell, warum „Facebreaker“ von Anfang an zum Low Price in die Läden gestellt wird. Gerade einmal 14 Kämpfer sind vertreten, von denen man die Hälfte erst einmal freispielen muss. Als nettes Extra-Gimmick hat man einen Editor eingefügt, in dem man seinen eigenen Charakter erstellen kann, bei Bedarf auch mit einem Comic-artig modifizierten Bild der Eye Toy-Kamera. Prinzipiell ist dieses Idee wirklich sehr nett, allerdings hat sie den entscheidenden Haken, dass die Ladezeiten unheimlich lange sind. Denn vorwiegend geht es in „Facebreaker“ ja immer noch um die Action und nicht um Äußerlichkeiten…

 

Wer nun seinen Kämpfer gewählt oder erstellt hat, sollte erst einmal in einigen Trainingspartien Freundschaft mit den einzelnen Attacken und Defensiv-Manövern sowie der enormen Geschwindigkeit, mit der hier geprügelt wird, machen. Zur Auswahl stehen einige Frontalschläge, ein langer Haken und diverse Groundbreaker-Moves, die nach einer bestimmten Combo ausführbar sind. Außerdem kann man mit ein wenig Experimentierfreude noch individuelle, auf die jeweiligen Kämpfer abgestimmte Spezialattacken herausfinden, die allerdings auch nur zu bestimmten Phasen eines Kampfes, zumeist kurz vor dem Knockout, abrufbar sind. Wer dies nach einer bestimmten Zeit nicht wirklich drauf hat und ebenso keine Ahnung hat, wie man aus der Defensive geschickt und zielstrebig kontert, der wird sich an „Facebreaker“ sicher noch die Szene ausbeißen.

 

Wesentlich spaßiger ist daher auch der Multiplayer-Modus, in dem man eben nicht gegen die starke KI antreten muss. Interessant ist hier, neben dem standesgemäßen Duell, die Couch Royale, in der bis zu sechs Spieler nacheinander gegeneinander antreten dürfen. Jeder wählt hierzu einen Charakter und führt ihn durch die Schlacht. Der Sieger bleibt immer stehen und empfängt den nächsten Herausforderer; wer zuletzt übrig bleibt, siegt. Das einzige, was hier noch fehlt, ist eine direkte Einbindung mehrerer Spieler, die schließlich im Online-Menü möglich wird. Bis zu 32 Spieler können sich in einer eigenen Online-Liga zanken; außerdem ist es möglich, seine eigenen Charaktermodelle in der Community zu präsentieren und eigenen Combos dort zu speichern. Gerade auf diesem Gebiet bekommt der geneigte Interessent genau das geboten, wofür die Online-Games von Electronic Arts seit geraumer Zeit stehen, nämlich astreine Qualität und einen ordentlichen Umfang. Könnte das Grundspiel dies nur auch zum gegebenen Zeitpunkt von sich behaupten…

 

Technik/Grafik:

Auf technischer Ebene ist „Facebreaker“ grundsätzlich makellos. Die Ladezeiten sind angenehm kurz, eine zusätzliche Installation ist nicht notwendig, aber auch diem Menüführung und die Übersicht offerieren keine Schwierigkeiten. Auch das Handling der Figuren in den Kampfsequenzen ist eigentlich problemfrei. Die Tasten sind klar belegt, und da der Raum zum Improvisieren relativ klein ist, entstehen hier auch keine weiteren Probleme aufgrund von diesbezüglichen Unzulänglichkeiten.

Grafisch betrachtet ist „Facebreaker“ ebenfalls ganz ordentlich. Die witzige Optik untermauert die eigentlich ganz nette Spielatmosphäre, und da auch die schnellen Bewegungen in den Fights ohne jegliches Ruckeln voranschreiten, darf man durchaus beeindruckt sein. Hinzu kommt der richtig gute, effektreiche Sound, den man in die Szenerie geschmuggelt hat. Die Punches werden richtig druckvoll unterlegt, die Publikumsresonanz gleichzeitig lautstark aufgefangen. Das macht Laune und überträgt sich auch auf die Stimmung, die von den frustrierenden Momenten mancher Kämpfe ja sowieso ein wenig gedrückt ist. Ergo: Die Aufarbeitung ist wirklich gut und stellt sich offensiv gegen die Mängel im Gameplay.

 

Spielspaß:

„Facebreaker“ macht definitiv Spaß, wenn man mit mehreren Leuten hinter dem Pad zappelt. Hier besteht immerzu Chancengleichheit, und man wird nicht sofort mit einer Armada von Fäusten konfrontiert, deren enorme Geschwindigkeit gerade in den ersten Sequenzen für Hektik und Unlust sorgt. Außerdem ist hier auch der Frustfaktor nicht so ausgeprägt wie im Single-Player-Modus, der gerade für Einsteiger ins Genre recht schnell zu einer höllischen Tortur wird – und sich natürlich ungeheuer auf den Langzeitspaß auswirkt.

Der hohe Härtegrad, die brutale Geschwindigkeit und vor allem die mangelnde Dynamik in diesem Bereich sind schließlich diejenigen Elemente, die den Spielspaß recht schnell wieder herabsetzen und die Motivation relativ flott gen Null senken. Wenn man schon im zweiten Match im Story-Modus vom ersten Endboss zum x-ten Male nur noch Prügel bezieht, mag man das Pad am liebsten in die Ecke feuern. Da hilft auch der Hinweis auf den hohen Anspruch nicht viel, denn eigentlich sollte bei „Facebreaker“ der Humor siegen – tut er aber in Sachen Gameplay definitiv nicht.

 

Dennoch, Fortgeschrittene sollten dem Titel definitiv etwas abgewinnen können, nicht zuletzt wegen des feinen Multiplayer-Systems und des prächtigen Online-Menüs. Die Geduld wird jedenfalls belohnt. Allerdings sollte man sich vorher über eine Frage im Klaren sein: Wie viel Geduld will man letzten Endes aufbringen? Oder anders: Wie viel Frust kann man ertragen? Wer hier keine ausgeprägte Toleranz mitbringt, sollte besser direkt die Finger von „Facebreaker“ lassen. Denn sonst gibt es nur noch auf die Mütze…

 

Fazit:

„Facebreaker“ ist an sich kein schlechtes Prügelspiel, aufgrund des enorm hohen Schwierigkeitsgrads jedoch der am meisten demotivierende Vertreter des gesamten Genres. Dies mag zwar im Hinblick auf den überschaubaren Umfang in Ordnung gehen, hätte aber sicher auch anders gelöst werden können. Da „Facebreaker“ via Low Price veröffentlicht wird, sollten interessierte Beat `em Up-Zocker aber dennoch einen Test wagen. Gerade im Spiel mit dem manuellen Gegner kann die Prügelei nämlich richtig viel Spaß machen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420062742f5540b90
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Facebreaker

System: Playstation 3

Publisher: Electronic Arts

USK-Einstufung: Freigegeben ab 16 Jahren gem. 14.JuSchG

ASIN: B001B0AXZK

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 22.10.2008, zuletzt aktualisiert: 01.02.2015 08:16, 7568