Facetten der Zukunft herausgegeben von Stefan Cernohuby
Science-Fiction made in Austria
Rezension von Christel Scheja
Das Vorwort stammt noch von Herbert W. Franke, der kurz vor Erscheinen des Bandes verstorben ist und diese Sammlung treffend einführt, denn es geht um sehr persönliche Zukunftsvisionen, die oft genug an Orten spielen, die den durchweg österreichischen Autoren vertraut sind. Daher kommt Facetten der Zukunft auch sehr abwechslungsreich daher und bedient eben nicht nur die bekannten Schauplätze.
Herausgeber Stefan Cernohuby präsentiert dreizehn Geschichten aus der näheren bis ferneren Zukunft. Da dreht es sich um den kleinen Maximilian, der feststellen muss, dass er scheinbar der letzte Wiener ist, aber nicht weiß, warum.
Oder eine Frau, die einem immer gleichen Tagesablauf folgt, bis sie aus der Routine ausbricht. Aber ist sie wirklich das, was sie zu sein glaubt?
Ein Mann hat sich in Kryostase begeben, um in einer fernen Zukunft von seiner Krankheit geheilt zu werden. Aber was nimmt er damit noch in Kauf? Genau so wie die Menschen, die sich ähnlich wie Bienenvölker organisiert haben, um endlich in Frieden zu leben.
Das sind nur einige der in dem Buch versammelten Geschichten, die sich quer durch die Facetten der modernen Scienc-Fiction bewegen – angefangen von düsterster Dystopie bis hin zu den scheinbar guten Szenarien, in denen die Menschen durch künstliche Intelligenz geführt werden, bis hin zu Reisen in ferne Welten oder Zeiten, auch wenn letztere eher in der Minderzahl sind.
Die Autor·innen versuchen dabei, Spannung auch mit Anspruch zu verbinden und nicht nur reine Abenteuergeschichten zu schreiben, sondern auch einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, indem sie aktuelle Entwicklungen und Theorien einfach weiter spinnen. Das gelingt je nach Leser sicherlich nicht jedem, dafür ist die Zusammenstellung aber auch abwechslungsreich genug, um jeden seine Favoriten finden zu lassen.
Immerhin erhalten die Autoren genug Raum, um die Handlung auszuarbeiten und manchmal auch den Figuren ein wenig mehr Tiefe zu geben.
Nicht alle Geschichten spielen in Wien oder Österreich, aber generell sind die meisten doch so gehalten, dass die Bindungen zum Heimatland der Autoren zu finden sind. So hat das ganze eine vertrautere Atmosphäre als die Sammlungen, die sich eher auf einen amerikanischen Hintergrund konzentrieren.
Stilistisch sind die Erzählungen auf einem hohen Niveau, teilweise auch experimentell, so dass man sich schon Zeit nehmen muss, um das Buch in Etappen zu genießen, denn nicht jede Story ist so griffig, dass man sie mal eben zwischendurch lesen kann.
Fazit:
Alles in allem ist »Facetten der Zukunft« eine gelungene Sammlung von Geschichten österreichischer Autoren, die verschiedene Aspekte der Science Fiction berühren, aber auch durch eine Bindung an ihre Heimat den Erzählungen eine besondere, vertraute Note verleihen.
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