Fevre Dream - Fiebertraum von George R. R. Martin, Daniel Abraham und Rafa Lopez
Ingo Gatzer
Rezension:
George R. R. Martin dürfte praktisch jedem Fantasy-Fan als Schöpfer des genialen Zyklus „Das Lied von Eis und Feuer“ bekannt sein. Doch der US-Amerikaner ist bereits viel länger als Autor tätig und nicht auf ein einzelnes Genre festgelegt. Das bewies er unter anderem mit seinem bereits 1982 erschienen Roman „Fevre Dream“ - der unter den Titeln „Dead Man River“ und „Fiebertraum“ ins Deutsche übertragen wurde. Autor Daniel Abraham und Zeichner Rafa Lopez haben Martins Werk als Comic adaptiert. Der erste Teil dieser Adaption ist in der deutschen Übersetzung nun bei Panini erscheinen.
Wir schreiben das Jahr 1857. Dem Dampfschiff-Kapitän Abner Marsh erscheint es wie ein Glücksfall als der geheimnisvolle Joshua York ihm eine Kooperation und genug Geld anbietet, um das schnellste Schiff zu bauen, das jemals auf dem Mississippi gefahren ist. Doch das mysteriöse Verhalten seines neuen Partners macht in bald stutzig. Hat York etwas mit den mysteriösen Mordfällen zu tun, denen bereits zahlreiche Menschen zum Opfer gefallen sind?
Daniel Abraham ist nicht nur Fantasy-Autor („Die magischen Städte“), sondern ist auch ein guter Freund von George R. R. Martin. Er ist auch bereits für die erfolgreiche Comic-Adaption von Martins Magnus Opum „Das Lied von Eis und Feuer“ verantwortlich. In „Fevre Dream“ gelingt es ihm, das Crossover von Vampir- und Mississippi-Roman bzw. Stoker und Twain, das die Vorlage auszeichnet, auch in das neue Medium zu transferieren. Der Charme des Originals – das deutlich vor dem Zeitpunkt erschien, an dem das Vampirgenre wieder en vogue war und die Autoren hier neues Blut leckten – bleibt auch im Comic erhalten, auch wenn mediumbedingt einige Elemente der Vorlage nur kurz beleuchtet werden.
In Szene gesetzt wird die Geschichte von Rafael Blanco Lopez. „Rafa“ hat sich bereits durch seine Arbeit an „Lady Death“ und „Threshold“ einen Namen gemacht. Hier überzeugt vor allem sein vielseitiges und stimmiges Figurendesign. Das beginnt bereits bei Kapitän Abner Marsh, den Lopez wie einen echten Seebär gestaltet und auch dessen manchmal störrischen Charakter bildlich verdeutlicht. Tipton, der Handlanger von Yorks Gegenspieler verleiht er hingegen eine fast wölfische Erscheinung. Die von Rafa Lopez gestalteten Panels fallen oft ansprechend und schön detailliert aus. Wenn etwa Marsh und York das Dampfschiff Eclipse besichtigen, ist nicht nur dieses zu sehen, sondern auch Arbeiter, die das Boot beladen und eine Ratte, die im Bildvordergrund in ein leeres Fass lugt. Solche Bilder und Zeichnungen von zwei sich im Mondschein verfolgenden Dampfschiffe lassen auch das passende „Mississippi-Feeling“ aufkommen, das auch die Vorlage auszeichnet. Auch sein Einsatz von Schatten, die Gesichter immer wieder teilweise verhüllen und in Dunkelheit tauchen, trägt zu einer stimmigen Atmosphäre bei.
Schade ist nur, dass „Fevre Dream“ im Deutschen in zwei Bände unterteilt ist, während in anderen Ländern gleich Gesamtausgaben erscheinen. Aber das sind Martin-Fans ja auch von „Das Lied von Eis und Feuer“ gewohnt.
Fazit:
Dass „Fevre Dream“ auch mehr als drei Jahrzehnte nach der Veröffentlichung als Roman in der aktuellen Comic-Adaption keineswegs blutleer, sondern taufrisch wirkt, ist nicht nur der starken Vorlage von George R. R. Martin, sondern auch der atmosphärisch dichten Umsetzung durch das Duo Abraham und Lopez zu verdanken.
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