Rezension von Björn Backes
Inhalt:
Eigentlich hat Frischling Darren für seine College-Karriere größte Ambitionen. Doch sein neuer Zimmernachbar macht ihm hier schnell einen Strich durch dir Rechnung, zeigt ihm das Partyleben der Uni und bringt dem grundvernünftigen Darren in kürzester Zeit einen Verweis ein. Die Folge: Das Stipendium wird gestrichen und der Studiengang für Darren nicht mehr finanzierbar. Binnen 24 Stunden soll er nun 1.000 Dollar auftreiben, um das Desaster zu retten. Und außer den 50 Ecstasy-Pillen, die ihm sein Mitbewohner Coleman ausgehändigt hat, ergeben sich nicht sonderlich viele Möglichkeiten, das Debakel wieder auszugleichen. Also begibt sich Darren in die anrüchigsten Viertel Manhattans, um die Ware an den Mann zu bringen. Und dabei wollte er sich eigentlich nur dem Klassiker „Dante’s Inferno“ widmen und die hübsche Gracie näher kennen lernen ...
Rezension:
Auf dem Papier ist Fifty Pills grundsätzlich eine klassische Teenie-Komödie im Independent-Stil, die vor allem wegen ihrer skurrilen Charaktere auffallen soll. Und tatsächlich ist die Szenerie für einen Genre-Beitrag aus dieser Sparte ein wenig außergewöhnlich, beginnend mit dem fast schon zu braven Hauptdarsteller über den danebengeratenen Zimmerpartner bis hin zu den vielen Gestalten, die Darren trifft, während er sein neues Pillensortiment feilbietet. Allerdings kann sich Regisseur und Drehbuchautor Theo Avgerinos bei der Weiternetwicklung des Plots nicht so recht entscheiden, in welche Richtung er den Streifen lenken soll. Witzige Zwischeneinheiten stehen einem dramatische Einblick in das unterschichtige Gesellschaftsleben der amerikanischen Großstadt gegenüber, und auch wenn solche Verfilmungen in erster Linie von der Darstellung möglichst kaputter Figuren leben, so fehlt hier ein gesundes Maß sowie eine klare Linie.
Weiterhin schwierig gestaltet sich die Tatsache, dass die wenigen einschneidenden Gags nicht wirklich witzig sind und der Humorlevel des Streifens nicht gerade sonderlich hoch ist. Für einen ordentlichen College-Klamauk ist „Fifty Pills“ nicht abgedreht genug, für ein echtes Drama wiederum zu bizarr ausgearbeitet. Und so stellt man sich unnachlässig die Frage, worauf das Ganze nun abzielen soll. Unterhaltung – ja, sicherlich. Wortwitz – nun, er sollte da sein, wird aber vermisst. Situationskomik – hm, äußerst selten. Ernsthafte Kritik – tja, die ist angebracht, aber eben nicht vom Film selber ausgehend, sondern auf dessen ungewöhnliche Konzeption ausgerichtet.
Und so gestaltet sich „Fifty Pills“ zunehmend zu einer dieser Produktionen, die in ihrer halbgaren Aufarbeitung weder Fisch noch Fleisch sind und inhaltlich sowie darstellerisch übers Ziel hinausschießen. Sexismus und die Folgen des übermenschlichen Suchtverhaltens as Grundthematik mögen zwar geradezu für einen solchen Streifen prädestiniert sein, aber hier kommen sie mangels zielgerichteter Orientierung nicht wirklich zusammen. Das Resultat ist eine eher biedere Komödie, die bei weitem nicht an ihre Kollegen aus dem breiten Mainstream anknüpfen kann und trotz ihres vergleichsweise eigenständigen Inhalts nicht sonderlich gut funktioniert.
Fazit:
„Fifty Pills“ scheint thematisch interessant, läuft aber inhaltlich viel zu schnell aus dem Ruder und verfolgt auch ohne offenkundiges Chaos keine klare Linie. Das Streben nach cineastischer Unabhängigkeit wird Initiator Avgerinos dabei zum Verhängnis und spiegelt ihm deutlich wider, dass eine Komödie nicht gleichzeitig einen tiefgründigen Einblick in bestimmte Gesellschaftsstrukturen liefern kann. Und gerade dies ist der Hauptgrund dafür, dass „Fifty Pills“ zu keiner Sekunde wirklich zünden will.
