Finstere Begierde von Eileen Wilks

Reihe: Wolf Shadow, Bd. 4

Rezension von Christel Scheja

 

Anders als viele paranormale Romanzen bietet der „WolfShadow“-Zyklus keine alleinstehenden Romane um immer wieder wechselnde Pärchen, sondern ist eine richtige Serie, deren Bände aufeinander aufbauen, so dass die Kenntnis der vorhergehenden Geschichten bitter notwendig werden.

Allerdings stehen wie schon in „Dunkles Verlangen“ auch in „Finstere Begierde“ nicht mehr länger Lily Yu und ihr Geliebter Rule Turner im Mittelpunkt der Geschehnisse, sondern die FBI-Agentin Cynna Weaver und der Werwolfmagier Cullen Seabourne.

 

Beide haben sich schon im letzten Band mit einer Gruppe von Politikern angelegt, die mit Dämonen gemeinsame Sache machen und sich nicht so einfach enttarnen lassen. Die beiden mussten viele Gefahren überwinden und sind dabei auch einmal in eine andere Welt geraten, um Rule zu retten.

Die Abenteuer haben Cynna und Cullen mehr zusammengeschmiedet als diese zugeben wollen. Selbst die spröde FBI-Agentin, die eigentlich nichts mehr mit Männern zu tun haben wollte, ist dahin geschmolzen. Und nun hat sie das Gefühl, dass sie bittere Konsequenzen tragen muss, denn sie ist schwanger.

Während sie noch mit sich ringt, Cullen überhaupt davon zu erzählen und eine Entscheidung bezüglich des heranwachsenden Lebens in ihrem Leib zu treffen, da sie nicht glaubt, wirklich gut mit Kindern umgehen zu können, weil sie selbst von ihrer eigenen Mutter nicht gut behandelt wurde, kommt schon die nächste Herausforderung auf sie zu.

Wieder werden sie in eine andere Dimension gezogen. Schuld daran ist ein geheimnisvoller Gnom, der ihnen deutlich macht, dass sie auf jeden Fall gebraucht werden wird. Cynna besitzt eine besondere Gabe, die in der Welt genannt „Edge“ von großem Nutzen ist. Um einen Machtkampf zu verhindern, der sich auch auf die Erde auswirken könnte, soll Cynna mit ihrem Geist ein besonderes Amulett aufspüren, das verloren ging.

Am Hof der Gnome macht sie allerdings eine folgenschwere Entdeckung, die sie aus der Bahn zu werfen droht – denn einer der Menschen, die dort leben ist ausgerechnet ihr Vater, der die Familie verlassen hat, als sie noch ein Kind war. Hat sie ihm all die Jahre Unrecht getan?

 

Etwas mehr als in „Dunkles Verlangen“ rückt die Autorin in „Finstere Begierde“ die Beziehung zwischen Cynna und Cullen in den Mittelpunkt der Geschichte. Etwa das erste Drittel des Buches beschäftigt sich mit ihrer wachsenden Bindung und den neuen Problemen, denen sie sich stellen müssen. Das ist auch begründbar, da beide erst einmal noch ihre Wunden lecken und diese ausheilen lassen müssen, bevor sie sich wieder in wilde Abenteuer stürzen.

Dafür geht es dann um so dramatischer zu, als sie sich in die andere Welt bewegen und sich dort mit den Tücken und Schwierigkeiten einer ihnen fremden Gesellschaft herum schlagen müssen. Hier schöpft Eileen Wilks aus der fülle der keltisch-britannischen Mythen und bedient sich der Klischees, die man den Feenwesen und Sidhe seit Anbeginn der Urban Fantasy entgegen bringt. In der Hinsicht erzählt sie zwar nichts neues – aber es ist wieder gut und spannend aufbereitet.

Damit beweist Eileen Wilks, dass sie nicht nur die Gesellschaft der Werwölfe im Hinterkopf behält und diesen neue Aspekte schenkt, sondern gleich eine ganze magische Welt im Hinterkopf hat.

Es ist zudem angenehm zu lesen, dass die Helden auch in diesem Buch noch aufeinander zuwachsen und sich noch längst nicht vorbehaltlos in die Arme fallen. Dadurch entwickelt sich auch beider Beziehung recht glaubwürdig, zumal Cynna wie auch Cullen nicht nur gute Erfahrungen mit ihren früheren Partnern gemacht haben.

 

„Finstere Begierde“ spinnt als vierter Teil der „Wolf Shadow“-Saga nicht nur die Geschichte der Helden weiter sondern gleich der ganzen Hintergrundwelt. Die Handlung wird wie immer sehr abwechslungsreich erzählt und wird vor allem in der zweiten Hälfte spannend. Interessant und ungewöhnlich ist auch der hohe Fantasy-Anteil, denn dass es Wesen der Jetztzeit aus einer paranormalen Romanze in eine ganz andere magische Welt verschlägt ist mehr als selten. Das macht das Buch durchaus auch für Genre Fans interessant.

 

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