Flammendes Erwachen von Morgan Rhodes (Michelle Rowen)
Reihe: Falling Kingdoms, Band 1
Rezension von Christel Scheja
Megan Rhodes ist das Pseudonym von Michelle Rowen, die bereits auf dem Gebiet der paranormalen Romanzen einige Bestseller veröffentlicht hat. Daher muss man sich nicht wundern, dass in „Flammendes Erwachen“, dem ersten Band ihrer Saga um die „Falling Kingdoms“ auch die Liebe eine größere Rolle spielen wird.
Die drei Königreiche Auranos, Paelsia und Limeros waren einst eine Einheit, ein Land, das in Wohlstand und Frieden lebte. Aber vor Jahrhunderten änderte sich das und nun ist die Welt dem Verfall preisgegeben. Vor langer Zeit verschwanden nämlich die magischen Essenzen, die die Welt zusammenhielten und die Elemente einten. Nur wenn sie an ihren angestammten Platz zurückkehren, werden die Länder wieder erblühen können. Doch wenn sie in die falschen Hände geraten ...
Der Untergang schreitet jedoch nur schleichend voran, so dass die Menschen nicht verstehen, was eigentlich los ist. Während das nördliche Limeros langsam in Eis und Schnee versinkt, die Bewohner hart und den Herrscher unerbittlich gemacht hat, hungern die Menschen in Paelsia und wissen kaum noch, wie sie sich ernähren können, sind von Auranos abhängig, dem einzigen Reich, dem es noch gut geht.
Cleinona, die zweite Tochter des Königs von Auranos lebte bisher unbeschwert in den Tag hinein, doch nun ändern sich die Dinge schlagartig, denn als ihr Verlobter Aron den Sohn eines Weinhändlers erschlägt, werden Ereignisse losgetreten, die ihre ganze Welt auf den Kopf stellen.
Denn Jonas, der jüngere Bruder des Ermordeten hat auch ihr bittere Rache geschworen und tut nun alles, um diese auszuleben. Dabei geht er einen Pakt mit dem Herrscher seines Landes ein, der längst ein anderes Bündnis geschlossen hat – mit dem skrupellosen König des Nordens. Dessen Sohn Magnus steht indessen zwischen den Stühlen – auf seinem ihm vorbestimmten Pfad als Thronfolger zu wandeln, oder den Gefühlen nachzugeben, die er für seine eigene Schwester hegt – Lucia, dem Kind einer uralten Prophezeiung ...
Liebe, Magie und Intrigen – das sind die Zutaten, die Michelle Rowen in ihren Cocktail mischt, um vor allem junge Leserinnen anzusprechen. Denn die Protagonisten sind nicht ohne Grund zwischen sechzehn und zwanzig Jahren alt.
Sie müssen einerseits lernen, Verantwortung zu übernehmen und die ihres Handelns zu tragen – der eine früher als der andere, aber sie dürfen auch noch aufbrausend und impulsiv reagieren, Fehler machen, die üble Folgen haben und nicht wissen, wo sie mit ihren Gefühlen hinsollen.
Um sie in ihrem normalen Umfeld vorzustellen, nimmt sich die Autorin im ersten Drittel die Zeit, die Charaktere in alltäglichen Momenten zu zeigen und erst nach und nach die Intrigen zu spinnen, den Hintergrund auszubauen und das größere Schicksal anzudeuten, das sie alle erwarten wird. Natürlich geht es auch wieder einmal darum, die Welt zu retten und nicht nur das eigene Reich.
Das lässt zwar die Handlung nur langsam voranschreiten und macht sie anfangs ziemlich behäbig, man lernt aber auch einige Facetten der Helden kennen, die sie später sympathisch machen und somit interessant genug, um den Leser bei der Geschichte zu halten.
Allerdings nutzt die Autorin dabei auch gängige Archetypen – Cleiona ist anfangs noch die verwöhnte Prinzessin, die nicht ganz versteht, dass die Welt auch dunkle Seiten hat und lernt erst nach und nach, wie sie damit umgehen kann – so lange muss sie sich auf ihre Freunde verlassen. Jonas ist der wütende und durch einen tragischen Verlust zunächst fehlgeleitete Rebell, der aber rechtzeitig wieder zur Besinnung kommt und Magnus der tragische Antiheld, der zwar gegen sein Schicksal aufbegehrt, aber doch noch in seiner Rolle gefangen ist. Immerhin bricht Michelle Rowen gelegentlich aus den Klischees aus und kann so doch noch ein wenig überraschen und weiter neugierig machen.
Die Spannung hält sich allerdings in Grenzen, denn gerade erfahrene Leser merken schnell, dass der erste Band nur dazu dient, um den Hintergrund aufzubauen und die Figuren zu positionieren. Dennoch ist die Geschichte sehr gut lesbar und hat nur wenige Längen. Dennoch wird man neugierig genug auf die Fortsetzung.
Alles in allem dürften sich vor allem Leser angesprochen fühlen, die intrigenreiche Fantasy mit viel Romantik und einem Schuss Magie lieben, in dem aber auch das Abenteuer nicht zu kurz kommt. Allerdings sollte man keinen all zu komplexen Hintergrund oder ausgefeilte Figuren mit Ecken und Kanten erwarten, eher leichtfüßige und seichte Unterhaltung zum Wohlfühlen und gelegentlich Mitfiebern, wenn man nur nach entspannender Lektüre sucht.
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