Als einer der beliebtesten DC-Helden darf natürlich auch Flash nicht beim Quasi-Neustart Dawn of DC fehlen. In Grausiges Speed-Force-Zeug trägt die Maske des Speedsters Wally West. Der zieht seine Geschwindigkeit (bekanntlich) aus der Verbindung zur Speed Force. Doch über diese Kraft weiß Wally herzlich wenig, wie er sich angesichts einiger Erlebnisse eingestehen muss. Zudem bekommt es Flash nicht nur mit seinem Widersacher Gorilla Grodd und dessen Schergen sowie auch mit außerirdischen Superwesen zu tun. Dabei ist er aber längst nicht der einzige Speedster, der Probleme hat.
Autor Si Spurrier (Coda, Secret Wars) widmet sich ausführlich der Macht hinter der Superkraft von Flash. Dabei knüpft er an diverse Theorien – von höherer Physik im Allgemeinen bis zur Branenkosmologie im Speziellen sowie dem Konzept des Multiversums – an. Gleichzeitig finden sich phantastische Verweise zu H. P. Lovecraft oder Bezüge zu Autorengrößen wie Alan Moore oder Grant Morrison.
Spurrier hat sich für eine Fundierung des Konzepts der Speed Force also einige Gedanken gemacht und kreiert in bester postmoderner Manier aus mehreren Versatzstücken seinen eigenen Ansatz. Dabei haben besonders die komischen Superwesen, die irgendwo zwischen Pro- und Antagonisten stehen, Potenzial – wie auch die ganze Geschichte. Allerdings dürfte einem Großteil des Publikums der Kopf rauchen, wenn von verschiedenen wissenschaftlichen Theorien die Rede ist, und das Ganze wie Wally West unter »grausiges Speed-Force-Zeug« subsumieren. Leider läuft dann auch die wissenschaftlich-phantastische Fundierung und das Erzähltempo der Figurenentwicklung etwas den Rang ab. Vor allem Neulinge dürften sich ob der Vielzahl an Speedstern, die da auf der Überholspur auftauchen und wieder verschwinden, etwas zurückgelassen fühlen. Gerade bei einem Quasi-Neustart hätte hier Spurier erst einmal einen Gang herunterschalten dürfen. Auch die Idee, immer wieder längere Textpassagen einzufügen, überzeugt nicht. Es wirkt vielmehr wie eine Notlösung, die Gefühle der Charaktere zeigen soll, weil Bilder und Handlung dieses allein nicht vermögen. Die bekannte cineastische Empfehlung »Show, don’t tell« passt auch hier.
Zeichner Mike Deodato Jr. (Spider-Man, Wonder Woman) setzt visuell die Geschwindigkeit, die bei einem Flash-Comic immer eine besondere Rolle spielt, schön um. Dabei gestaltet er die Panelumrandungen so, als ob sein Publikum Ausschnitte aus einem schnell laufenden Film erhascht. Allerdings wirkt diese »Panelisierung« an manchen Stellen etwas exzessiv, sodass einige Seiten ohne Not aus zwei Dutzend eingerahmten Bildchen bestehen. Störend wirken hier auch die an einigen Stellen auftauchenden weißen Randbereiche, die die Immersion erschweren. Dafür weiß die visuelle Gestaltung der neuen Super-Aliens zu überzeugen – vor allem, wenn Mike Deodato Jr. dafür ins Großformat wechselt.