Rezension von Christel Scheja
Bereits als Kind war Nadine Teuber eine leidenschaftliche Leserin und schrieb erste Geschichten. Allerdings studierte sie später erst einmal Chemie und arbeitete im pharmazeutischen Bereich. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Berlin und ist seit 2017 hauptberuflich als Schriftstellerin tätig.
Caro hat ein erfolgreiches Debüt als Thriller-Autorin hingelegt und könnte mehr als glücklich sein, denn der Erfolg gibt ihr Recht und die Leser wollen mehr. Außerdem hat sie einen Freund, der fest zu ihr steht und sie unterstützt, wo er nur kann. Felix macht ihr aber auch klar, dass sie nicht länger verbergen soll, dass sie an einer seltenen psychischen Krankheit leidet. Doch das wird alles unwichtig, als sich mit Franzi eine wahrhaft echte Freundin in Caros Leben schleicht und sie in Beschlag nimmt.
Noch ahnt die junge Autorin nicht, was auf sie zukommen wird, denn ihre eigene Vergangenheit hat noch ein Wörtchen mitzureden.
Was genau Sache ist, das erfährt der Leser erst einmal nicht, sondern ahnt, dass die Geschichte nicht ohne Grund in zwei Ebenen erzählt wird. Eine Handlung führt in die Zeit vor sieben Jahren zurück, in der Caro noch eine unsichere Studentin war, die mit sich und ihrem Unvermögen haderte, ohne zu verstehen, was mit ihr los ist.
Ihr neuer Freund öffnet ihr – und damit auch dem Leser in der aktuellen Handlungsebene die Augen, enthüllt, was es mit der Prosopagnosie, der Gesichtsblindheit auf sich hat.
Das ist einfach das Unvermögen, Leute wieder zu erkennen und kann in den schwersten Fällen sogar die eigene Familie treffen.
Als Leser lernt man die Auswirkungen aus Caros Sicht kennen, das macht den Psychothriller dann um so spannender, da das in dem Fall eine übelwollende Person ausnutzt.
Die Geschichte mag auf den ersten Blick etwas lang gezogen wirken, die Handlungsebene der Vergangenheit rundet aber den Eindruck ab, gibt am Ende das wahre Motiv der schuldigen Person preis und den perfiden Plan.
Dazu baut die Autorin eigene Erfahrungen und Erlebnisse ein, führt den Lesern, die nichts davon wissen auch ein wenig die »Buch Berlin« vor Augen, die Freuden und das Leid einer erfolgreichen Schriftstellerin, die heute einiges an Eigenarbeit leisten muss, um weiter zu kommen.
Die Geschichte liest sich flüssig und angenehm. Caro ist gleich sympathisch und zieht einen mit in das Geschehen, dürften die Beziehungsprobleme doch vielen bekannt vorkommen. Zudem macht sie auf eine bestimmte Krankheit aufmerksam, die viele bisher nicht in der Form kannten und bietet einen daher sehr interessant gemachten Psycho-Thriller. Auch der Twist zum Ende in gelingt.
Fazit:
»Franzi« ist ein unterhaltsamer Psycho-Thriller, der seinen besonderen Reiz aus dem Unvermögen der Heldin zieht, Leute wieder zu erkennen, und den lebendig geschilderten Erlebnissen einer modernen Autorin. Wer angenehme Unterhaltung ohne all zu viel Gewalt, aber mit um so mehr Spannung und einem runden Ende (sogar je nach Geschmack) sucht, der sollte ruhig zugreifen.
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