Rezension von Bernd Wachsmann
Bei „Fürsten in Lumpen und Loden“ handelt es sich meinem Wissen nach um die vierte CD der Streuner. Es ist aber mein erster Kontakt mit dieser Band.
Vorweg: Die Streuner haben mit Subway To Sally und In Extremo nichts gemein. Eher mit Schandmaul und Irrlichter. Was bedeutet das? Die Streuner verzichten auf elektronische Instrumente und spielen „historische“ Rhythmen und Texte. Es handelt sich aber nicht um das, was wahrscheinlich allgemein unter Minnesang (Sänger mit Laute) oder „Hofmusik“ (Barock etc.) verstanden wird.
Geboten werden 15 Lieder, die mal langsamer, mal schneller sind. Wie der unten aufgeführten Einzelbewertung/-beschreibung zu entnehmen ist, überwiegen eher die flotten Lieder.
Wobei man evtl. anmerken sollte, dass „flotter“ nicht bedeutet, dass dazu Pogo getanzt werden kann
.-) Eine gewisse Geschwindigkeit/Härte wird nie überschritten.
Eine E-Gitarre wird nicht verwendet, dafür gerne mal die Geige. Gerade auch diese gefällt mir hier sehr gut. Aber auch insgesamt scheint das spielerische Niveau der Band auf einem guten Stand zu sein.
Auch der Gesang ist durchgängig gut.
Ich muss aber sagen, dass mir die CD am Anfang nicht so ganz zugesagt hat. Mein erster Eindruck war, dass es sich um überwiegend um Trinklieder handelt und dreimal um Lieder um/über die Loreley. Gerade letzteres fand ich anfangs komisch.
Nach dem ich mich aber in die CD/Band reingehört habe, gefällt mir diese CD aber sehr gut. Ich vermute, auch wegen der Geigeneinsätze. Positiv finde ich den Flott-Langsam-Mix, die Instrumentenbeherrschung, Gesang, Texte und öfters die Rhythmen.
Die Streuner sind etwas flotter als z.B. die Irrlichter und bieten so eine andere, aber eben so gute „Mittelalter-Kost“.
Wer es auch gerne mal flott mag, gerne zecht, Trinklieder mitsingt, der kann hier zugreifen.
Das mit den drei Liedern zum gleichen Thema Loreley hat sich auch „geklärt“. Die drei Lieder beleuchten das Thema von unterschiedlichen Seiten.
Mein Fazit: Die CD ist empfehlenswert für alle die sich für „Mittelalter-Musik“ interessieren und nicht nur Bands wie Subway To Sally und In Extremo mögen.
Die Lieder im Einzelnen:
1) Der Graf
Den Auftakt macht ein Lied im Midi-Tempo. Etwas anzüglicher Text ;-) Ich hätte mit einem überraschenden Ende gerechnet, aber das hätte dann negativ sein müssen, was man wohl vermeiden wollte.
Ein guter Auftakt, nett zu hören und mit einer netten Melodie.
2) Trinke Wein
Flotter Rhythmus mit Mit-Sing-Text.
3) Allez y done
Midi-Tempo.
4) Matti's dance
Geigenintro. Flott. Das erste Instrumentalstück auf der CD.
5) Die Ballade der Loreley
Langsam.
6) Wilde Gesellen
Flotter Mitsing-Song.
Laut Booklet ist der Text „traditionell“. Das stimmt an sich. Nicht erwähnt wird aber leider, dass der Urheber Fritz Sotke nicht nur eine NS-Karriere als HJ-Führer vorzuweisen, sondern auch den Refrain seines Liedes später als Titel für das berüchtigte Liederbuch der Hitlerjugend zur Verfügung gestellt hat. www.igmedien.de/publikationen/kunst+kultur/2001/06/14.html
Andererseits haben es wohl auch die Edelweißpiraten gesungen. www.taz.de/pt/2004/07/30/a0056.nf/text
Die Frage wäre, ob in der ursprünglichen Fassung. Ernst Busch hat nämlich 1937 eine neue (kommunistische) Fassung geschrieben.
www.franz-josef-degenhardt.de/disco/titel/lieder/wildegesellen.html
Viele deutsche Volkslieder haben darunter zu leiden, dass auch die Nazis sie sangen. Trotzdem hätte die Band auf den Hintergrund hinweisen können. Interessanter-/Erfreulicherweise gibt es auf ihrer HP bei dem Text zu ihrem Lied „10 Orks“ folgende Erklärung „…Wir lehnen grundsätzlich jegliche rechtsradikale und menschenverachtende Gesinnung ab!“
7) Der Schneck
Anzüglich. Flott.
8) Des Trinkers Wunsch
Flott. Titel spricht für sich.
9) Gauklertanz
Das zweite Instrumental-Stück.
10) Waldgespräch
Midi-Tempo. Thema ist die Hexe Loreley.
11) Eine alte Kunde
Midi-Tempo.
12) Rabenballade
Langsam
13) Handstand auf der Loreley
Flott.
14) Die Landstreicherballade
Flott.
15) Tavernentanz
Sauflied. Flott