Rezension von Christel Scheja
Neben vielen Wiederveröffentlichungen holt Nipponart natürlich auch immer wieder aktuelle Serien aus Japan auf den deutschen Markt, so wie die hier vorliegende Serie „Gangsta.“, deren Mangaversion seit Spätsommer letzten Jahres bei Carlsen erscheint. Die zwölfteilige Anime-Serie erscheint nun auf vier DVD's oder Blu-Rays, deren erste Ausgaben in dem dazu passenden Sammelschuber erscheinen.
Ergastulum, eine fiktive Stadt in der nahen Zukunft scheint gerade dazu prädestiniert zu sein, die Hauptstadt des Verbrechens zu werden, denn nirgendwo sonst haben sich so viele Mafia-Clans niedergelassen, versuchen Kleinkriminelle, Prostituierte und viele andere Verbrecher das zu tun, was sie am besten können – anderen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Polizei und Obrigkeit sind machtlos.
Um so mehr bietet Ergastulum Schutz für die Twilights, Menschen die zwar besondere Fähigkeiten besitzen, dafür aber auch von den Normalos gefürchtet werden und deshalb mehr oder weniger als Freiwild gelten.
Hier leben Worick und der gehörlose Nicholas, die sich mit allerlei Jobs durchschlagen. Mal ist der eine Gigolo, dann wieder arbeiten beide wie Privatdetektive zusammen an einem Fall. Dann wieder kann man sie als Auftragskiller anheuern oder dafür, dass sie die Kohlen aus dem Feuer holen sollen.
Bisher ist alles ganz gut gegangen. Die Aufträge, die sie von den Mafiabossen oder sogar von der Polizei angenommen haben, konnten sie sauber und folgenlos erledigen. Das ändert sich allerdings, als die Liebesdame Alex um ihre Hilfe bittet. Denn als sie sich um diese kümmern, kommen sie gefährlichen Geheimnissen auf die Spur, die auch ihr Leben auf den Kopf stellen werden.
Drei Episoden mit einer Laufzeit von insgesamt etwa 90 min befinden sich auf der DVD – also das einführende Viertel der Serie, in denen in erster Linie die Figuren und der Schauplatz eingeführt werden. Dass es „Twilights“ gibt, wird immer wieder in den Raum geworfen, was dahinter steckt, erfährt man zu diesem frühen Zeitpunkt allerdings noch nicht.
Die kleinen und einfachen Abenteuer, mit denen sich die Protagonisten herumschlagen müssen, helfen dabei, zu verstehen wie die wichtigen Figuren ticken. Dabei bedienen die Macher natürlich auch viele Klischees, die man auch populären amerikanischen Gangster-Movies wie „Pulp-Fiction“ kennt.
Das gibt der Serie gleich den richtigen Flair – eine schmutzige und düstere Atmosphäre, in der zynische Sprüche, kaltschnäuziges Denken und Handeln einfach dazu gehören. Keiner – nicht einmal die Helden haben eine weiße Weste. Das merkt man auch dem Ausmaß an physischer und psychischer Gewalt an. Die sind aber glücklicherweise nicht nur Selbstzweck, sondern ein wichtiger Teil der Handlung, der Spannung erzeugt. Allerdings ist beides nichts für zartbesaitete Gemüter, da die Folgen für die Betroffenen unübersehbar bleiben.
Allein die Frauen kommen nicht so gut weg, sie bedienen im Grunde die für Action- und Crime-Serien typischen Klischeerollen des hilflosen Opfers, dem die Männer zur Hilfe kommen müssen, auch wenn sie auf der anderen Seite – außerhalb der Gefahrenzone – durchaus reizvolle Luder und Vamps sein dürfen, die die Kerle mit ihrem Sex-Appeal um den Finger wickeln.
Die Episoden sind gut getaktet – trotz des durchgehenden roten Fadens halbwegs in sich geschlossen und durch den guten Mix aus actionreichen und ruhigen Szenen, abwechslungsreich und unterhaltsam.
Bild und Ton sind auf der Höhe der Zeit, auch die Übersetzung wurde mit Sorgfalt gestaltet. An Extras wurde ein Booklet beigefügt, dass die wichtigsten Figuren in der Serie auf jeweils einer Seite vorstellt, ohne jedoch gleich alles zu verraten.
Fazit:
„Gangsta.“ ist eine lohnenswerte Anschaffung wenn man schon immer nach einer so actionreichen wie intelligenten, aber auch überschaubaren Serie gesucht hat, die wie „Pulp Fiction“ keinen Hehl aus den dunklen und bösen Seiten der Unterwelt macht und mit zynischen Seitenhieben auf das Establishment nicht spart.
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