Garfield 1982 bis 1984 von Jim Davis
Garfield Gesamtausgabe Bd. 3
Rezension von Christian Endres
Zum dritten Mal folgen wir Jim Davis’ Kultkater in die Welt von dessen erfolgreich-beliebten Zeitungscomicstrip. Band drei der Ehapa-Gesamtausgabe enthält die kurzen Tages- und etwas üppigeren Sonntagsseiten-Strips aus den Jahren 1982 bis 1984 – und katapultiert den Strip samt seiner gefräßigen Hauptfigur in neue Dimensionen. Davis schmeißt das bewährte Konzept nach knapp vier Jahren freilich nicht einfach so um oder wirft es gar vollständig über den Haufen – aber er nimmt hier und da durchaus kleine Änderungen, hübsche Ergänzungen und sinnige Erweiterungen vor, die dem täglichen Comicstrip sowohl in grafischer, als auch in erzählerischer Hinsicht sehr gut zu Gesicht stehen.
So erweitert Davis Garfields humoristisches Repertoire um einige wirklich gelungene neue Einfälle und schafft somit eine Hand voll neuer Running-Gags: Zum obligatorischen Montags- Strip, Garfields Ärger über den süßen Nermal oder seine göttlichen (und zumeist erfolgreichen) Versuche, Jon das Essen sprichwörtlich vom Teller zu stibitzen, gesellen sich so zum Beispiel erstmals Garfields Gesetze, eine schaurige Halloween-Episode oder eine längere Weihnachts-Geschichte hinzu, die den Strip auch in Hinsicht auf seine Hintergründe und sein Setting um weitere Komponenten erweitern. Doch nicht nur inhaltlich und sprachlich, sondern auch optisch erweitert Jim David die Palette um seinen orange-schwarzen Katzenhelden mit der großen Klappe. So wirkt Garfield in vielen Strips nun noch dynamischer als in den ersten Jahren, sein ohnehin schon starkes Minenspiel noch ausgeprägter. Außerdem gibt es eine Vielzahl neuer Perspektiven und »Standard-Einstellungen« des fettfaulfilosophischen Katers zu bewundern, die dem Strip mit seinen schlichten, aber schönen und ausdrucksstarken Schwarzweiß-Zeichnungen ebenfalls eine neue, frische Note verleihen und ihn deutlich weiterbringen.
Selbst die Neu-Übersetzung von Wolfgang J. Fuchs wirkt diesmal nicht mehr ganz so steif und sperrig, wie sie es in den ersten beiden Bänden der Gesamtausgabe stellenweise noch getan hat. Zwar holpert es auch im dritten Band noch ab und zu ein wenig oder wirkt ein bisschen zu sittsam oder gar elegant für den zynisch-dreisten Kater mit dem legendären Faible Lasagne, doch überwiegt diesmal ganz klar der positive Eindruck – vielleicht hat man sich aber nun auch einfach nur endgültig an die neue Übersetzung – und damit den »neuen Ton« bei Garfield & Co. – gewöhnt. Einzig das Vorwort, das auch in diesem Band wieder von Fuchs geschrieben wurde, weiß nur bedingt (bzw. zu Anfang) zu überzeugen und fällt zum Ende hin etwas ab, da sowohl die ausgiebige Betrachtung des [amerikanischen] Mythos um Santa Claus, als auch die Auseinandersetzung mit einem Weihnachtsgedicht unter Berücksichtigung der vorliegenden Neu-Übersetzung irgendwie nur bedingt relevant oder interessant scheinen.
Der Rest der Aufmachung des abermals 320 Seiten starken Hardcover-Sammelbandes im Querformat mit den Strips aus knapp zwei Jahren weiß dafür einmal mehr zu begeistern. Nach drei Bänden lässt sich mittlerweile auch absehen, wie die Reihe im Regal irgendwann und mit weiterem Zuwachs einmal aussehen wird – denn bereits jetzt sieht das alles, sprichwörtlich Rücken an Rücken, dank der einheitlichen, liebevollen und rundum plakativen Gestaltung der Werkausgabe schon sehr schick und gediegen aus. Und wer wissen will, was für Garfield-Motive die nächsten sieben Bände dieser Ehapa-Gesamtausgabe schmücken werden, der sollte sich vielleicht die erste Seite des Vorworts dieser dritten Strip-Sammlung einmal genau anschauen ...
Fazit: Aufbruchsstimmung im Himmel für passionierte Katzenfreunde und Garfield-Fans! Mit dem dritten Band der wunderbar aufgemachten Werkausgabe machen Jim Davis und sein kultiger Kater einen gewaltigen Satz nach vorn. Inhalt und Aufbau sowie Zeichnungen und Dialoge entwickeln sich positiv und sinnig weiter, ohne den Strips oder Figuren den bewährten Charme zu nehmen. Jim Davis modifiziert seinen populären Zeitungscomichelden und den Auftritt von dessen täglichen Abenteuern mit viel Zartgefühl gegenüber seiner Schöpfung und kluger Bedachtsamkeit gegenüber dem Medium des Zeitungscomicstrip – und fährt damit letztlich schon nach den ersten paar längeren wie kürzeren Geschichten des Jahres 1982 genau richtig.
Waren die ersten beiden Bände der Gesamtausgabe schon jeweils Kleinode mit der Garantie auf lange anhaltenden Lesespaß und einen überdurchschnittlichen hohen Unterhaltungs- und Spaßfaktor, so ist der dritte Teil dieser großartigen Reihe vorerst die Krönung der hiermit abgedeckten ersten sechs Jahre der Garfield-Zeitungsstrips. Zugreifen!