Garfield 1988 bis 1990 von Jim Davis
Garfield Gesamtausgabe Bd. 6
Rezension von Christian Endres
Wieder einmal beginnt eine Sammlung mit Garfield-Strips eher gemächlich. Auch im sechsten Sammelband seiner täglichen Abenteuer kommt der gestreifte Zeitungscomic-Titan nur extrem behäbig aus seiner legendären Schlafbox. Das liegt nicht allein an der manchmal nach wie vor recht steifen Übersetzung und dem nur bedingt gelungenen Einstieg durch das Vorwort von Wolfgang J. Fuchs. Vor allem liegt es auch daran, dass Jim Davis’ Kultkater der Übertritt in die 1990er nicht so leicht fällt. Aber wie auch in den letzten Bänden der vorbildlich aufgemachten Ehapa-Werkausgabe im querformatigen Hardcover, fängt sich der fettfaulfisofische Lasagne-Freak auch diesmal wieder noch innerhalb der ersten fünfzig, sechzig Seiten.
Danach gibt es bewährte Garfield-Kost in mundgerechten Happen bzw. Streifen und den wie üblich längeren Sonntagsseiten: Garfield und das Fernsehen, Garfield und die Montage, Garfield terrorisiert Jon oder den Postboten, Garfield terrorisiert Odie, Garfield wird von der Diät oder seinem Wecker terrorisiert – Garfields »Neverending Storys of Alltagswahnsinn«, Katzenjammer, tierisch menschlichem Zynismus und Sitcom-Flair in der wohl berühmtesten Hund/Katze/Herrchen-WG der Comicgeschichte.
Abnutzungserscheinungen bleiben trotz gewohnter Kamellen und altbekannter Gags diesmal allerdings außen vor. Katzenvater Davis schafft es, dem humoristischen Muster in Garfields trägem Leben eine gewisse Note der Vertrautheit und Routine zu verpassen. Es dürfte fraglos etwas fehlen, würde der obligatorische Montagsstrip mit einer ordentlichen Portion Katzenjammer ausbleiben oder Garfield plötzlich zum Heimrambo und Schrecken der Mäusepopulation in Jons Haus werden, während er zeitgleich anfängt, den Briefträger zu verschonen.
Auch optisch gibt es nur noch wenig Veränderungen. Mit Eintritt in die 90er ist Garfields grafische Entwicklung längst abgeschlossen. Was sich nach wie vor verändert, das ist gelegentlich die Perspektive - und vor allem das Umfeld der Strips. Und natürlich Jons vielfältige Fehlgriffe in Sachen Mode. Umso schöner und vielfältiger ist dafür einmal mehr Davis’ Spiel mit dem ersten Panel in den Sonntags-Strips: Schriftzug und Thema variieren und schwanken zwischen Prolog und Hommage an diverse Auswüchse der damaligen Popkultur. Alle drei Seiten regelmäßig ein kleines Highlight.
Anfängliche und gelegentliche Trägheiten verzeiht man der kultigen Sammlung mit der eingebauten Schmunzelgarantie gerne. Garfield ist bis auf ein paar Startprobleme zum Ende der 80er gut im damals neuen Jahrzehnt des garstigen Eurodance gelandet.
Wer die ersten Bände der plakativ aufgemachten Gesamtausgabe mochte, kommt auch an diesem sechsten nicht vorbei.