Gaston Bd. 2
 
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Gaston

Gesammelte Katastrophen in 19 Bänden | Band 2

Rezension von Christian Endres

 

Er ist das vorprogrammierte Chaos. Die Nemesis einer jeden Produktivität. Der Bremsklotz jeder Comic-Redaktion. Der Albtraum von Fantasio. Das Lieblingskind von Comic-Legende André Franquin. Und der Hauptdarsteller der auf neunzehn Bände ausgelegten Gaston-Neuausgabe im großformatigen, schön plakativ gestalteten Softcover-Album, die Carlsen diesen Sommer dankenswerterweise endlich gestartet hat. Überarbeitete Kolorierung und Übersetzung, einheitliches Lettering, chronologische Sortierung und dazu immer wieder ein paar sinnig eingefügte Zusatzseiten, Gags und Illustrationen – so lässt der Gaston-Fan sich diese Edition gerne gefallen!

 

Egal ob Nickerchen, seltsame Erfindung, mit Tapsigkeit gepaarte Gutmütigkeit oder einfach nur zum Himmel schreiende Naivität: es gibt viele Gründe, wieso Gastons Arbeitstage als Bürobote in einem großen, bekannten Comic-Verlag »in Hamburg« meistens in einer Katastrophe enden oder schon mit einer solchen beginnen - wieso sein Vorgesetzter Fantasio regelmäßig kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht und sich in nicht weniger regelmäßigen Abständen Prügel anstelle von Gaston abholt, sich Superkleber und anderes aus der Nase entfernen muss oder Gaston eins auf den Deckel gibt und mit dessen eigenen Erfindungen durch die heiligen Hallen der eingedeutschten »Carlsen-Redatkion« jagt.

 

Überhaupt ist es diese Interaktion der Monströsitäten, die Gaston zu einem lebendigen Feuerwerk des auf Interaktion basierenden Humors macht. Ohne den cholerischen, ordnungsliebenden, manchmal aber auch regelrecht sadistischen und diabolischen Fantasio - den idealen Gegenpart zu Gaston - wären viele der halbseitigen Panel-Abfolgen nur halb so lustig. Franquins in seiner Essens böser Humor blüht auf, wenn er Gaston mit seiner Umwelt konfrontiert – insbesondere eben natürlich Fantasio. Dieser hat stark unter Gastons Faulheit, seiner Lässigkeit und seinen vermeintlich hilfreichen Erfindungen zu leiden, sicher – aber er weckt so manches mal auch erst das »Monster« in Gaston. Viele Erfindungen, Einfälle und »Alltagshelferlein« haben ihren Ursprung in Gastons (in aller Regel mit Spott, Häme oder gar Gewalt belohnten) Bemühungen, Fantasio zu gefallen, ihm eine Freude zu machen, zu helfen oder ihm seinen Alltag zu erleichtern. Fantasio kämpft, wenn man so möchte, also gegen das Monster, das er selbst oft genug schafft ...

 

Zum Abschluss dieses zweiten Albums mit den Gaston-Strips 43 bis 115 aus den Jahren 1958 bis 1960 gesellen sich noch ein paar lustige Werbe-Strips für das »Ochsenberger Orangenlimo« dazu, wo Franquin von Jidéhem unterstützt wurde. Für Puristen ein weiteres Schmankerl: Fünf Gags, die seit 1965 nur in einer überarbeiteten Version abgedruckt wurden, sind nun erstmals nach Abdruck im FAZ-Band (Klassiker der Comic-Literatur, 2006) auch in einer regulären Gaston-Reihe wieder in ihrer ursprünglichen Fassung von 1959 zu bewundern.

 

Auch der frühe Gaston ist und bleibt ein Highlight des europäischen Funny Comics. In dieser Neubearbeitung und Aufmachung eigentlich fast schon ein Pflichtkauf.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041820344060f7b893
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Gaston Bd. 2

von André Franquin

Softcover-Album, 48 Seiten

Carlsen, Juli 2008

ISBN: 3551754322

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 12.08.2008, zuletzt aktualisiert: 18.02.2021 18:53, 7106