Gefährtin der Morgenröte von Claudia Gray

Hörbuch

Reihe: Evernight 4

 

Rezension von Christel Scheja

 

„Gefährtin der Morgenröte“ ist der letzte Teil der Evernight-Saga. Hier spitzen sich die Ereignisse der „Romeo und Julia“-Geschichte noch einmal dramatisch zu, haben doch die letzten Ereignisse beide nachhaltig verändert. Der Roman schließt genau dort an, wo der dritte aufhörte. Auch dieses Buch liegt nun in einer leicht gekürzten Hörfassung vor und wird wieder von Nana Spier vorgelesen.

 

Nach der dramatischen Auseinandersetzung im letzten Band hat Bianca ihr Leben verloren. Aber da ihre vampirischen Eltern einen Pakt mit den Geistern geschlossen haben, um ihre Geburt überhaupt erst möglich zu machen, vergeht ihre Seele nicht, sie kann stattdessen als Geist weiterexistieren.

Aber auch Lucas ist kein Mensch mehr. Um ihn zu retten, ist er in einen Vampir verwandelt worden und der Moment rückt immer näher, in dem er erwachen und dies herausfinden wird. Deshalb schickt Bianca auch alle Menschen fort, denn sie weiß sehr genau, dass der unbändige Blutdurst ihren Freund zu unbedachten Handlungen treiben wird, die er sich und den anderen noch weniger verzeihen kann als seine Verwandlung.

Tatsächlich hadert Lucas schon kurz nachdem er wieder zu Bewusstsein gekommen ist, mit seinem Schicksal, steht es doch gegen alle Vorstellungen, die ihn sein früheres Leben lang begleitet haben.

Um das Beste daraus zu machen und seine neuen Triebe beherrschen zu lernen, beschließt Lucas in das Evernight-Internat zurückzukehren. Bianca will ihn nicht alleine lassen und begleitet ihn deshalb – doch gerade für Geister ist dieser Ort ein gefährliches Pflaster.

 

„Gefährtin der Morgenröte“ führt die Geschichte zu einem guten Ende, wie sich erfahrene Leser sicherlich denken können. Die Autorin führt die offenen Fäden zusammen, klärt letzte Fragen, beschäftigt sich aber vor allem mit ihren Helden, die erst einmal lernen müssen, mit den Veränderungen zurecht zu kommen.

Während Bianca das Ganze recht leicht nimmt, da sie bereits gut darauf vorbereitet wurde, kämpft Lucas sehr stark mit seiner neuen Natur und der Tatsache, dass er jetzt genau das ist, was er immer gejagt hat.

Hier liegt allerdings auch die größte Schwäche des Buches. Gerade weil Claudia Gray sich zu sehr auf die Personen konzentriert, geht der Hintergrund mehr oder weniger unter. Der Konflikt zwischen Vampiren und Geistern wird nur nebenbei abgehandelt, alles konzentriert sich darauf, die Liebe gewinnen zu lassen.

Das mag zwar sehr junge Leserinnen begeistern, wer ein bisschen mehr als das erwartet, wird leider durch die oberflächliche Auflösung enttäuscht. Zudem tritt die Geschichte mehrfach gehörig auf der Stelle, was leider auch die Hörbuchfassung nicht ganz ausgleichen kann.

Wie immer liest Nana Spier den Text mit der nötigen jugendlichen Frische und schafft es tatsächlich, die Heldin lebendig wirken zu lassen.

 

„Gefährtin der Morgenröte“ ist zwar ein solider Abschluss der Evernight-Saga, verschenkt aber leider viele Möglichkeiten, die sich die Autorin in den ersten Bänden geschaffen hatte, weil sie Liebe den Vorzug gegenüber den interessanten Konflikten im Hintergrund gibt. Das mag zwar romantischen Herzen gefallen, nicht aber den Lesern, die sich eigentlich ein bisschen mehr Abenteuer und Spannung erwartet haben.

 

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