Druckversion: Gefängnis der Seelen (The Red Star; Bd. 3)

Gefängnis der Seelen von Christian Gossett

Reihe: The Red Star Band 3

 

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Das Reich ist gefallen – und das nächste Reich wartet!

Um die Millionen Seelen der von Diktator Imbohl getöteten Bürger zu befreien, bricht die R.S.S. Konstantinow unter dem Kommando von Maya Antares auf in das Reich der Toten. Dort hält der Diktator die Seelen der von ihm Getöteten gefangen. Denn diese garantieren ihm Unsterblichkeit.

Aber Imbohl ist schwach nach den jüngsten Ereignissen. Und die Geister revoltieren. Unter ihnen Marcus Antares, der vor zehn Jahren verstorbene Ehemann von Maya. Befreit von der geheimnsivollen „Roten Frau“ führen seine Wege ihn und letztlich auch die Crew der R.S.S. Konstantinow zu einem der schlimmsten Seelenknäste, der Festung des Erzengels ...

 

Rezension:

Eine Comic-Serie, die sich einer Produktionstechnik bedient, die eigentlich für Filme und Videospiele entwickelt wurde, bei der anhand einer groben Bleistiftzeichnung am Computer eine Bild-Komposition erstellt wird, die dann nachträglich mit gezeichneten Bildern als auch gerenderten Grafiken gefüllt wird, solch eine Comic-Reihe kann nur völlig ungewöhnliche Panels aufweisen - wenn die beteiligten Künstler auch über ein entsprechendes Können verfügen.

The Red Star ist eine überaus aufwändig konstruierte Abfolge grandioser Bilder, deren Wirkung genau auf dieser einzigartigen Mischung aus gezeichneten Elementen und sorgfältig berechneten 3d-Modellen bezieht. Anhand der im Anhang dokumentierten Arbeitsschritte lässt sich erkennen, wie die Künstler um Christian Gossett dabei vorgehen. Nicht nur die Positionierung der einzelnen Elemente innerhalb des Bildkontextes verändert unter Umständen den Zauber einer Bildfolge, gerade auch die daraus resultierende Perspektive eröffnet ganz neue Betrachtungsweisen.

Und derartige neue Blickwinkel benötigt „Red Star“ auch, wenn es darum geht, gewaltige Kampfschiffe, wie die Wolkenbrüter gekonnt in Szene zu setzen.

Und so sind die Bilder, in denen der Kampf zwischen der rebellischen „Konstantinov“ und der sie verfolgenden „Taktarov“ auch beeindruckend in ihrer Projektion von Masse, Stahl und gigantischer Größe, die sich auch auf die Figuren überträgt. Gossetts ist eindeutig ein Fan russischer Monumentalkunst und überträgt sie fast 1:1 auf seine Zeichnungen. Zwar gibt er seinen Figuren individuelle Gesichtszüge, jedoch ergeben sie alle den typischen sowjetischen Helden, vom jungen Soldaten, über die hübsche und tapfere Partisanin bis zum väterlich strengen General. Jede Figur ein Zitat aus den Gesängen des großen vaterländischen Krieg.

So viel Pathos und Glorie ist teilweise erschlagend. Man fragt sich, woher Gossetts diese Überwesen herholt. Die zudem noch in einer teilweise unerklärlichen Überwelt kämpfen.

So bleibt auch im dritten Teil die Story weit hinter den atemberaubenden Bildern zurück.

Der Kampf Gut gegen Böse findet wieder einmal seine Stellvertreter, hier im Kampf der Schiffe und ihrer Kapitäne, der eine ein Held, der andere ein Psychopath. Sie kämpfen beide für die Nation des Roten Sterns, jedoch ein jeder für eine andere Prägung.

Dabei gelangen sie in eine wenig näher bestimmte Geistersphäre, wo der Regierungschef die Seelen der Verstorbenen gefangen hält und für sich Energie gewinnen lässt. Diese Seelen zu befreien, ist die Mission von Urik Antares und seines verschollenen Bruders Markus Antares, der zusammen mit einer Göttin zum Sturm auf das berühmteste Seelengefängnis antritt, der Festung Erzengel.

Zum Glück gibt es zu Beginn eines jeden Kapitels eine kurze Inhaltszusammenfassung, sodass der Betrachter nicht auf seine eigene Interpretation der Handlung angewiesen ist, die sich so nur schwer aus den Seiten herauslesen lässt.

Immer wieder bleibt man mit dem Gefühl zurück, dass die Autoren vergaßen, wesentliche Dinge zu erklären. Etwa was diese Geistersphäre ist und warum Kriegschiffe dort abstürzen können. Zwar funktionieren die Figuren im Rahmen ihrer Umgebung, der Hintergrund jedoch bleibt so diffus wie bisher und gleitet zunehmend in einen oberflächlichen Mystizismus ab.

Ein mehr oder weniger loser Aufhänger für die opulente Bilderschlacht.

Cross Cult würdigt das Kriegsepos wie gewohnt in einer prachtvollen Ausgabe. Das gebundene Hardcover-Album besticht durch eine saubere Produktion, gelungenen Übergängen zwischen den einzelnen Teilen und dem schon erwähnten, überaus informativen Anhang.

 

Fazit:

„The Red Star“ zieht weiter auf seiner Reise experimenteller Bildorgien und öffnet den Blick des Betrachters für neue und ungewohnte Perspektiven, zu Bildern, die man so noch nicht im Comic sah. Als Manko bleibt leider immer noch die schwache Ausführung der Geschichte, aber in Anbetracht der massiven Bilderwerte kann man ein derartiges Detail bestimmt verschmerzen.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420160813f52393d0

Comic:

Gefängnis der Seelen

Reihe: The Red Star Band 3

Autor und Zeichner: Christian Gossett

Original: The Red Star 3: Prison of Souls, 2007

Übersetzer: Christian Langhagen

Co-Autor: Bradley Kayl

Colorist: Snakebite

3D: Paul Schrier

Cross Cult, 2008

gebunden, 158 Seiten

 

ISBN-10: 3936480516

ISBN-13: 978-3936480511

 

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, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 08:14