Gefangene der Lagon von Kaoru Kurimoto
Reihe: Die Guin Saga Bd.4
Rezension von Christel Scheja
Wenig bekannt ist, dass es in Japan neben den unzähligen Mangas auch noch reich illustrierte Unterhaltungsromane zu jedem Genre gibt. Die "Guin"-Saga umfasst im Original mehr als neunzig Bände, während hier erst vier erschienen sind.
Die deutsche Übersetzung benutzt derzeit jedoch nicht das japanische Original, sondern die amerikanische Adaption als Vorlage. Ebenso verwendet man nicht die eher westlich anmutenden Originalcover, sondern präsentiert die Saga mit Titelbildercollagen aus Manga-Clipart und Raubtierfotos.
An der Seite der Sem kämpfen der leopardenköpfige Krieger Guin und die Königskinder von Parros gegen das mongaulische Heer unter der Führung der achtzehnjährigen Generalin Amnelis. Die Schlacht von Nospheros ist zwar inzwischen geschlagen, der Krieg aber noch lange nicht gewonnen, denn die Feinde sind trotz des hohen Blutzolls noch nicht gewillt, so schnell aufzugeben. Amnelis nimmt den Kampf nun ziemlich persönlich und ist bereit auch noch den Rest ihrer Männer für die Rache zu opfern.
Guin spürt, dass diese Hartnäckigkeit auch die Sem vernichten kann. Deshalb macht er sich auf die Suche nach Verbündeten. Er weiß, dass die riesenhaften Lagon irgendwo in der Wüste leben, und den Krieg beobachten. Nun will er sie auffordern, daran teilzunehmen.
Doch das ist gar nicht so einfach, wie es zunächst scheint. In einem kargen Gebirge wird der leopardenköpfige Krieger erst einmal schweren Prüfungen unterzogen, die tief bis in sein Innerstes vordringen und erste Geheimnisse um ihn und sein Erscheinungsbild lüften. Denn er muss sich nicht nur das Vertrauen der Lagon, sondern auch viel höherer Mächte verdienen...
Wie auch schon die vorigen Bände ist auch „Gefangene der Lagon“ sehr dialoglastig und wirkt eher wie die Nacherzählung eines Mangas oder eines Films. Es gibt so gut wie keine Innensicht der Figuren, die Personen sind auf wenige Eigenarten und Marotten reduziert, an denen man sie wiedererkennen oder sogar bereits beim ersten Auftauchen einschätzen kann. Auch alle übrigen Beschreibungen, sind eher oberflächlich gehalten.
Wie in der Handlung gibt es nur einfache und klare Bilder. Gut und Böse sind klar getrennt, Geheimnisse nicht so tiefgründig, dass man sie wirklich lange interessant finden kann.
Die Ähnlichkeit zu den Barbarenfilmen der achtziger Jahre wird immer deutlicher. Die Autorin spielt mehr schlecht als recht mit klassischen Motiven der Sword & Sorcery herum, wenngleich auch manches durch die fernöstliche Sichtweise ungewohnt oder lustig erscheint.
Im Vordergrund steht vor allem die Action – egal ob diese nun die Überwindung physischer Gefahren schildert oder sich in der genüsslichen Beschreibung von Monstern ergeht. Das mag kurzfristig unterhalten, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Insgesamt bietet auch der vierte Band der reihe zwar kurzweilige aber keine exotisch faszinierende Unterhaltung. Die Spannung leidet trotz actionreicher Handlung sehr stark unter dem zweidimensionalen Beiwerk, und lässt immer mehr die Frage aufkommen, ob die wenigen Geheimnisse um Guin, die noch halbwegs interessant erscheinen, das Weiterlesen lohnend machen.
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