Gegen das Sommerlicht von Melissa Marr
Hörbuch
Rezension von Christel Scheja
Gerade erleben die unheimlichen aber dennoch romantischen Geschichten um junge Mädchen, die mit dem Übernatürlichen in Berührung kommen in der Jugendliteratur wieder eine Hochkonjunktur. Nicht immer müssen es nur Vampire und Werwölfe sein, die Bedrohung kann auch von einer ganz anderen Seite kommen - aus der Welt der Märchen und Sagen.
„Gegen das Sommerlicht“ von Melissa Marr ist ein solcher Roman. Neben dem bei Carlsen erschienenen Buch gibt wurde auch eine auf 318 min gekürzte Hörbuchfassung auf vier CD’s produziert, gelesen von Wiebke Puls.
Schon als Kind konnte Ashlyn im Garten und in den Häusern Wesen sehen, die anderen Menschen verborgen blieben. Da ihr früher niemand glauben wollte, hütet sie schon seit langem das Geheimnis, dass sie Elfen und Feen wahrnehmen kann, und zwar nicht nur die kleinen, sondern auch die menschengroßen Hochelfen.
Und jetzt muss sie feststellen, dass sie auch deren Aufmerksamkeit erregt hat und von ihnen verfolgt wird. Was wollen sie von ihr - vor allem der geheimnisvolle Keegan, der eine unheimliche Anziehungskraft auf sie ausübt und immer wieder versucht sie zu verführen? Und was will die ebenso mysteriöse Donia von ihr?
Um den beiden zu entgehen, sucht sie immer öfter bei dem als verschroben geltenden Seth Zuflucht, der ihr anders als ihre Mitschülter, Eltern und Verwandten zu glauben scheint.
Gemeinsam ergreifen sie die Initiative und versuchen heraus zu finden, was die Elfen eigentlich von Ashlyn wollen. Sie tauchen in eine Welt voller Magie und seltsamer Regeln ein und müssen entsetzt feststellen, dass Keegan der Sommerkönig der Elfen ist. Er möchte Ash zu seiner Sommerkönigin machen, um ein uraltes Vermächtnis zu erfüllen. Und Donia scheint ihm dabei zu helfen.
Nun ist guter Rat teuer, denn die Macht der Elfen ist groß und in ihrem Zorn sind sie unerbittlich. Doch Seth ist genug genug mit den alten Überlieferungen vertraut, um zu wissen, dass sie auch Schwächen und Grenzen haben. Da er inzwischen selbst mehr für Ash empfindet, ist er fest entschlossen, um sie zu kämpfen und sich mit allem, was er kennt, gegen die Wut der Anderswelt zu wappnen.
„Gegen das Sommerlicht“ ist keine epische und ungewöhnliche Geschichte. Wer sich nur ein wenig mit der Sagenwelt der britischen Inseln auskennt, wird sehr schnell wissen, in welche Gefahr Ash und Seth hier geraten und wie sie dieser auch wieder entkommen können. Melissa Marr spielt mit den Überlieferungen und Märchen, bringt sie vor allem den jungen Leserinnen nahe und weiß mit einer für Mädchenromane so typischen - sehr romantischen Liebesgeschichte zu verzaubern. Sie bleibt erstaunlich normal und natürlich, entwickelt sich langsam, so dass man keinmal das Gefühl bekommt, das Verhalten der Figuren sei oberflächlich oder gar aufgesetzt.
Allein bei der Schilderung der Elfen lässt die Autorin das gewisse Etwas vermissen. Es fehlt die seltsame Entrücktheit und Andersartigkeit der Elfen - Keegan und seine eigene Herrin wirken zu menschlich, ebenso Donia. Dem Buch fehlt es gerade in diesen Szenen etwas an Atmosphäre.
Auch die Lesung ist nicht ganz so gelungen, wie sie hätte sein können. Gerade am Anfang lässt Wiebke Puls etwas an Enthusiasmus vermissen und versucht männliche Stimmen betont dunkel zu sprechen, was nicht besonders wirkt. Das wird nach der ersten Stunde aber besser und gerade auf den letzten beiden CD’s macht sie ihre Arbeit wesentlich besser.
Das Hörbuch ist wie das Buch vor allem jungen Mädchen in ihrer romantischen Phase zu empfehlen, die es leicht fantastisch mögen, aber nicht zu fantasylastig, und denen es vor allem auf die Irrungen und Wirrungen in der Liebe ankommt.