Geisha
 
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Geisha

Rezension von Christel Scheja

 

Der heute in einer ländlichen Region Englands lebende Autor und Zeichner Andy Watson hat nicht nur für Lizenzcomics wie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ oder die beiden großen Verlage Marvel und DC Texte verfasst, sondern auch eigene Werke gezeichnet und geschrieben, wie Breakfast after Noon“, „Little Star“ oder „Love fights“ die ebenfalls bei Eidalon erschienen sind.

Auch wenn das Setting manchmal ein wenig futuristisch sein mag so wie in „Geisha“, das in einer nicht näher bezeichneten Zukunft spielt, so geht es doch eigentlich immer um menschliche Nöte, Hoffnungen, Freuden und Träume.

 

Das trifft auch dann zu, wenn die Heldin eigentlich nicht menschlich ist. Um seinem Sohn nach dem Tod der Mutter Gesellschaft zu leisten, hat ein Vater einmal eine junge Androidin gekauft und entsprechend programmieren lassen. Über die Jahre hinweg sind die beiden wie Bruder und Schwester aufgewachsen und heute ist Jomi Sohodo kaum mehr von einem ganz normalen Menschen zu unterscheiden.

Sie hat intensive Gefühle entwickelt und drückt sie sogar künstlerisch aus. Doch die Gesellschaft will ihre Begabung nicht wahr nehmen. Denn wie soll ein künstliches Wesen, das normalerweise keinen eigenen Willen hat, zu solch einer Leistung überhaupt fähig sein? Kritiker putzen sie herunter, und die Fachwelt will sie nicht wahr nehmen.

Schließlich bleibt Jomi nur noch die Möglichkeit, es auf anderem Wege zu versuchen. Sie nimmt eine Stelle als Bodyguard an und kommt so in Berührung mit eingebildeten Models, zickigen Diven, manischen Unterwelt-Bossen oder extrem-eifersüchtigen (Ex-)Ehemännern. Sie muss sich mit Intrigen und brutalen Schlägern herumärgern – und doch findet sie schließlich neben einigen Kunstfälschern auch eine Person, die wie ihr innig geliebter Bruder Mark Kami ihre Begabung wirklich wahr zu nehmen und auf ihre Weise zu fördern beginnt.

Und das gibt ihr mehr als nur Hoffnung.

 

„Geisha“ spielt in einer Welt, die für Independent-Comics so typisch ist. Wowohl Jomi als auch ihr Bruder bewegen sich durch eine Welt, die halb dem Glamour und halb den Schatten verbunden ist. Während beide hoffen durch ihre Kunst berühmt zu werden, Mark durch seine Band, die Androidin mit ihrem Bildern, werden sie durch die Machenschaften der Mafia und brutale Schlägertrupps immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt und greifen manchmal selbst auf nicht ganz astreine Methoden zurück.

Alles in allem verbittern die beiden jedoch nicht durch ihre negativen Erfahrungen sondern blicken weiterhin für alles offen und fröhlich in die Welt. Vor allem Jomi besitzt ein engelsgleiches Gemüt.

Die Handlung verzichtet eher auf Action. Sie konzentriert sich auf die Figuren, ihre Gefühle, Träume und Hoffnungen und nimmt sich viel Raum, die Beziehungen untereinander zu entwickeln. Dabei bewahrt sich Andi Watson eine gewisse Naivität, die sich auch in seinen Zeichnungen ausdrückt. Durch den Cartoonstil wirken selbst Brutalos niedlicher als sie eigentlich sind und Schusswechsel harmlos. Die Action dient wie auch der immer wieder durchschimmernde Humor zur Auflockerung.

Der Comic punktet vor allem durch seine freundlich überzeichneten Figuren, die zum größten Teil sehr sympathisch, manchmal auch durch ihre Skurrilität lustig sind. Der in harten Linien gezeichnete Comic strahlt eine trotz der manchmal etwas derberen Handlung eine warme und liebenswerte Atmosphäre aus, die beweist, dass man auch in düsteren Zeiten Naivität mit Action verbinden kann.

Dem trägt der Verlag durch die edle Aufmachung des Bandes als Hardcover im Schutzumschlag durchaus Rechnung.

 

Das macht „Geisha“ für alle Freunde ungewöhnlicher und eigenwilliger Comics zu einem Werk, in das man ruhig einmal einen Blick werfen sollte.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403271635089f0cf8f1
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Comic:

Geisha

Autor und Künstler: Andi Watson

Geisha, USA 2007

Aus dem Englischen von Stefan Pannor

Eidalon, Januar 2008

Hardcover mit Schutzumschlag im Comicformat, S/W

ISBN-10: 3939585084

ISBN-13: 978-3939585084

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 17.06.2008, zuletzt aktualisiert: 21.03.2024 17:02, 6732