Geisterhafte Grotesken (Anthologie)
 
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Geisterhafte Grotesken, Anthologie

Rezension von Bine Endruteit

 

Gargoyles bevölkern seit langer Zeit nicht nur zahlreiche Kirchen und Kathedralen, sondern sie beflügeln auch immer wieder unsere Fantasie. Wer hat sich bei ihrem Anblick nicht schon einmal selbst gefragt, was geschehen würde, wenn diese Wesen aus Stein plötzlich lebendig würden? In ihren grotesken Formen und in vielfältigen Erscheinungsbildern haben sich die Wasserspeier im Laufe der Zeit einen festen Platz in der fantastischen Welt erarbeitet, treten jedoch eher selten in den Vordergrund. Das will der Kurzgeschichtenband "Geisterhafte Grotesken" ändern.

 

Auf über dreihundertfünfzig Seiten haben sich zahlreiche Erzählungen eingefunden, die auf ihre Art sehr unterschiedlich sind, aber immer die Gargoyles als Hauptthema behandeln. Wir treffen auf die klassische Steinfigur, die sich zwar nicht bewegen kann, aber alles um sich herum wahrnimmt, ein Gargoyle-Liebespaar, von denen jeder nur die Hälfte seiner Lebenszeit als Mensch auf der Erde wandelt, die Trost spendende Figur, die einfach nur da ist und zuhört. Des Weiteren gibt es eine durchaus cuthuluide Kurzgeschichte voller Wahnsinn und Selbstzweifel, die sich sehr an den klassischen Originalen aus der Lovecraftschen Mythenwelt orientiert oder auch einfach nur Menschen, die sich in Stein verwandeln . Und natürlich trifft man immer wieder auf die lebendig werdenden Figuren. Dabei ist es egal, ob es sich hierbei um eine Formwandlung handelt oder nicht und ob diese Lebenserweckung eingebildet oder real ist. Sie bildet das zentrale Thema. Belebter Stein, der aufgrund seines realistisch wirkenden Äußeren unsere Fantasie anregt.

 

Bei der Herausgeberin Fabienne Siegmund sind insgesamt fast hundertfünftig Geschichten eingegangen, als das Gargoyle-Projekt bekannt gemacht wurde. Die Ausschreibung ist also auf reges Interesse gestoßen. Mit diesem Hintergedanken muss man jedoch wirklich bedauern, wie wenig wirklich fesselnde und hochwertige Erzählungen in diesem Band enthalten sind. Natürlich gibt es die kleinen Schätze, die das Buch lesenswert machen, ein Großteil hebt sich jedoch nicht von der breiten Masse ab. Die meisten Kurzgeschichten sind oberflächlich, enthalten keine neuen Ideen und bauen lediglich auf alten Klischees auf. Viele von ihnen sind deswegen schlicht langweilig. Auch der Schreibstil mag oft nicht zu überzeugen. Man merkt deutlich, dass man es hier oftmals lediglich mit Hobbyautoren zu tun hat, die einfach gerne mal eine Geschichte schreiben wollten. Nicht einmal die in der Fantasyszene bekannten Namen Christoph Hardebusch, Christoph Marzi und Oliver Plaschka können beim Lesen dabei helfen, über die vielen Mankos der Geschichten hinweg zu sehen, auch wenn man ihren Werken deutlich anmerkt, dass sie mehr Erfahrung im Schreiben haben.

 

Jeder Kurzgeschichte geht eine Schwarzweiß-Illustration voraus, die eigens für dieses eine Werk geschaffen wurde. Damit ist der Band gestalterisch durchaus gelungen, denn die Bilder sind individuell und hochwertig gestaltet. Besonders der Bezug zu den Erzählungen ist zu loben, da oft Bilder benutzt werden, die völlig aus der Luft gegriffen wirken.

 

Wer "Geisterhafte Grotesken" einfach nur lesen möchte, weil ihm Gargoyles gefallen und es leider kaum Literatur über diese fantastischen Wesen gibt, wird hier zwar mit einem ganzen Buch belohnt, in dem die Wasserspeier im Mittelpunkt stehen, qualitativ wird aber leider nicht viel geboten. Schade, denn viele Ansätze und Grundideen in den Geschichten haben wirklich großes Potenzial.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420143739aa5222d3
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Buch:

Geisterhafte Grotesken

Autoren: Christoph Hardebusch, Christoph Marzi, Oliver Plaschka, u.a.

Herausgeber: Fabienne Siegmund

Taschenbuch, 360 Seiten

Torsten Low Verlag, 22. Mai 2010

ISBN-10: 3940036056

ISBN-13: 978-3940036056

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.10.2010, zuletzt aktualisiert: 13.02.2024 15:29, 11190