Auftragskiller Henry Brogan (Will Smith) wird hartnäckig von einem jungen Agenten verfolgt, der jeden seiner Schritte vorhersieht. Wer steckt dahinter?
von Armin Rößler
Ang Lee gilt als vielseitiger Filmemacher, der sich schon an so extrem unterschiedliche Stoffe wie den Jane-Austen-Klassiker Sinn und Sinnlichkeit (1995) oder die Comic-Verfilmung Hulk (2003) gewagt hat und gleich zweimal mit dem Oscar für die beste Regie ausgezeichnet wurde: für Brokeback Mountain (2005) und Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger (2012). Das macht Lust auf seinen Science-Fiction-Thriller Gemini Man – das Ergebnis ist aber leider ziemlich ernüchternd.
Henry Brogan (Will Smith) ist als Auftragsmörder für eine geheime Regierungsorganisation deren bestes Pferd im Stall. Nachdem er den jüngsten Auftrag nach seinem eigenen Geschmack nicht souverän genug über die Bühne gebracht hat, beschließt er, die Flinte an den Nagel zu hängen. Doch davon will sein Chef Clay Verris (Clive Owen) nichts wissen: Er hetzt ihm seinen 25 Jahre jüngeren Klon auf den Hals. Brogan, seiner Agentenkollegin Danny (Mary Elizabeth Winstead), die ihn erst beschattet, dann unterstützt, und seinem alten Freund Baron (Benedict Wong) bleiben nur die Flucht.
Schon über die Optik lässt sich streiten: Der Film wurde mit 120 Bildern pro Sekunde (Kinostandard sind 24) gedreht, was zwar die Bildqualität verbessern soll, vieles aber auch eher künstlich als echt wirken lässt. Dazu passt die Technik, die in Will Smith’ jüngerem Ich steckt: Die Verjüngungskur ist zweifelsohne gelungen, richtig überzeugend kommt der geklonte Gegenspieler des Helden aber nicht daher. Kein glückliches Händchen beweist der Regisseur zudem bei den Actionszenen: Zu viele wurden aus nächster Nähe gefilmt und wirken deshalb sehr unübersichtlich.
Viel schlimmer als alle handwerklichen Details ist aber der eigentliche Inhalt: Das beginnt bei der Hauptfigur, die auch nach Mord Nummer 72 immer noch im festen Glauben handelt, nur die Bösen zu töten. Es setzt sich über die wirre Klon-Story fort: Eigentlich sollte es eine ganze Armee dieser Burschen geben, von jeglichen moralischen Skrupeln befreit. Ausgerechnet den Klon, der Brogan töten soll, hat Bösewicht Verris aber adoptiert und als seinen eigenen Sohn großgezogen, mit allen menschlichen Schwächen – die dann natürlich auch prompt zu Tage treten. Quälend pathetische bis sinnfreie Dialoge bremsen zudem immer wieder jeden Anflug von Spannung aus. Insgesamt ist »Gemini Man« eine große Enttäuschung.
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