Gespräch: Charles Stross im Otherland am 20.11.2014
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Charles Stross im Otherland am 20.11.2014

von Ralf Steinberg


Erneut weilte ein literarischer Stargast zm Besuch im Otherland und dominierte das Gatherland, eine monatliche Veranstaltung, bei der über Bücher geredet wird.

 

Das Otherland war gerammelt voll; als Simon Weinert endlich den Laden öffnete, saßen Charlie und seine Frau bereits vor dem Fantasy-Regal und harrten der Fragen.


Nach der obligatorischen Begrüßung durch Mitinhaber Wolfgang Tress erklärte Simon, dass er Charles Stross diesen Abend als »Kaffeeklatsch« darstellte.

 

Charlie macht gerade Urlaub mit seiner Frau, den er auch benötige, da er zwei Romane in den letzten drei Monaten fertigstellte.

 

Zeit ist für Autoren eine sehr relative Sache. Viele Romane bekommt die Leserin erst Jahre nach der ersten Fassung in die Hände. Wobei nicht nur der Veröffentlichungsprozess Zeit verschlingt, auch das Schreiben selbst sein wankelmütig.

 

Manche Romane gehen schneller, manche langsamer. Sein schnellster Text entstand in 18 Tagen, er brauchte aber auch schon einmal fünfeinhalb Jahre für die Rohfassung. Das war Accelerando.


Der schnellgeschriebene Roman heißt The Annihilation Score und kommt Mitte 2015 in die Läden.

Eigentlich sollte es Armageddon Score heißen, aber als Charlie danach googelte, bekam er Links zur Musik zum Film Armageddon. Und dann wählte er einen neuen Titel.

So bestimmen Suchmaschinen die Titel. Überhaupt hat er so gut wie keinen Einfluss auf Titel oder Cover.

Zu den hässlichsten Cover zählt er eine tschechische Ausgabe, wo man man auf einen seiner Tech-Thriller victorianische Damen mit Pistolen bappte.

 

Charlie verriet uns seine natürlich sehr krude Idee, in »The Annihilation Score« Elfen auftreten zu lassen. Aber sie sind die Bösen. Was sonst.

 

Auch über die anderen Laundry-Files erfuhren wie einiges über Hintergrund und Figuren. Bei uns erschien der erste Band der Bob Howard-Reihe unter dem Namen Dämonentor und ziert den neuesten Eintrag einer Must-Have-Liste.


Während Charlie erzählte und mit der Wahl seines Bieres bewies, dass er den Tschechen nichts krumm nahm, beobachtete Simon das Geschehen und Wolfgang ließ die Facebook-Gemeinde teilhaben .

 

Nicht wenige SF-Fans sabberten an ihren PCs, während in Berlin erneut der futuristische Äther brannte und der Hummer steppte.

Immer nur einen Klick vom Upload entfernt.

Was uns an David Brin erinnern sollte, der vor einem Jahr hier war.

In Berlin nutzt Charlie die Gelegenheit, Material für seine neue Trilogie zu sammeln, die in der Reihe The Merchant Princes bei Tor erscheinen wird.

Sie spielt in der nahen Zukunft, 2020, und eine der Hauptfiguren ist ein Stasi-Spitzel, der zu einem der letzten Spionageringe in den USA vor dem Mauerfall gehörte und erkennt, dass es von großen Vorteil für das Leben in dieser USA ist, in der DDR geboren worden zu sein.

 

Natürlich enthält das Buch keinerlei politischen Subtext und Charlie wollte wirklich keinesfalls seinen eigenen Big Fat Post Edward Snowden Techno-Thriller schreiben.

 

Politisch wurde es dann aber doch noch, als seine Frau und er sehr engagiert über die gescheiterte Unabhängigkeit Schottlands redeten. Die Sache sei auch noch nicht ausgestanden, denn wenn England sich gegen die EU entscheiden sollte, wäre die Frage einer Abspaltung wieder heiß.


Übrigens erzählte er auch noch die Geschichte, warum er diese ganz spezielle Beziehung zu Hummern hat.

Als erfolgreicher Programmierer der Dot.Com Zeit schrieb er die Erzählung Lobsters, die dann zum ersten Kapitel von »Accelerando« wurde.

Seine Frau faszinierte der große Plastik-Hummer so sehr, dass sie ihn kaum aus der Hand legen wollte und ihn erst freigab, als sich ihr Cthulhu in die Arme warf.


Auf ihrem T-Shirt stand zudem All cats are Psychopaths. Der Strossche Haustiger gehört zu den schlimmsten Ablenkungen beim Schreiben, samt Tastaturbesetzen und in die Hände beißen.

 

Logischerweise konnte man auch wieder seine Bücher signieren lassen und Charlie schrieb auch überall hinein. allrerdings nur seinen Namen. Sehr sparsam.

Aber er war ja auch in den Ferien.

 

Wie schon so oft, schenkte uns das Otherland wieder eine dieser unvergesslichen Kreuzberger Nächte und man darf gespannt sein, wer sich als nächstes darum reißt, den urigen Laden mit begeisterten Leserinnen und Lesern zu füllen.


 

Nach oben

Platzhalter

Buch:

Du bist tot

Original: Halting State, 2007

Autor : Charles Stross

Übersetzerin: Ursula Kiausch

Taschenbuch, 544 Seiten

Heyne, 9. August 2010

 

ISBN-10: 3453526872

ISBN-13: 978-3453526877

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Alternative Buchhandlungbestellung

im Otherland bestellen


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 21.11.2014, zuletzt aktualisiert: 16.10.2023 21:13, 13783