Gespräche (Autorin: Little Shakespeare)
 
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Gespräche

Autorin: Little Shakespeare

 

Prolog:

 

Basierend auf das Zusammentreffen zwischen Giles und Buffy in der Folge "Revelations / Der Handschuh von Myhnegon", nachdem Buffys Freunde von Angels Rückkehr erfahren haben.

 

Zitat Giles aus o.g. Folge:

"Ich muß dich wohl nicht daran erinnern, welche Verantwort eine Jägerin trägt. Wir wissen es beide. Es ist auch überflüssig zu sagen, daß du das Leben der Menschen die dir nahe stehen gefährdest, indem du einen Mörder versteckt hältst. Aber leider muß ich dich daran erinnern, daß mich Angel gefoltert hat. Viele Stunden lang, nur zum Vergnügen. Du hättest mir sagen müssen das er wieder da ist. Du respektierst weder mich, noch die Arbeit die ich mache."

 

***

 

Lustlos killte Buffy einen Vampir nach dem anderen, fünf Stück an der Zahl. Obwohl sie schnell präzise und gewissenhaft den Pflock schwang, war sie unzufrieden mich sich. Die Worte Willows von einer vergangenen Jagd klagen ihr im Ohr "Buffy du bist perfekt. Giles wäre stolz auf dich, hätte er das gesehen." Nachdenklich kratzte sie sich mit dem Holzpflock am Hinterkopf. Wäre er das wirklich? Im Moment glaubte sie eher nein. Seit die Sache mit Angel heraus gekommen war, konnte man ihr Wächter - Jägerin - Verhältnis nicht gerade als vertraut bezeichnen. Es war, was das Training und eventuelle Nachforschungen betraf, wie immer. Doch seit diesem unfreiwilligem Geständnis hatte ihr freundschaftliche Verhältnis mächtig gelitten. Das unausgesprochene, gegenseitige Verstehen und Vertrauen, auf das sie heimlich so stolz war, hatte einen unkittbaren Riß bekommen. Seine Worte, daß sie ihn und seine Arbeit nicht respektiere, hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Sie trafen sie wie Ohrfeigen. Die ganze Situation in der Bibliothek war zum Wegrennen gewesen. Die enttäuschten, fragenden Gesichter und Vorwürfe ihrer Freunde und vor allem Giles sein Schweigen, bis zu dem Augenblick unter vier Augen. Sie hatte sich schon lange nicht mehr so unwohl in ihrer Haut gefühlt, so hilflos und schuldig. Alle Argumente und Entschuldigungen die sie entgegenbrachte, schienen nur wie faule Ausreden. Es gab nichts was ihr Verhalten entschuldigte und doch wußte sie, daß sie richtig handelte. In ihrem wie in Angels Sinne. Es war zu diesem Zeitpunkt in ihren Augen einfach die richtige Entscheidung gewesen, auch wenn die anderen es nicht so sahen. Am schwersten lag ihr zur Zeit jedoch das gespaltene Verhältnis mit Giles im Magen. Zu Beginn ihrer Karriere als Jägerin hätte sie nie gedacht, daß ihr seine Meinung einmal soviel bedeuten würde. Er war damals eben zwangsläufig ihr Wächter und zählte zu ihrer Aufgabe als Jägerin. Diese Einstellung hatte sie allerdings schon längst revidiert. Jetzt gehörte er fest zu ihrem Leben. Giles war wichtig für sie geworden. Genauso wichtig wie ihre Familie, ihre Mom, ihre Freunde und alles was sie liebte. Er war für sie nicht mehr nur ihr Wächter. Er war viel, viel mehr. Er war in ihrem Herzen zu ihrem Vater geworden. Zu dem Vater den sie sich immer gewünscht hatte. Der für sie da war, der ihr den Kopf zurecht rückte, wenn es notwendig war und der Vater der ihr stillschweigend die Hand reichte, wenn sie sie brauchte. Es half nichts. Sie würde mit ihm reden müssen. Irgendwann und irgendwie, sonst könnte es passieren, daß sie noch eher an einem Magengeschwür als durch die Hand eines Dämonen sterben würde. Zum weiteren Grübeln kam Buffy nicht mehr. Ein Rascheln und eigenartiges Fauchen riß sie aus den Gedanken. Alle Sinne waren schlagartig wieder angespannt und reagierten sofort auf einen sich von der Seite nähernden Vampir. Der Kerl schien erst neu aus dem Grab entstiegen zu sein, denn er roch noch nach frischer Erde. Theoretisch wäre es ein Leichtes gewesen, ihn mit einigen Schlägen zu Boden zu strecken und danach in Asche zu verwandeln. Sein Pech war nur, daß Buffy trotz vorangegangener Kämpfe noch immer so viel Frust in sich hatte, daß sie ihn erst windelweich prügelte, bevor sie ihn aufspießte. Ein wenig geschafft, starrte sie auf den Pflock in ihrer Hand. Erneut vernahm sie ein Geräusch und wirbelte herum.

"Du hast den Friedhof heute ganz schön aufgeräumt." Mit einem schüchternen Grinsen im Gesicht stand Angel vor ihr. "Vor allem dem letzten Burschen hast du mächtigeingeheizt. Ist alles in Ordnung mit dir Buffy?"

Tiefdurchatmend ließ sie den Pflock sinken und erwiderte das Lächeln. "Hi Angel, schön dich zu sehen. Ähm naja, im großen und ganzen ist mit mir alles o.k." Den Kopf leicht zur Seite neigend und die Stirn zu menschlichen Falten ziehend, musterte Angel Buffy von der Seite. "Das glaube ich dir nicht. Du gehst mir schon seit Tagen... Nächten aus dem Weg. Du redest kaum mit mir. Bitte sag mir was los ist! Hat es mit deinen Freunden zu tun, weil sie wissen, daß ich wieder hier bin? Kann ich dir irgendwie helfen? Ich..."

Vorsichtig streckte Angel die Hand nach ihr aus, doch sie wich zurück. Es tat Buffy weh, die Traurigkeit in seinen Augen zu sehen. Unverkennbar war das ihr Angel, derAngel den sie liebte. Doch sie mußte einen klaren Kopf bewahren. So schwer es ihr auch fiel, blieb ihr nichts anderes übrig als sich von ihm fernzuhalten, ein bißchenwenigstens. Fröstelnd verschränkte sie die Arme vor der Brust und zog die Schultern nach oben. "Du weißt scheinbar immer was ich gerade fühle. Tja, manchmal ist dasschon eigenartig. Daher will ich dich auch nicht anlügen. Ja, es hat damit zu tun, daß die anderen wissen, daß du wieder da bist. Aber nicht das du denkst, sie verbieten mir dich zu sehen. Das würde ich nicht zulassen. Diese Entscheidung treffe noch immer ich alleine. Aber sie sind enttäuscht von mir. Ganz besonders Giles und ich möchte..."

Weiter kam sie nicht mit Reden. Plötzlich kullerten unfreiwillig ein paar Tränen über ihre Wangen und ein leises Schluchzen entwich ihr. Tröstend versuchte Angel sich ihr

zu nähern. Bittend hob sie die Hände und hielt ihn von sich fern. "Nein... ich kann im Moment nicht. Weißt du Giles hat mich daran erinnert, daß...", schniefend wischte ie die Tränen aus dem Gesicht. "...daß du ihn gefoltert hast, einfach so und daß... Entschuldige, das war damals der andere Teil von dir, doch ich kann nicht leugnen, daß du es getan hast..."

Mit Schmerz verzerrtem Gesicht und blutigen Tränen in den Augen starrte Angel in die Sterne. "Himmel, was würde ich darum geben, all dies ungeschehen machen zukönnen. All die Leben zurück zu geben und das Unrecht wieder gut zu machen. Hilf mir, sag mir wie..."

Sich Buffy zu wendend klang Nüchternheit in seiner Stimme. "Es ist ja nicht nur, daß ich ihn gefoltert habe, nicht wahr? Sondern ich nahm ihm auch seine Liebe... Oh, wie muß mich dieser Mann hassen! Und ich kann es ihm noch nicht einmal verdenken."

Buffy strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie wußte nicht was sie Angel erwidern sollte. Diese Geschehnisse hatte sie, nachdem Angel verschwunden war, aus ihrem Gedächtnis verbannt. Sie hatte auch nie mit Giles darüber gesprochen. Nie darüber geredet was sie oder er damals empfanden.

"Wahrscheinlich haßt er dich, denn er wollte dich töten. Genauso sehr wie ich es wollte. Nur mit dem Unterschied, daß ich dich tötete und ich dich jetzt nicht mehr hassen kann. Ich... ich..."

"Tschsch...", sanft legte Angel Buffy einen Finger auf den Mund. "Ich weiß, es ist nicht einfach und ich wollte dich nicht wieder in solche Gewissenskonflikte bringen. Es

tut mir leid."

Spontan küßte Buffy seinen Finger, wich jedoch so gleich erschrocken einen Schritt zurück. "Entschuldige, das sollte ich nicht tun. Das macht alles nur noch komplizierter. Noch mehr Schwierigkeiten kann ich im Moment einfach nicht gebrauchen. Meine Gefühle fahren pausenlos Achterbahn mit mir, meine Freunde beobachten mich mit Adleraugen und Giles..." Ratlos zog sie die Mundwinkel nach oben und wich Angels fragendem Blick aus. "Naja, er ist wirklich ziemlich sauer auf mich. Das ich ihm nicht die Wahrheit gesagt habe, hat ihn sehr gekränkt. Er glaubt, ich würde ihn und seine Arbeit nicht respektieren. Doch verdammt...! Das stimmt nicht! Ich bin mir sehr wohl bewußt, daß ich ohne ihn und seinen Haufen alter Bücher sicherlich schon ein paar Mal nicht mehr leben würde." Nachdenklich scharrte Buffy mit dem Fuß im Staub des zu letzt gepflockten Vampirs. "Und was das Komische an der ganzen Sache ist... Ich mag ihn, ihn und seine staubigen Schwarten."

Für Angel war die Situation alles andere als leicht. Buffys Freunde hielten ihn für einen Mörder, was ja auch der Wahrheit entsprach. Selbst die Tatsache, daß er Willow

erst vor kurzem das Leben rettete, konnte nichts daran ändern. Er würde Buffy liebend gern all das erleichtern, aber er hatte keine Ahnung wie. Das wegen ihm auch noch

das Verhältnis zu ihrem Wächter litt, vereinfachte es nicht gerade."Hast du es ihm schon jemals gesagt?"

Kopfschüttelnd mit gesenkten Augen verneinte sie.

"Dann rede mit ihm. Sag ihm, daß er dir wichtig ist und etwas bedeutet. Mach nicht die gleichen Fehler wie ich früher, als ich noch lebte. Ich habe es nie fertig gebracht jemanden zu sagen, daß ich ihn brauche. Mein Stolz war mir immer wichtiger. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nicht gewußt was es heißt, allein zu sein und jemanden zu brauchen. Ich mußte erst ein Vampir mit Seele werden, um das herauszufinden." Bitter lächelte Angel Buffy an. "Und ich habe jetzt um so schmerzlicher begriffen, wie es ist jemanden zu brauchen, zu lieben, zu begehren. Oh Buffy, du bedeutest mir so viel."

Allmählich begann der Boden unter Buffys Füßen nachzugeben und sie hatte nur eine Chance ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Sie mußte sofort weg von diesem Ort, sofort weg von Angel.

"Ähm, danke für den Tipp... Du hast recht, ich muß mit ihm reden, ganz dringend... Doch jetzt muß ich los, sonst... Mach's gut!" Abrupt drehte sie sich um, ließ einen

ratlosen Angel im Dunkeln zurück und rannte, ohne sich noch einmal umzudrehen, nach Hause. Daheim lag sie noch lange wach und starte mit offenen Augen die Decken

an. Konnte das Leben nicht wenigsten manchmal ein bißchen unkomplizierter sein?

 

***

 

Zum Glück war Freitag und Buffy brauchte an diesem Tag nur vier Stunden in die Schule. Mit der Müdigkeit hatte sie mittlerweile gelernt umzugehen. Für das Wochenende

beschloß sie sich nichts weiter vorzunehmen, Ausflüge ins Bronze eingeschlossen. Sie mußte erst einmal wieder einen klaren Kopf bekommen und vor allen mit Giles

reden.

 

Die Schule war zu Ende und alle stürzten wohlgelaunt ins Wochenende. Auch Xander, Willow und Oz rannten jubelnd die Treppe hinunter. Als sie Buffy, die kurz vor ihnen

war, einholten sprang Xander sie von hinten an. "He, du hast es aber eilig und kannst dem Horrorhaus hier heute gar nicht schnell genug den Rücken kehren. Was steht

an? Sehen wir uns heute Abend im Bronze oder ist Angel Night geplant?"

Xander ein Stück von sich herschiebend, antwortete Buffy: "Weder noch. Mir ist im Augenblick nicht danach ins Bronze zu gehen und zu deinem großen Erstaunen Xander

werde ich mich auch nicht mit Angel treffen."

Willow musterte die Freundin mit ihren großen Kulleraugen von der Seite. "Was hast du denn dann am Wochenende vor? Falls du magst, könnten wir ja vielleicht alle

zusammen... ähm Angeln oder so gehen?"

"Angeln....???", kam es fast gleichzeitig ungläubig aus Oz und Xanders Mund. Auch Buffy konnte sich ein erstauntes Grinsen nicht verkneifen. Verlegen rollte Willow mit

den Augen. "Hm, ich dachte nur, es wäre einmal etwas anderes."

"Danke Willow, das ist eine nette Idee, aber es ist schon o.k. Ich muß... nein, ich will mir dieses Wochenende Zeit nehmen und einmal in Ruhe mit Giles reden. Das ist

mir im Moment am Wichtigsten."

Oz, der sonst meist alle Geschehnisse ruhig und nüchtern aus dem Hintergrund beobachtete, klopfte Buffy kumpelhaft auf die Schulter. "He, dann viel Glück und du hast

wahrlich recht. Das ist wichtiger als das Bronze oder Angeln. Schaffe diese blöde Situation endlich aus der Welt und naja, du weißt ja, wo du uns findest."

Xander und Willow schlossen sich Oz zustimmend nickend an. Bevor alle vier auseinander stiebten, flüsterte Willow Buffy aufmunternd zu: "Keine Angst, Giles ist bestimmt nicht nachtragend." Buffy hoffte nur, daß Willow da richtig lag.

 

Den Rest des Nachmittags verbrachte Buffy damit, seit langem einmal wieder, ihre vier Wände auf Vordermann zu bringen. Das hieß Schränke ausmisten und alte Klamotten entsorgen. Durch die ungewohnten Geräusche aufmerksam geworden schaute Joyce Summers im Zimmer ihrer Tochter vorbei. "He, was ist denn in dich

gefahren? Solche Anwandlungen kenne ich von dir doch gar nicht. Bist du um diese Zeit sonst nicht eigentlich damit beschäftigt, dich fürs Bronze fertig zu machen?" In

den Türrahmen gelehnt, blickte Buffys Mutter in das nach Chaos aussehende Zimmer.

"Mom, das waren gleich mehrere Fragen auf einmal. Allerdings sehe ich ein, daß sie berechtigt sind." Nebenbei griff Buffy in den Schrank nach einer roten Bluse, rümpfte

die Nase und warf sie kopfschüttelnd auf einen Berg ausrangierter Sachen. "Wobei es jedoch nichts weiter zu bedeuten hat. Mir war eben gerade mal so danach zu mute.

Hm, und ob ich heute noch weg gehe, weiß ich noch nicht."

Daraufhin widmete sie sich dem restlichen Inhalt ihres Schrankes und ließ ihre Mutter erstaunt stehen. Für Joyce Summers war es nicht gerade einfach mit einer Tochter

wie Buffy. Das Eigenartige war nur, daß sie seit sie von der Berufung ihrer Tochter als Jägerin wußte, verblüffter war Buffy beim Aufräumen zu sehen als mitzuerleben, wie

sie irgendwelche Monster vernichtete. Über manche Dinge dachte Joyce in der Zwischenzeit einfach nicht mehr nach bzw. legte sie in eine Gedächtnisschublade für einen

späteren Zeitpunkt. Das hatte alles nichts mehr mit Normalität zu tun und sie versuchte, so gut es ging, als Erwachsener damit umzugehen. Nur leider hatte sie ab und zu das Gefühl bei all den Ereignissen, bald den Verstand zu verlieren, so daß der Verdrängungsprozeß momentan die einzig gesunde Alternative war. Allerdings würde sie bald einmal mit jemanden darüber reden müssen, denn verdrängen alleine half nicht mehr. Sie wollte endlich verstehen. Der einzige der ihrer Ansicht nach dafür in Frage kam, war Giles. Zur Zeit war es ihr, nach dem Schokoladenabenteuer, jedoch noch etwas peinlich ihn aufzusuchen. Daher ließ sie vorerst allen Geschehnisse wie bisher ihren Lauf. Ohne großartig darüber nachzudenken.

Mittlerweile hatte es draußen zu dämmern begonnen. Joyce wollte sich gerade den Nachrichten im Fernsehen widmen, als Buffy kauend, mit einem Brötchen in der Hand,

im Wohnzimmer erschien. "Jetzt bin ich fertig und habe mir überlegt doch noch ein Weilchen wegzugehen."

Den Ton am Fernseher leiser stellend fragte Joyce: "Was heißt bei dir eine Weile? Gehst du ins Bronze oder auf die Jagd?"

Vom Brötchen abbeißend druckste Buffy zunächst etwas herum. "Nein, eigentlich nicht... ich... ähm, ich will zu Giles..."

Buffys Mutter sah darin nichts Ungewöhnliches. "Ja, o.k. Gibt es ein Problem? Hat sich wieder ein Dämon angemeldet?"

Da ihrer Mutter scheinbar nichts von den Spannungen zwischen ihr und Giles ahnte, gab es auch keinen Grund sie zu erwähnen. "Nein, nicht direkt. Wir müssen nur ein

paar Dinge klären, zu denen wir sonst keine Zeit finden."

Beruhigt wandte Joyce sich wieder den Nachrichten zu. "Na gut, da weiß ich ja wenigstens wo du bist und ich muß mir keine Sorgen machen. Arbeitet nicht so viel und ruf an, wenn es später wird. Schönen Abend."

Bevor Buffy die Tür hinter sich ins Schloß zog, warf sie einen verstohlen Blick in Richtung Wohnzimmer. Manchmal fragte sie sich was wohl bei all diesen mysteriösen

Ereignissen im Kopf ihrer Mom vorgehen mochte. Für Buffy war das in der Zwischenzeit alles völlig normal, aber für sie? Gern würde sie über alles mit ihr reden. Im

speziellen über ihre Beziehung mit bzw. zu Angel. Doch irgendwie hatte Buffy das Gefühl, obwohl ihre Mutter Bescheid wußte, daß sie wahrscheinlich immer noch dachte

und hoffte, irgendwann aus diesem Alptraum zu erwachen. Nur Buffy wußte, daß das nie passieren würde. Manches wäre für beide vielleicht einfacher, wenn sie darüber

sprechen könnten. Aber soweit waren Mutter und Tochter noch nicht.

 

Als Buffy langsam zu Giles Appartement unterwegs war, kamen ihr mehrere Leute auf dem Weg ins Bronze entgegen. Auf eine Art hätte sie am liebsten kehrt gemacht

und wäre ihnen gefolgt. Eigenartiger Weise hatte sie vor dem Besuch, wie vor einer Schulprüfung, ein flaues Gefühl im Magen.

An der Wohnung angekommen, stand sie eine Weile unschlüssig davor und klopfte dann kräftig an. Zunächst vergingen einige Minuten. Buffy wollte sich schon wieder

umdrehen und gehen, als ihr ein mit Schürze bekleideter Rupert Giles die Tür öffnete. Mit einem Kochlöffel bewaffnet, blickte er sie erstaunt an. Irgendwie bekam er nicht

ganz auf die Reihe was Buffy am Freitagabend, zur besten Ausgehzeit, bei ihm wollte. Daher machte er auch keine Anstalten, sie herein zu lassen. Ehe er zum Fragen kam, schob Buffy ihn einfach bei Seite und stiefelte in die Wohnung.

"Danke, daß Sie mich herein bitten. Schöner Abend heute, nicht? Ich habe extra leckeren Pfefferminztee und ein bißchen zum Knabbern mitgebracht. Eigentlich wollte ich

noch ein Video wie Dracula oder Frankenstein holen. Dann viel mir aber ein, daß Sie ja gar kein Videodings haben."

Den Kochlöffel von einer Hand in die andere wechselnd, folgte Giles ihr und schloß die Tür hinter sich. "Einen schönen guten Abend, Buffy. Nett dich zu sehen, komm doch

ruhig herein und mache es dir bequem..."

Giles war wirklich erstaunt sie zu sehen. Doch es freute ihn, daß sie endlich den Weg zu ihm gefunden hatte. Sie hatten sich, seit den letzten auf eine Art alles verändernden Ereignissen keine Zeit zum Reden genommen. Es stand eine eigenartige Mischung von Enttäuschung, Schuld und bitten um Verständnis zwischen ihnen. Das Fundament der Freundschaft, welches sie im Laufe der Zeit mühsam Stück für Stück aufbauten, hatte durch die Rückkehr von Angel an Stabilität verloren. Für Giles war es ebenfalls wie ein Schlag ins Gesicht gewesen, als er über Xander davon erfuhr. Er konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, was er in diesem Augenblick fühlte. Er konnte nur daran denken, daß dieses Monster zurück war und Buffy ihn belogen hatte. Es tat weh zu spüren wie wenig Vertrauen sie zu ihm hatte. Er fragte sich immer wieder, was er hätte anders machen können und sollen, damit sie endlich begriff und fühlte, daß er immer und jeder Zeit für sie da war. Egal wie schmerzlich es manchmal auch für ihn war. Das sie endlich erkannte, daß sie in der Lage waren eine Basis zu schaffen, die über das menschliche Vertrauen hinausging.

 

Einen Stapel Bücher auf einem Couchtisch beiseite schiebend, stellte Buffy ihr mitgebrachtes Knapperzeug ab. "Ach Mensch Giles, seien Sie doch nicht so sarkastisch.

Freuen Sie sich doch einfach mal, mich außer der Reihe zu sehen."

Plötzlich mit großen Schritten an Buffy vorbei eilend, rief er ihr aus der Küche zu: "Das tue ich doch. Ich bin nur... Verdammter Mist..."

Neugierig steckte Buffy ihren Kopf durch das Loch der Küchendurchreiche. "Alles in Ordnung Giles? Sie klangen gerade etwas verärgert."

Seufzend legte Giles den Holzkochlöffel aus der Hand und schob eine Pfanne von der Flamme. "Nein, nichts ist in Ordnung. Gerade sind meine Bratkartoffeln angebrannt.

Und Buffy bitte... sag mir jetzt nicht, daß sie deswegen ja Bratkartoffeln heißen... Was machst du eigentlich hier? Bist du sonst um diese Zeit nicht mit den anderen

unterwegs bzw. was ist mit der Jagd heute Abend?"

Vorsichtig zog Buffy den Kopf zurück und stellte sich anschließend zu Giles in die Küche. "O.k. zu den Bratkartoffeln äußere ich mich nicht weiter. Wenn Sie allerdings

noch ein, zwei Eier daran werfen, würde ich Ihnen sogar beim Essen der Verbrannten behilflich sein. Nun ja, was mache ich hier? Aufs Bronze hatte ich heute keinen

Bock. Faith übernimmt ausnahmsweise meine Jagdschicht und ich habe Zeit um... naja das heißt ich hatte nichts anderes vor heute Abend."

Die Brille an die Schürze putzend betrachtete Giles seine junge Jägerin. "Also, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, bist du zum Reden hergekommen und hast

dich gleichzeitig auch zum Essen eingeladen. Na schön, dann haue ich jetzt die Eier in die Pfanne und du setzt das Wasser für den Tee an." Mit diesen Worten drückte er

der etwas verblüfften Buffy einen antiken Pfeifkessel in die Hand und bewaffnete sich erneut mit seinem Kochlöffel.

Stillschweigend hantierten beide herum. Gerade als Giles mit zwei beladenen Tellern in sein Wohnzimmer kam, war Buffy dabei den Tisch frei zu räumen. Sie packte alle

herumliegenden Bücher auf seinen Schreibtisch in der Ecke. Dabei fiel ihr Blick auf ein dazwischen liegendes Foto. Langsam nahm sie es in die Hand. Es zeigte sie,

Willow, Giles und Mrs. Calender auf dem Hof der Highschool. Nachdem umkippenden Schulgebäude im Hintergrund zu urteilen, konnte es sich nur um einen typischen

Schnappschuß von Xander handeln. Es war eigenartig, Buffy konnte sich gar nicht erinnern an dieser Stelle mit den anderen zusammen gestanden zu haben. Fragend blickte sie auf. Giles der in der Zwischenzeit die Teller abgestellt hatte, schaute zu ihr. "Leg es bitte wieder hin. Es ist das einz..." Schwer schluckend und mit gesenktem Blick setzte er sich an den Tisch. "Komm, sonst wird das Essen kalt."

Da war es wieder, das sich in seiner Haut unwohl fühlende Gefühl. Genau vor solch einer Situation hatte sich Buffy gefürchtet. Davor Gefühle zu sehen, zu spüren und unter

Umständen zu verletzten. Schweigend widmete sie sich ihrem Essen, stachelte jedoch mehr lustlos darin herum.

"He, du wolltest unbedingt mit essen und Eier daran haben, nicht ich."

Die Kartoffeln gedankenverloren auf schaufeln und wieder von der Gabel rollen lassen, spielte Buffy mit dem Essen. "Entschuldigung Giles, obwohl es wie schon einmal

gegessen aussieht, schmeckt es echt lecker. Doch wegen dem Essen bin ich nicht hier. Es ist... ich wollte... Es tut mir schrecklich leid, die ganze Sache mit Angel, daß ich es ihnen nicht gesagt und Sie angelogen habe. Ich konnte nicht, ich konnte es einfach keinem sagen. Auch ihnen nicht, so schwer mit das Ganze gefallen ist. Es war nicht richtig, das ist mir klar. Doch es war ganz allein meine Entscheidung und dazu stehe ich. Das hat weder etwas mit ihnen noch mit ihrer Arbeit zu tun, denn ich schätze beides sehr." Das Essen, Essen sein lassen, sah Buffy Giles aufrichtig an. "Ich kann nur hoffen, daß Sie mir irgendwann verzeihen können."

Der aufsteigende Bratkartoffelgeruch wirkte fast störend in der momentanen Situation und Giles schob sichtlich appetitlos den Teller beiseite. Stumm, nachdenklich erhob

er sich von seinem Stuhl. "Oh Buffy, wenn manche Sachen nur immer so einfach mit einer Entschuldigung abgetan wären. Das soll nicht heißen, daß ich sie nicht akzeptiere. Ganz im Gegenteil, ebenso wie deine Entscheidung. Nur ich kann nicht vergessen, auch wenn ich mich bemühe. Ich suche nach dem Warum, versuche zu verstehen. Und Angels Rückkehr ist nicht gerade hilfreich dabei."

Auch Buffy hatte sich von der Couch erhoben. Mit hängenden Schultern stand sie im Raum. Sie konnte die Enttäuschung und den Schmerz ihres Wächters förmlich

spüren und ihr tat es in der Seele weh. Sich wieder fassend fragte Buffy ihn plötzlich mit fester Stimme: " Hätte es etwas geändert, wenn Sie es eher gewußt hätten? Hätte es den Schmerz gelindert, wenn ich es ihnen gleich gesagt hätte? Ja, es ist richtig, Sie hätten es von mir und nicht über Xander auf diesem Wege erfahren sollen. Aber Giles, ganz ehrlich... Was hätte es geändert?"

Von dieser gezielten Frage überrascht, lehnte Giles an seinem Schreibtisch. Eine Antwort darauf blieb er seiner Schülerin eine ganze Weile schuldig. Nachdenklich hing sein Blick im Raum. Da stand sie, ein junges Mädchen, seine Jägerin. Ein halbes Kind mit den Leiden und Erfahrungen eines reifen Menschen. Wie konnte er ihr böse sein nachdem was sie ebenfalls alles durch litten hatte? Ja, Angel mochte ihn körperlich und seelisch gequält haben. Doch Buffy hatte mindestens genauso gelitten, daß wußte er. Nur mit dem Unterschied, daß es für sie mit Angels Rückkehr von Neuem begann und so lange sie ihn liebte, nie enden würde. Immerhin war Giles nicht blind und er ahnte sehr wohl wieviel dieser Untote ihr bedeutete. Seit Jenny in sein Leben getreten war, wußte er selbst nur zu gut, was es hieß zu lieben bis es weh tat und darüber hinaus. Er beneidete Buffy darum, daß sie den Mut hatte, trotz aller Widrigkeiten und Schmerzen, an ihrer Liebe festzuhalten und um sie zu kämpfen. Als er zu

dieser Einsicht kam, war es leider für Jenny und ihn zu spät gewesen, zu spät und schmerzlich endgültig. "Keine Ahnung, ob und was es geändert hätte Buffy. Die Tatsache ist, daß Angel ein Mörder war und ist. Das er eine Gefahr in sich birgt und wir bei allen Gefühlen nicht die Vernunft verlieren dürfen."

"Glauben Sie, darüber bin ich mir nicht im klaren? Es gibt keinen Tag, keine Stunde, wo ich mir dessen nicht bewußt bin. Manchmal ist dieses Bewußtsein schon fast wie ein Fluch." Unruhig lief Buffy hin und her. Sie fühlte sich eingeengt. Außer dem Argument, welches sie nur alleine kannte, daß Angel wirklich seine Seele zurück erhalten hatte und wieder gut war, konnte sie kaum weitere Dinge anführen. Giles war immer so verdammt vernünftig und hart. Sie schaffte es einfach nicht zu seinem tiefsten Kern vorzudringen. Buffy hätte zu gern gewußt was er wirklich dachte und fühlte. Nur so würden sie sich gegenseitig helfen und für einander da sein können. Aufgebracht schleuderte sie ihm entgegen. "Sie hassen Angel? Ist es nicht so? Und Sie vermissen Jenny, nicht wahr? Wie kann ich ehrlich zu ihnen sein, wenn Sie es noch nicht einmal selbst zu sich sind!"

Plötzlich lagen so viele Erinnerungen und Emotionen im Raum, daß in Giles der Wunsch aufkam, wegzulaufen. Irgendwohin an das andere Ende der Welt, wenn es möglich wäre. Weit weg, dahin wo nichts an die schmerzlich, tiefen Wunden erinnerte. Als er dann aber Buffy so stehen sah, das junge Mädchen welches alleine um seinetwillen hier war, wurde ihm bewußt, das er hierher gehörte. Sie hatte vollkommen Recht mit dem was sie sagte und er durfte sie nicht enttäuschen. Mit dem Verdrängen seiner Gefühle belog er sie und sich. Wie konnte er ihr ein guter Wächter und Lehrer sein, wenn er vor seinen eigenen Gefühlen zurück schreckte. Sie mußten gegenseitig für einander da sein und vertrauen. Die Erwartungen die er in sie setzte, mußte er auch für sie erfüllen. Langsam nahm Giles seine Brille ab und rieb sich die Augen. Er hatte nicht vermeiden können, daß es ihm etwas feucht

hinter den Gläsern geworden war. "Buffy, ich kann nicht sagen ob es Haß ist, was ich für Angel empfinde. Du warst damals selbst dabei. Ich wollte ihn töten. Ich habe ihn

gehaßt. Doch jetzt...? Ich hatte so sehr gehofft, daß es vorbei ist. Auch um Jennys Willen. Das ihre Seele durch seinen Tod in Frieden ruhen kann. Nur im Moment weiß

ich nicht was ich denken und fühlen soll. Durch Angels Rückkehr ist alles wieder so lebendig. Die Erinnerungen so frisch. Mein Herz verkrampft sich immer wieder aufs

Neue, wenn ich daran denke. Ich wünschte Jenny und ich hätten wenigstens ein bißchen mehr Zeit gehabt. Das ich ihr hätte sagen können was sie mir bedeutete, was ich für sie empfand. All das und so vieles mehr..." Weiter konnte er nicht sprechen, denn ihm versagte die Stimme. Stumm stand Buffy unmittelbar vor Giles. Tränen liefen über ihr Gesicht. Da war er der weiche, wunde Kern ihres Wächters. Der Kern den sie gesucht und nun gefunden hatte. Jetzt schämte sie sich dafür ihn soweit gebracht und all die Wunden neu aufgerissen zu haben. "Es... es tut mir leid. Ich wollte nicht...."

Verlegen nach einem Taschentuch kramend lenkte Giles ein. "Schon gut, es muß dir nicht leid tun. Du hast ja sogar Recht damit, daß ich mich selber belüge. Da muß

nur erst so eine Rotznase wie du kommen und mir das sagen, bevor ich alter Esel es begreife." Leicht aufmunternd lächelte er Buffy zu. Sich ebenfalls die Nase putzend,

setzte Buffy entgegen. "Genau Sie alter Esel! Nur ich bin keine Rotznase, sondern ihre Jägerin die sie schrecklich gern hat und mehr als braucht!" Mit einem schelmischen Grinsen schielte Buffy Giles von der Seite an. "So, denn das mußte endlich einmal gesagt werden! He, nun tun Sie sich keinen Zwang an und nehmen ihre Jägerin doch einfach einmal in den Arm..."

War der Raum bis vor wenigen Minuten noch voller explosiver Emotionen gewesen, so erfüllte ihn jetzt Liebe, Wärme und tiefe Zuneigung. Sanft nahm Giles seine Schülerin in die Arme und drückte sie fest an sich. Sie war nicht nur sein Schützling. Sie war mehr für ihn. Sie war wie eine Tochter.

Wieder kullerten Tränen über Buffys Gesicht. Sie fühlte sich geborgen und sicher in seinen Armen. So geborgen wie sie sich früher als kleines Kind immer bei ihrem Vater gefühlt hatte, bis er sie verließ. Buffy war froh und glücklich, den Mut zu diesem Gespräch gefunden zu haben. Vielleicht waren manche Sachen unausgesprochen geblieben, aber im Augenblick bedurfte es keiner Worte mehr.

Den anschließenden Schweigemoment auflockernd schnappte Buffy die mittlerweile kalt gewordenen Bratkartoffeln und beförderte sie zurück in die Küche. "Die schmecken nun bestimmt nicht mehr. Also los, Giles werfen Sie sich etwas über. Ich lade Sie auf eine Pizza ein. Das ist einmal etwas anderes und außerdem haben wir uns die wirklich verdient."

"Oberaffengeile Idee! Oder wie würde Xander jetzt sagen?" Freundschaftlich legte Giles den Arm um Buffy und lachend schlossen sie die Tür hinter sich.

 

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Fandom:

Buffy - Die Vampirjägerin

Disclaimer:

Alle Rechte an der Fernsehserie "Buffy the Vampire Slayer" und ihren Charakteren gehören Joss Whedon, Mutant Enemy, Sandollar Productions, Kuzui Enterprises, 20th Century Fox Television und dem WB Television Network. Die Geschichte entstand aus reinem Spaß an der Serie und am Schreiben. Sie dient nicht zu kommerziellen Zwecken. Mein einziger Lohn sind hoffentlich viele nette Feedbacks.


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Erstellt: 24.07.2005, zuletzt aktualisiert: 04.10.2015 18:14, 731