Reihe: ANDRAX Band 5
Rezension von Ralf Steinberg
Verlagsinfo:
Der Abschlussband der Gesamtausgabe!
Der Wanderer aus einer anderen Zeit, Andrax, und sein Begleiter Holernes treten ihr letztes Abenteuer auf der verwilderten Welt der fernen Zukunft an. Mit diesem Band schließt Cross Cult die die fünfbändige Neu-Edition des deutsch-spanischen Fantasy-Klassikers aus seligen Primo-Tagen der 70er Jahre ab.
Andrax und Holernes stoßen auf ihrer Suche nach der Ursache der Katastrophe, die die Welt für immer verändert hat, nach technologischen Überbleibseln aus dem 20. Jahrhundert: Schusswaffen und Düsenflugzeuge, aber auch auf eine Stadt, in der sich gegenständliche Malerei und Kubismus im wahrsten Sinne des Wortes bekriegen.
In weiteren Abenteuern verschlägt es die beiden Helden mitten hinein in Mary Shelleys Frankenstein-Legende und in den Wilden Westen der Zukunft.
Rezension:
Mit dem fünften Band der Andrax-Werkausgabe enden - vielleicht vorläufig - die Abenteuer unseres Zeitreisenden. In seinem Nachwort weist Peter Wiechmann auf eine nicht autorisierte abschließende Episode hin, in der <em< Jordi Bernet</em> und Antonio Segura den Handlungsbogen um Andrax schließen. Doch mehr als einige eindrucksvolle Bildzitate gibt es, wohl aus Rechtegründen, nicht.
Doch verweilen wir noch etwas bei den Geschichten des letzten Bandes der klassischen Episoden.
Stahlkugel ist eine ziemlich abgefahrene Story in der es unsere beiden Helden auf der suche nach eine gefährlichen Atombombe in eine Stadt führt, in der alles kugelige als Frevel gilt. Cub-Ville steht dabei, wie gewohnt unter der diktatorischen Knute eines Priesters, dessen Kult sich aus den finsteren Überbleibseln der alten Welt nährt.
Zwar sind die Grundstrukturen des Plots altbekannt, die Umsetzung der kubistischen Welt aber ist mehr als amüsant. Etwas merkwürdig ist das Auftauchen von Vincent van Gogh, aber derartige Figurenwiederbelebungen gab es in Andrax schon öfter.
Dass die Geschichte mit einem Kracher endet, hat einen zusätzlichen Reiz, zumal unsere reisemüden Helden erneut keinen Ort der Ruhe fanden.
In Totentänze geraten Holernes und Andrax zunächst in die Hände eines geflügelten Volkes und sollen für das Töten eines der Wesen sterben. Doch zum Glück kennt sich Andrax mit Isolierungen aus ...
Kaum aus diesem Totentanz entwunden, nähert sich die nächste Gefahr. In einer eigenen Version von Frankenstein machen sie erneut die Bekanntschaft eines verrückten Wissenschaftlers und dem Freiheitsdrang unterdrückter Kreaturen.
Sicherlich keine besonders herausragenden Episoden.
Die Zonen des Grauens stecken voller Gefahren und bösartiger Menschen. Holernes und Andrax kämpfen auf der Seite der Guten - als Lohn winkt ein dralles, kaum bekleidetes Wesen ...
Ein typisches Abenteuer mit moralischer Auseinandersetzung zum Thema Diskriminierung.
Off Limits ist da schon eine etwas ausführlichere Story, wenn auch das Strickmuster hinlänglich bekannt ist. Auf den Resten eines alten Militärstützpunktes herrscht ein übler Bursche mittels Drogen über Mensch, Tier und Pflanze. Keine Frage, wie diese diktatorische Idylle nach dem Besuch von Andrax aussieht. Zumindest wird deutlich, was die Kämpen über Drogen denken und wo sie einen hinführen. Freiheit sieht anders aus.
Das große Finale bildet Circus Maximus. Auf ihrer Suche nach der Steppe von Holernes Volk geraten die beiden Reisenden in eine große Arena. Während sie schlafen, verschwinden die Konturen der Realität und sie geraten in eine ferne Vergangenheit. Ihr ständiger Begleiter wird der Tod persönlich, der auf ihrer Reise durch historische Ereignisse des wilden Westens alles unternimmt, um sie in sein Reich zu holen. Von Billy the Kid, über Sitting Bull und Alamo trudeln Holernes und Andrax zunächst noch recht verwirrt durch das skurrile Abenteuer, dessen Auflösung erstaunlich elegant zur Serie passt. Ein beeindruckendes und hochdramatisch in Szene gesetzter Abschluss, der tatsächlich zum Nachdenken darüber anregt, ob es Sinn macht, die Reihe mit neuen Folgen fortzusetzen, wie es Alexandra Kauka in ihrem Vorwort überlegt.
Wo könnte sich Andrax in einer Welt psychologisierter Superhelden einreihen? Muss am Setting etwas geändert werden um dem heutigen Geschmack zu entsprechen? Welche Zielgruppe soll Andrax erreichen?
Schwere Fragen. Eine Werkausgabe spricht sicherlich eine ganz andere Leserschaft an als eine Serie, die als Heft oder Album regelmäßig am Kiosk zu erwerben ist. Kann der teilweise erzieherische Beitrag Andrax noch funktionieren? Das Spiel mit literarischen und historischen Figuren ist noch lange nicht ausgereizt, doch reicht das Bildungsniveau noch aus, die Zitate zu erkennen?
Muss man etwas an der Geschlechterrolle der Serie ändern? Wie viel Sex und Machotum ist heute noch vertretbar?
Es wird eine schwierige Entscheidungsfindung, soviel ist klar, wenn man sich mit einer Zukunft von Andrax beschäftigt und eins sollte nicht vergessen werden. Mit Maddrax gibt es bereits eine Art Fortsetzung.
Das Coververwirrspiel hat sich inzwischen geklärt. Band 4 und Band 5 wurden offensichtlich vertauscht. Selbst auf der Homepage von Cross-Cult finden sich noch die fehlerhaften Cover.
Die Buchrücken ergeben übrigens zusammen das Konterfei von Andrax - ein Grund mehr, die Reihe zu komplettieren.
Fazit:
Die Andrax Werkausgabe endet mit einigen typischen Geschichten und einer grandiosen Abschlussstory, die alle Besonderheiten der Serie betont und das Faszinierende der Abenteuer wunderbar verdeutlicht. Seien wir gespannt, ob es neue Folgen geben wird, letztendlich müssen die Leser darüber entscheiden, ob sie noch mehr von Holernes und Andrax sehen wollen. Cross Cult ist auf jeden Fall für die Edition zu danken.