Göttergrab (Autor: Frédéric Neuwald)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Göttergrab von Frédéric Neuwald

Rezension von Carsten Kuhr

 

Phantastisch angehauchte Mystery-Thriller stehen gegenwärtig hoch in der Lesergunst. Dabei ist das Gebotene so abwechslungsreich und vielschichtig, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Geschichtliche Fakten werden mit der Suche nach übernatürlichen Geschehnissen kombiniert, eine Prise »Indiana Jones« darf natürlich nicht fehlen, so manches mal muss die katholische Kirche als verteufelter Sündenbock herhalten, wenn übereifrige Mörder und Agenten zuschlagen.

 

Der Franzose Frédéric Neuwald hatte mich mit seinem Debüt Götterschwert (Knaur Verlag) positiv überrascht. Lässt man die Logik einmal außen vor, wusste er spannend und amüsant zu fesseln, präsentierte uns eine gelungene Mischung aus historischen Fakten und Mutmaßungen verbunden mit der Jagd nach der Rüstung Alexanders.

 

Im jetzt vorliegenden zweiten Band der vermutlich auf drei oder vier Titel konzipierten Reihe – soweit mich meine rudimentären Überbleibsel des Französisch-Unterrichts nicht gänzlich im Stich gelassen haben, liegen auch in Frankreich bislang nur zwei der Romane vor – schließt der Autor fast nahtlos an die Geschehnisse im Auftaktband an.

 

Morgan Lafet und sein Indischer Bruder Etti werden von ihrem mysteriösen Gönner Helios erneut auf die Suche entsandt. Diesmal gilt es das Grab des altägyptischen Gottes Anubis zu finden. Dort soll auf der Rückseite der Gesichtsmaske aus Titan-Aluminium das Geheimnis des ewigen Lebens vermerkt sein. Doch auch diesmal sind sie bei ihrer Suche nicht allein auf den Spuren der Vergangenheit – insgesamt fünf Parteien machen sich auf die Jagd nach dem rätselhaften Artefakt – und alte Freunde erweisen sich als Feinde...

 

Alles, was Neuwalds Debüt ausgezeichnet hat, fehlt diesem Werk. Der Autor versucht so manches Mal fast schon verzweifelt, sich selbst zu übertreffen, packt eine Actionsequenz an die andere, vergisst dabei aber seine zugrundeliegende Storyline. Wo bliebt die mitreißende Suche nach den Überbleibseln der Vergangenheit, wo das intelligente Zusammensetzen des Puzzles?

Stattdessen muss ein ums andere Mal der Zufall den vereinzelt recht hilflos in der Handlung herumirrenden Protagonisten helfen. Dabei weiß der Autor eigentlich über was er schriebt. Die Darstellung des modernen, von Anschlägen islamistischer Fundamentalisten in Furcht verharrenden Ägyptens ist durchaus überzeugend, doch die Mischung stimmt einfach nicht. Da verbünden sich unsere Helden mit ihren erbittersten Gegnern, die ohne mit der Wimper zu zucken, alle Widersacher mit einer Kugel in den Kopf aus dem Weg schaffen, da werden störende Touristen einfach umgelegt, da scheint ihr Auftraggeber ihnen immer ein, zwei Schritte voraus zu sein. Wozu dann der Wettlauf, wo bleibt das Gewissen – die gebotenen Erklärungen sind mehr als dürftig. Alles, was im ersten Teil mit Esprit enträtselt wurde, so hatte ich so manches Mal den Eindruck, wird nun mit der Waffe in der Hand gelöst. Dazu irren unsere Helden wider Willen dann von einem archäologischen Highlight zum Nächsten, da werden Klischees vom nur an Bakschisch interessierten Ägyptern breitgetreten, der prestigeträchtige, mediengeile Forschungsleiter darf ebenso wenig fehlen wie ein sexsüchtiger Transvestit – das wirkt in der Summe nur mehr abgeschmackt und enttäuschend.

 

Dabei sind positive Aspekte durchaus zu erkennen. Die Charakterisierung der Personen, insbesondere des indischen Bruders Etti ist vielschichtig und zeigt und eine interessante Persönlichkeit. Doch letztlich bleibt dies zu wenig, um die negativen Elemente vergessen zu machen.

 

Hoffen wir, dass der Autor im nächsten Band, in dem es wohl auf die Suche nach Thors Hammer oder Shivas Dreizack gehen wird, zu alter Stärke zurückfindet, ein bisschen weniger Hollywood Actionspektakel und ein wenig mehr Gehirnschmalz wäre dem Ergebnis zuträglich.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419024905e2b32e63
Platzhalter

Göttergrab

Autor: Frédéric Neuwald

Original: Le Tombeau d´Anubis

Übersetzerin: Nora Schreiber

Titelillustration: FicePic

Knaur Verlag 2007, 347 Seiten

ISBN: 3426632047

Erhältlich bei: Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 19.02.2007, zuletzt aktualisiert: 03.12.2021 16:09, 3508