Gothic Love (Oneshot)
 
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Gothic Love (Oneshot)

Rezension von Christel Scheja

 

Der deutsche Titel „Gothic Love“ impliziert erst einmal folgende Dinge: ein unheimliches altes Gemäuer voller dunkler Geheimnisse und unheimlicher Wesen, die nicht so ganz von dieser Welt sind. Doch die Geschichten von Miku Momono gehen in eine ganz andere Richtung, wie die Übersetzung des Originaltitels beweist: „Sittenlosigkeit ist nicht unrein.“

 

Das Leben hat Marika auf weiche Kissen gebettet, denn sie hat nicht nur ein gutes Aussehen, sondern auch ein reiches Elternhaus hinter sich. Das ermöglicht ihr schon jetzt eine glänzende Zukunft, denn das von Nonnen geführte Internat, auf das sie geht, gehört zu den Besten Lehranstalten des Landes.

Doch auf der anderen Seite fühlt sie sich gefangen wie ein Vogel im Käfig, auch wenn die Gitterstäbe von ihrem golden sind, da sie nicht weiß, wie sie aus dem ihr vorbestimmten Weg ausbrechen kann.

Dann findet sie in Kanzaki, der als Rebell gibt, einen Verbündeten. Die beiden beginnen in der Kapelle eine lustvolle, wenn auch verbotene Liebesbeziehung. Zum rsten Mal fühlt sich Marika wirklich frei, denn die Leidenschaft in seinen Armen, gibt ihr zumindest für einige Minuten das Gefühl, etwas zu tun, was allein sie will.

Als ihre heimlichen Treffen jedoch aufzufliegen drohen, müssen sie beide eine Entscheidung treffen, die weite Kreise ziehen könnte.

 

Das einzige, was nach „Goth“ aussieht ist das Rüschenkostüm der Heldin, sonst ist in der Geschichte nichts zu finden, was den Titel rechtfertigen würde. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die Geschichtensammlung sogar als konventionelle Durchschnittkost mit einer überaus konservativen Rollenverteilung. Sowohl Marika, als auch die junge Lehrerin, die in einer Bonus-Geschichte auftaucht sind keine modernen jungen Frauen, sondern entsprechen dem, was man in Japan von ihnen erwartet. Sie lassen sich mehr oder weniger zu ihrem Glück nötigen. Wieder sind die jungen der aktivere Part, der bestimmt, was passiert und sich nimmt, was er haben will. Letztendlich werden sie mehr oder weniger forsch von ihren Partnern verführt und tauschen am Ende doch nur eine Abhängigkeit mit der anderen ein.

Das mögen durchaus legitime erotische Träume sein, hinterlässt aber auf Dauer einen bitteren Nachgeschmack, gerade weil die Künstlerin es nicht schafft, die Handlungsmuster des Genres durch neue Variationen zu bereichern, sondern nur dasselbe wiedergibt, wie Dutzende Mangaka vor ihr.

Liebe wird auch hier wieder auf die reine Lust reduziert und in einem Falle gibt es nicht einmal ein Happy End – das einzige, was ein wenig aus dem Standardrepertoire abweicht.

 

Alles in allem ist „Gothic Love“ eine doch eher durchschnittliche und langweilige Sammlung von romantisch scheinenden Geschichten, die zwar vordergründig mit dem Verbotenen zu spielen scheinen, aber letztendlich doch nur einen Inhalt haben, den man bereits aus vielen anderen Titeln kennt, inklusive eines nicht mehr zeitgemäßen Rollenverständnisses.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425060919cbd6be19
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Buch:

Gothic Love

(Oneshot)

Autorin & Künstlerin: Miku Momono

Haitoku wa kegarenai, Japan 2009

Ema, erschienen Juni 2011

Manga-Taschenbuch, 192 Seiten

Übersetzung aus dem Japanischen von Rie Kasai

ISBN-10: 3770474287

ISBN-13: 978-3770474288

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 14.08.2011, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 18:50, 12035