Graues Land (Autor: Michael Dissieux)
 
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Graues Land von Michael Dissieux

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

Harvey verbringt gemeinsam mit seiner kranken Frau Sarah den Lebensabend auf dem Lande. Doch dann bricht eine Katastrophe über die Welt herein. Zu allem Überfluss tauchen auch noch merkwürdige Kreaturen auf, die Menschen jagen und sie auf schreckliche Art und Weise verwandeln. Harvey bemüht sich, seine kleine Welt zu erhalten, muss aber bald feststellen, dass diese sich längst weitergedreht hat und dabei grau und grauenhaft geworden ist.

 

„Graues Land“ ist der erste Roman von Michael Dissieux. Der 44-jährige Saarbrücker hat aber bereits diverse Kurzgeschichten veröffentlicht. Zudem arbeitete er an der bei Bastei erschienen Reihe „Jessica Bannister“ mit.

 

Das Erste, was bei der Lektüre auffällt, ist die Tatsache, dass Michael Dissieux nicht im Präteritum schreibt, wie das gewöhnlich in Romanen der Fall ist. Stattdessen wählt er das Präsens. Dadurch erzeugt der Autor bei seinen Lesern ein interessantes Gefühl der Unmittelbarkeit, was noch durch die Tatsache verstärkt wird, dass Harvey als Ich-Erzähler fungiert. Die Ereignisse scheinen sich gerade erst abzuspielen, wodurch die beschriebenen Schrecknisse und ihre Konsequenzen umso bedrohlicher und unsicherer wirken. Leider werden aber anfangs einschneidende Geschehnisse – etwa das erste Aufeinandertreffen mit dem Shoggothen – ausgerechnet rückblickend in Vergangenheitsform erzählt, wodurch der vermeintliche Vorteil gleich wieder verloren geht. Im späteren Verlauf gibt es aber genug Schrecknisse, deren Intensität durch den Kunstgriff gesteigert wird.

 

H. P. Lovecraft, auf dessen Werk und Figuren, in „Graues Land“ mehrfach angespielt wird, hat immer wieder betont, wie wichtig es ist, in Horrorgeschichten eine geeignete Atmosphäre zu erzeugen. Michael Dissieux erweist sich in diesem Punkt als gelehriger Schüler, verwendet aber zum Glück nicht die Flut von Adjektiven, die Lovecraft manchmal auffährt. Gerade wenn Harvey in Häuser eindringt, in denen diffuse Gefahren lauern könnten, gelingt es Michael Dissieux, eine geradezu bedrückende Atmosphäre zu erzeugen. Zudem wird die düstere Stimmung des Romans immer wieder intensiviert, indem sie mit Harveys Erinnerungen an bessere Zeiten kontrastiert wird. Schockeffekte werden dosiert und wirkungsvoll eingesetzt. Dadurch besteht keine Gefahr, dass sie sich zu früh abnutzen.

 

Der Schreibstil von Michael Dissieux kam großteils gefallen. An manchen Stellen leistet sich der Autor aber einige unsaubere Formulierungen. Das ist etwa der Fall, wenn er Harvey denken lässt, dass Erinnerungen die schrecklichsten Gefühle sein können. Es ist durchaus ersichtlich, was damit ausgedrückt werden soll. Aber natürlich handelt es sich bei Erinnerungen selbst nur um eine geistige Aktualisierung zurückliegender Erlebnisse und nicht per se um Emotionen wie Hass oder Liebe. Dennoch sorgen solche Passagen für leichte Irritationen. Zuweilen wird das Adjektiv „grau“ auch etwas überstrapaziert.

 

Einige Episoden des Buches werden von Illustrationen aus der Feder von Nenad Becarevic begleitet. Diese sind durchgängig in Schwarz-Weiß mit dominierenden Grautönen gehalten. Charakter und Farbgebung passen ausgezeichnet zum Roman. Auch wenn nicht alle Zeichnungen gänzlich überzeugen können, sind doch die meisten durchaus ansprechend und unheimlich suggestiv geraten und intensivieren so die Stimmung.

 

Fazit:

Michael Dissieux ist mit „Graues Land“ ein packender und atmosphärisch dichter Horrorroman gelungen, der trotz kleinerer stilistischer Unsauberkeiten ein lesenswertes Romandebüt darstellt.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329105551f12f1000
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Buch:

Graues Land

Autor: Michael Dissieux

Taschenbuch, 272 Seiten

Luzifer Verlag, Dezember 2011

Illustrationen: Nenad Becarevic

 

ISBN-10: 3943408035

ISBN-13: 978-3943408034

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 31.01.2012, zuletzt aktualisiert: 03.12.2021 16:09, 12359