Filmkritik von Cronn
Das Genre der Actionthriller hat in den letzten Jahren eine große Wandlung erfahren. Wo es auf der einen Seite klassische Thriller mit gemäßigtem Actionanteil gibt, a la The Old Knives, existiert eine Sparte, in der es dermaßen kracht und übertrieben brutal zur Sache geht, dass es schon fast als Comic durchgehen könnte. Angefangen von den Comicverfilmungen Sin City wurde dieses Genre inzwischen selbstständig und Filme erscheinen, ohne dass sie auf eine Comic-Grundlage zurückgreifen müssen. Einer dieser Streifen trägt den blumigen Namen Gunpowder Milkshake und ist derzeit bei Studiocanal erschienen.
Verlagsinfo:
Vor Jahren musste Profikillerin Scarlet (Lena Headey) ihre geliebte Tochter Sam (Karen Gillan) zurücklassen und vor ihren gnadenlosen Feinden in den Untergrund abtauchen. Inzwischen ist Sam als knallharte Assassine in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten. Als ein riskanter Auftrag außer Kontrolle gerät und ein unschuldiges Mädchen in die Auseinandersetzung hineingezogen wird, muss auch Sam untertauchen – und trifft dabei auf keine Geringere als ihre Mutter. Gemeinsam mit Scarlets ehemaligen Weggefährtinnen, die nur darauf gewartet haben, ihre tödlichen Talente wieder einmal unter Beweis zu stellen, setzen die beiden Kämpferinnen alles daran, ihre Widersacher in die Knie zu zwingen und jene zu beschützen, die sie lieben …
Kritik:
»Gunpowder Milkshake« als feministischen Actionstreifen zu bezeichnen würde wohl doch etwas zu weit gehen, aber die Richtung stimmt. Der Regisseur Navot Papushado stellt konsequent die Frauen in den Mittelpunkt seines Films. Die Bösewichter sind ausnahmslos Männer, die der Profikillerin Sam ans Leder wollen. Es gibt nur eine Frauenfigur auf der falschen Seite der Macht und sie ist auch lediglich eine Sekretärin im Auftrag der mysteriösen Firma. Ansonsten sind alle Frauen die Heldinnen des Films (oder zumindest neutrale Figuren) und beweisen Stärke. Was dem Streifen aber zum Feminismus fehlt, ist eine gleichberechtigt akzeptierte Männerfigur. So bleibt alles doch arg comicartig flach gezeichnet.
Was der Regisseur hervorragend macht, ist die Einbindung von Humor in einigen Kampfszenen. So ist der Fight mit gelähmten Armen einer der Highlights und kann »Gunpowder Milkshake« über andere Vertreter seiner Art hinausheben. Ansonsten gelingen gut choreographierte Sequenzen, die mit One-Linern garniert werden. Hier zeigt sich das gute Zusammenspiel der Schauspielerinnen, besonders von Lena Headey und Karen Gillan. Angela Bassets Charakter hingegen wirkt ein wenig zu übertrieben spröde und in der Verwendung von Gossensprache unpassend zur Filmfigur. Ihren Rollen gerecht werden Carla Gugino und Michelle Yeoh als Bibliothekarinnen.
Das Setting erinnert an John Wick: Eine Parallelwelt der Profikiller, die im Retro-Style gehalten ist, der an die 50er Jahre erinnert mit dem amerikanischen Diner. Was erfrischend umgesetzt ist, ist die Bibliothek als Waffenhandlung – was im John-Wick-Universum als Weinhandlung erscheint. Bei »Gunpowder Milkshake« kann mit Buchtiteln und Autoren in dieser Beziehung etwas stärker ironisch gespielt werden. Dass ein Fight in der Buchhandlung stattfindet und Sam auf der Suche nach der richtigen Waffe die Bücher durchgeht (in denen die Waffen eingelagert sind) unterstreicht das Spiel mit Anspielungen und kann als guter Einfall gewertet werden.
Die Kameraarbeit ist hochwertig und bietet große Schauwerte, auch wenn die Bonbon-Knallfarben an einigen Stellen etwas zu selbstverliebt und aufgesetzt wirken und das CGI-Blut zu künstlich. Auch die Musikuntermalung ist hervorragend gelungen. Gepfiffene Parts in den Songs erinnern an Spaghetti-Western, andere Stücke an Mafia-Filme.
Fazit:
»Gunpowder Milkshake« ist ein gelungener Actionfilm, der sich zwar an Vorbilder anlehnt, aber dennoch genügend inszenatorische Kniffe aufweist, um sich davon abzuheben. Der gut aufgelegte Cast und die superb inszenierten Schusswechsel machen den Streifen zu einem Actionfest für Liebhaber dieser Filmsparte.
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