Happy Hour in der Unterwelt von Mary Janice Davidson
Reihe: Betsy Taylor Bd. 3
Rezension von Christel Scheja
Leidenschaftliche Geschichten um moderne Frauen, gefühlvolle Vampire und ein vom Schicksal bestimmtes Band zwischen Held und Heldin sind derzeit voll im Trend. Dabei geht es nicht selten erotisch und stellenweise sogar recht kitschig zu, so dass man sich hin und wieder nach einer Abwechslung zu den handelsüblichen „Gothic Romance“-Romanen wünscht. Die bieten die Romane von Mary Janice Davidson.
Bereits in „Weiblich, Ledig, Untot“ bewies sie, dass man ruhig jedes Klischee genüsslich durch den Kakao ziehen darf, ohne jedoch die Wurzeln ganz zu verleugnen. „Happy Hour in der Unterwelt“ ist nun der dritte Teil der Geschichte von Betsy Taylor.
Auch als Königin der Vampire hat man es nicht leicht. Einerseits beginnt sich Betsy Taylor langsam an den Gedanken zu gewöhnen, nicht mehr am Leben zu sein und die daraus resultierenden Vorteile zu genießen, andererseits ärgert sie es, dass einige Tatsachen unveränderlich sind - so wie ihr Aussehen. Mani- und Pediküren halten nicht besonders lange, auch ihr Haar kehrt immer wieder in den anfänglichen Zustand - dem im Moment ihres Todes - zurück. Es ist auch nicht so einfach Freundschaften zu pflegen, wenn man ab und zu einmal Probleme mit magischen Einflüsterungen bekommt oder nicht so flexibel sein kann, wie man es sich wünscht.
Es kommt auch noch mehr dazu: Immer wieder suchen andere Vampire ihre Nähe und bitten sie um Hilfe, während andere, die noch immer der Herrschaft von Nostro nachtrauern, ihr nach dem Leben trachten. Und nicht zuletzt behandelt sie Eric Sinclair, der sich als ihr Gefährte betrachtet, immer noch wie ein kleines, unerfahrenes Kind.
Nun kommt zu allem Übel auch noch die Tatsache hinzu, dass ihre Stiefmutter Antonia ein Kind erwartet und ihren Vater so vollständig unter Kontrolle bekommen hat, dass sie sich nicht einmal an ihn wenden kann.
Und als wären das noch nicht genug Probleme, spricht die Prophezeiung aus dem „Buch der Toten“ auch noch von einer Tochter des Teufels, die eine Schwester sein soll. Es dauert eine Weile, bis Betsy begreift, dass es sich dabei nicht um ihre ungeborene Stiefschwester handelt, sondern um einen Fehltritt aus der Jugendzeit ihrer Stiefmutter. Dieses Mädchen ist fast erwachsen und soll - der alten Schrift zufolge - nicht nur Betsy die Herrschaft streitig machen sondern auch das Ende der Welt auslösen.
Da sie sich gerne selbst eine Meinung bildet, beschließt Betsy, die junge Frau selbst kennen zu lernen und stellt fest, dass ihr die Tochter des Teufels sogar recht sympathisch ist.
Wie immer beweist Betsy Taylor, dass es Spaß macht, natürlich blond zu sein und den eigenen Style in den Vordergrund zu stellen. Allerdings haben die Veränderungen schon ein wenig auf sie abgefärbt, sie ist etwas ernster und nachdenklicher geworden als früher und kehrt ihr großes Herz mehr hervor als in den ersten Bänden. Das merkt man vor allem im Umgang mit ihrer unerwartet auftauchenden Schwester, der sie sich mehr verbunden fühlt als sie denkt, auch wenn sie diese eigentlich aufgrund der Prophezeiung beseitigen müsste. Dafür verschreckt sie unerwartet ihre Freunde, als sie unter Beeinflussung eine ganz andere Seite ihres Wesens zeigt, die diese noch nicht so kannten.
Man kommt auch diesmal nicht aus dem Schmunzeln heraus, da die Heldin immer noch mit schrägen Ideen und Interpretationen der Situation auftrumpft. Immer wieder werden Klischees munter auf den Kopf gestellt und ad Absurdum geführt. Wer es dazu noch ein wenig erotisch und leidenschaftlich mag wird ebenfalls nicht enttäuscht.
Nur inhaltlich lässt „Happy Hour in der Unterwelt“ etwas nach, da es der Autorin nicht gelingt die Grundidee glaubwürdig und spannend umzusetzen. Die Handlung dümpelt immer wieder ziellos dahin und verliert manchmal den roten Faden aus dem Blickfeld, auch die Lösung des Problems kann am Ende nicht in dem Maße überzeugen wie es wünschenswert wäre.
Auch „Happy Hour in der Unterwelt“ liest sich immer noch wie eine Parodie auf sämtliche Handlungsmuster und Archetypen die das Genre der „Gothic Romance“ in den letzten Jahren entwickelt hat. Der Band ist zwar bisher der schwächste der Reihe, kann aber immer noch die Leser trösten, die bei diesem Thema sonst schreiend davon laufen würden.
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