Heiratsfähig (Kartenspiel)
 
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Heiratsfähig - Das Spiel für standhafte Junggesellen

Rezension von Tanja Elskamp

 

Heiraten? Diesen Wunsch äußert die Liebste oder der Liebste nicht von ungefähr, nein. Doch was hat man denn falsch gemacht, dass dieses Thema überhaupt zur Sprache kam? Hat man sich zu viele Verpflichtungen aufdrücken lassen, vielleicht zu viele Zugeständnisse gemacht? Lag es am L-Wort, das man ausgesprochen hat oder war ausschlaggebend, dass man die Badezimmerregeln befolgt hat?

 

„Heiratsfähig“, ein Spiel von „Mad Man’s Magic“, das 2005 von der Wiener Spieleakademie mit einer Empfehlung ausgezeichnet wurde, macht es den Spielern möglich, diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Es geht für die Spieler nämlich darum, sich möglichst nicht in den Ketten der Ehe zu verfangen – und am Ende kann es nur einen Single geben …

 

Verständlichkeit der Spielregeln

Die Spielregeln sind schlicht und schwarzweiß gedruckt. Es handelt sich um ein doppelseitig zu DIN A5 gefaltetes DIN A4-Blatt, auf dem das Spielprinzip, die einzelnen Kartentypen samt Beispielabbildungen sowie der Spielverlauf erläutert sind – und mehr braucht es auch nicht, denn „Heiratsfähig“ ist ein denkbar simples Spiel.

 

Unterhaltsam sind die Spielregeln allerdings in jedem Fall (eine Art Markenzeichen von „Mad Man’s Magic“-Spielen), so dass die vollständige Lektüre schon allein aus dieser Perspektive heraus lohnt.

 

Spielziel

Es gilt, als letzter Single übrig zu bleiben, während sich alle anderen Spieler schon in den Fesseln der Ehe winden. Erreichen die im Spiel angesammelten Verpflichtungen nämlich insgesamt dreißig Punkte, so ist dies ein Zeichen für die Heiratsfähigkeit des Spielers – und er scheidet aus dem Grund aus.

 

Spielvorbereitung

Es gibt eine Zugkarte im Spiel, die stets vor dem Spieler liegen sollte, der gerade an der Reihe ist. Ansonsten zeigen die Rückseiten der Karte an, ob es sich um „Bitte Schatz“-Karten oder um „Ich kann nicht“-Karten handelt.

 

Diese beiden unterschiedlichen Arten werden getrennt voneinander gemischt und als Stapel in die Mitte gelegt. Vom „Ich kann nicht“-Stapel bekommt jeder Spieler fünf Handkarten, außerdem erhält ein Spieler die Zugkarte, und dann kann das Spiel auch schon beginnen.

 

Spielablauf

Die oberste Karte des „Bitte Schatz“-Stapels wird offen aufgedeckt. Diese zeigt entweder ein Ereignis an oder aber eine Verpflichtung. Handelt es sich um ein Ereignis, so müssen die Anweisungen der Karte (zum Beispiel das Weiterreichen aller Handkarten an den jeweils linken Nachbarn oder das Weiterreichen aller bisher erworbenen Verpflichtungen an den jeweils rechten Nachbarn) ausgeführt werden und anschließend wird eine neue Karte aufgedeckt, so lange, bis eine Verpflichtung ausliegt.

 

Der Spieler, der an der Reihe ist, muss sich nun aus dieser Verpflichtung herausreden. Jede Karte im Spiel (mit Ausnahme der Ereigniskarten) zeigt eine bestimmte Punktzahl an, und stets muss der Punktwert der ausliegenden Verpflichtung erreicht oder überboten werden.

 

Schafft es der Spieler, der am Zug ist, mit Hilfe einer oder mehrerer Ausreden-Karten von seiner Hand, den Wert der Verpflichtung zu erreichen, so geht der Kelch an ihm vorüber und der nächste Spieler muss sich mit eben dieser Verpflichtung plagen. Doch Achtung: Alle Mitspieler können dem Herrn oder der Dame an der Reihe Steine in den Weg legen, indem sie jederzeit den Punktwert einer Verpflichtung durch ausgespielte Beeinflussungs-Karten erhöhen. Dann gilt es, den erhöhten Punktwert zu erreichen – oder man muss sich der Verpflichtung eben stellen.

 

Gelingt es einem Spieler nicht, die ausliegende Verpflichtung durch eine oder mehrere Ausreden abzuwimmeln oder misslingen seine Ausreden aufgrund der von Mitspielern zusätzlich ausgespielten Beeinflussungs-Karten, so wandert die Karte zu diesem Spieler. Er legt sie offen vor sich aus, damit alle sehen können, wie gefährdet er bereits ist, heiratsfähig zu sein. Übrigens muss man nicht jede Verpflichtung abwimmeln, sondern man kann sich durchaus freiwillig dazu entscheiden, eine Verpflichtung einfach zu übernehmen, wenn man an der Reihe ist. In beiden Fällen wird für den nächsten Spieler eine neue Karte vom „Bitte Schatz“-Stapel aufgedeckt.

 

Schafft ein Spieler es jedoch, sich aus einer Verpflichtung herauszureden, so werden alle in seinem Zug gespielten Ausreden und Beeinflussungen auf den Ablagestapel gelegt und die Verpflichtung wandert an den nächsten Spieler.

 

Wer vor sich Verpflichtungen mit einem Gesamtpunktwert von dreißig oder mehr gesammelt hat, gilt als heiratsfähig und ist aus dem Spiel. Wer diese magische Grenze als letzter nicht erreicht, hat das Spiel gewonnen.

 

Spielspaß

Dieses Kartenspiel ist leicht zu transportieren und somit zu allen möglichen Gelegenheiten schnell aus dem Hut (oder der Tasche) gezaubert. Die Spielregeln sind innerhalb weniger Minuten erklärt und es kann dann sofort losgehen. Diese Tatsache macht „Heiratsfähig“ schon prinzipiell zu einem lohnenswerten Kartenspiel.

 

Die Beschriftungen der Karten, ob nun die Kartentitel selbst, die mit Texten wie „Auf Kosenamen antworten“ (Bitte Schatz-Karte), „Schlecht für mein Karma“ (Ausrede) oder Geistreichem wie „Ach, tüdellüt!!!“ (Beeinflussung) bedruckt sind, ob die zugeteilten Punktwerte – „Ich brauche meinen Freiraum“ ist beispielsweise eine Ausrede für ganze neun Punkte, während „Oh, schau mal wie spät“ zwei Punkte wert ist – oder die Comiczeichnungen auf jeder Karte: allein das Betrachten der Karten macht schon Spaß.

 

Wichtig ist allerdings, dass man die dargestellten Situationen auch ausspielen mag. Nichts ist langweiliger als ein schweigendes Auslegen der Karten, ohne dabei ein Wort darüber zu verlieren, die Titel zu verlesen und das Spiel somit lebendig zu gestalten und ein Stück weit zu „leben“. Das Spiel verlangt einfach nach extrovertierten Leuten am Tisch.

 

Sind diese gegeben, so zeigt sich das Kartenspiel als schnell einsetzbar, im Spielverlauf flüssig, spaßig und schnell. Angegeben ist die Dauer einer Partie auf der Herstellerwebseite mit etwa zwanzig Minuten, und diese Angabe ist meist auch zutreffend. Sicherlich gibt es Partien, die nach zehn Minuten bereits beendet sind und solche, die dreißig Minuten dauern, aber der Schnitt liegt tatsächlich bei etwa zwanzig Minuten.

 

Wirklich spannend wird es jedoch, wenn die Karten als Diskussionsgrundlage aufgefasst werden, was bei gemischtgeschlechtlichen Gruppen und vor allem solchen mit Paaren schnell der Fall sein kann. „Aber Schatz, was ist denn schlimm daran, Hygieneartikel für mich zu kaufen?“ ist allerdings schneller ausgesprochen als „Aber Baby, was hast du denn dagegen, mit mir zelten zu gehen?“.

 

Altersgruppe

„Heiratsfähig“ richtet sich an Spieler ab zwölf Jahren, zugleich jedoch laut Verpackung an „jeden, der schon einmal in einer Beziehung gesteckt hat“. Letzteres ist für das Spiel allerdings wichtiger, so dass sich das Spiel am ehesten an Erwachsene richtet und Spielspaß sowie das Verständnis der einzelnen Kartenbeschriftungen sich umso leichter nachvollziehen lassen, umso älter die Spieler sind. Selbst ein Fünfzehnjähriger wird nicht unbedingt verstehen, warum „Mit der Katze zum Tierarzt fahren“, „Zusammen ziehen“ oder „Gemeinsames Konto“ Anlass für Lacher am Tisch sein können.

 

Anzahl von Mitspielern

Ausgewiesen ist das Spiel für zwei bis fünf Spieler, wobei dies nicht ganz korrekt ist. Tatsächlich kann man „Heiratsfähig“ nämlich im Grunde mit beliebig vielen Mitspielern spielen. Empfohlen wird allerdings, ab dem sechsten Mitspieler ein weiteres Set des Spiels einzumischen, um nicht ständig das Spiel unterbrechen zu müssen, weil der Nachziehstapel wieder ausgespielt wurde. In den Spielregeln finden sich für diesen Fall sogar gesonderte Anmerkungen: Beim Einsatz mehrerer Decks dürfen dieselben Karten nicht bei derselben Verpflichtung ausgespielt werden.

 

Schon mit nur zwei Spielern ist „Heiratsfähig“ ein Riesenspaß, allerdings verlieren hier die Ereigniskarten einen Großteil ihrer Wirkung, da man eben nicht nach rechts oder links tauscht, sondern stets nur untereinander. Dafür hat das Spiel zu zweit den Vorteil, dass immer nur einer Beeinflussungen ausspielen kann und so keine Verwirrung darüber aufkommt, ob jemand noch etwas ausspielen will, wollte, könnte …

 

Optimal mit einem Set zu spielen ist das Ganze bei drei oder vier Mitspielern, bei fünfen sind bereits Einbußen zu erkennen, weil der Nachziehstapel hier schon sehr häufig neu gemischt und das Spiel zumeist deswegen unterbrochen werden muss.

 

Spielt man mit sechs oder sieben Spielern und nur einem Kartenset (wie schon beschrieben: das Spiel ist laut Packungsbeschriftung für bis zu fünf Spieler gedacht), verbrauchen sich auch die Verpflichtungskarten auf. Man ist also gezwungen, die Verpflichtungskarten ausgeschiedener Spieler neu gemischt wieder ins Spiel zu bringen (sinnvollerweise dann unter Ausschluss der Ereigniskarten), sonst reichen die Karten nicht aus. Darum sollte man sich wirklich wie vorgeschlagen eher ein zweites Deck für solche Fälle anschaffen.

 

Sicherlich wird „Heiratsfähig“ mit steigender Spieleranzahl auch etwas unübersichtlich, was die bereits ausliegenden Verpflichtungspunkte betrifft, dennoch kann das Spiel problemlos auch für einschlafende Parties und derlei eingesetzt werden – dann jedoch, wie bereits erwähnt, mit mehreren Decks.

 

Fazit

„Heiratsfähig“ ist schnell zu erlernen und ebenso schnell zu spielen. Der Langzeitspielspaß ist groß, zumal die Mitspieleranzahl im Grunde beliebig ist und die einzelnen Partien schnell gespielt sind. Besonderen Reiz bietet das Kartenspiel zu Anfang, wenn noch alle Kartenzeichnungen und –titel unbekannt sind und entsprechende Lacher hervorzurufen vermögen. Umso älter die Mitspieler, umso höher jedoch auch Spielspaß und –verständnis, außerdem gehört dieses Spiel zu denen, bei denen auch das Darstellungsvermögen der Spieler gefragt ist. Wer wortlos Karten auszuspielen gedenkt und das Kommentieren seiner Züge nicht mag, für den ist „Heiratsfähig“ nicht unbedingt das Richtige.

 

„Heiratsfähig“ ist zum durchschnittlichen Preis für Kartenspiele zu haben und weist aufgrund der Langzeitmotivation ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis auf.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425144656915263f3
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Heiratsfähig

Spieltyp: Kartenspiel

Hersteller: Mad Man’s Magic

EAN: 9780972032872

2 - 5 Spieler

20 Minuten

ab 12 Jahren

Erhältlich bei: Mad Man's Magic

 

Inhalt:

100 Karten und 24seitiges Begleitheft


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Erstellt: 16.07.2007, zuletzt aktualisiert: 22.02.2016 13:09, 4476