Rezension von Christel Scheja
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Virus, das Leben auf der Erde so gut wie vollständig auslöscht und nur einige wenige Auserwählte überleben lässt. Ebenso wenig ist neu, dass die Toten wieder zum Leben erwachen und es darauf abgesehen zu haben scheinen, die Lebenden zu ihresgleichen zu machen. Daher müssen sich Autoren auch schon einiges einfallen lassen, um Verleger wie auch Leser von ihrer Geschichte zu überzeugen.
Und deshalb hat wohl David Moody auch einen ganz anderen Weg gewählt, um jemanden für sein Werk zu interessieren. Er stellte den hier vorliegenden Roman zunächst ins Netz und bot ihn als kostenlosen Download an. Und die Zahl der Menschen, die sich die Geschichte holten, sprach für sich. Das Interesse an dem dieser Themenmischung war und ist ungebrochen.
Niemand weiß wie und warum das geschieht, aber plötzlich brechen überall auf der Welt Menschen zusammen und sterben innerhalb weniger Minuten, weil sie keine Luft mehr bekommen. Auf einen krampfartigen Hustenanfall folgt ein Anschwellen der Luftröhre, gegen das niemand etwas unternehmen kann.
Nur wenige bleiben davon verschont und müssen das Sterben ihrer Mitmenschen mit Grauen ansehen. Dazu gehören der Techniker Carl Hampton, der von nächtlichen Wartungsarbeiten in einer Firma zurück kommt und seine Familie tot im Bett vorfindet, der Dozent Michael Collins, dessen rüpelhafte Schüler wie die Fliegen zusammenbrechen und röchelnd verscheiden und die Studentin Emma Mitchell, die durch ihre Erkältung zunächst gar nicht mitbekommt, was im nahen Supermarkt bei ihrem Einkauf passiert.
Sie gehören zu den Menschen, die sich einige Tage später in einem Gemeindezentrum zusammenfinden und zunächst nicht wissen, was sie tun sollen. Ernähren können sie sich zwar eine Weile vom Proviant der Pfadfinder, der in den Räumen gelagert wird, aber das hält auch nicht ewig.
Um der Seuchengefahr in der Stadt zu entgehen ziehen sie sich auf eine verlassene Farm auf dem Land zurück. Doch auch dort finden sie keine Ruhe, denn bei der Plünderung nahegelegener Supermärkte müssen sie feststellen, dass der Virus offensichtlich in eine zweite Phase übergegangen ist. Die vermeintlich Toten erheben sich wieder und beginnen sie stur zu verfolgen...
Der Roman liest sich wie der Auftakt zu einem Zyklus, denn der Autor nimmt sich sehr viel Zeit, seine Hauptfiguren einzuführen und zu beschreiben, wie sie mit der veränderten Situation und der in ihnen schwelenden Angst umgehen. Wirkliche Helden sind sie nicht, sie tun nur das, wozu sie ihr Überlebenswille treibt und nicht mehr. Ebenso verzweifeln sie immer wieder an der Notwendigkeit, dass sie ihre menschlichen Skrupel und Gefühle wie Mitleid immer mehr vergessen müssen, um nicht verrückt zu werden.
Das schildert der Autor sehr anschaulich und glaubwürdig. Vor allem die drei Hauptfiguren gewinnen im Verlauf des Buches an Leben, da es interessant ist, mitzuverfolgen, wie sie die auf ihre Weise mit allem zurecht kommen müssen, ohne zu wissen, ob das überhaupt einen Sinn hat. Sie sind auch die am besten charakterisierten Personen im Buch, alle anderen bleiben eher blass und werden nur grob angerissen.
Von Anfang bis Ende erfährt man nicht, woher der Virus eigentlich stammt, der die ganze Bevölkerung ausgelöscht hat - es gibt nicht einmal den kleinsten Hinweis auf eine mögliche Ursache. Und da das Buch an einer sehr spannenden Stelle endet, bleibt nur zu hoffen, dass man in den - hoffentlich bald erscheinenden Fortsetzungen - eine Antwort darauf erhält.
So wird „Herbst: Beginn“ zu einer sehr zwiespältigen Lektüre. Zwar ist es sehr spannend mit zu verfolgen, wie die Hauptfiguren versuchen zu überleben, und was ihnen an Grauen begegnet, allerdings hat der Roman keinen wirklich überzeugende Höhepunkt und bietet schon gar keine Auflösung, wie oder warum der Virus entstanden ist. Daher sollte man schon sehr bewusst entscheiden, ob man sich den Roman zulegt, bevor überhaupt eine Fortsetzung erschienen ist.