Herr (Autor: Robert Corvus; Die Schattenherren 3)
 
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Herr von Robert Corvus

Reihe: Die Schattenherren Band 3

 

Rezension von Sabine Seyfarth

 

Nach Feind und Knecht ist Herr der Abschluss der Schattenherrentrilogie. Die Titel der drei Bände sind kurz und sehr bezeichnend. Es geht jeweils um die Richtung der Sicht auf die Gesellschaft der Schattenherren. Die Handlung des dritten Bandes, der also folgerichtig aus der Insiderperspektive erzählt, schließt unmittelbar an den zweiten an. In »Knecht« hatte sich die Sympathie zu Bren entwickelt, der nun in die Gesellschaft als Schattenherr aufgenommen wurde und damit sein Ziel erreicht hat, unsterblich zu werden. War ihm klar, was Unsterblichkeit bedeutet, welchen Preis er wirklich dafür zahlen muss? Wie werden sich die veränderten Bedingungen auf Bren auswirken?

 

Bren hat sich eine Feindin geschaffen, eine Feindin in hoher Stellung mit großem Charisma – wer wird diesen Kampf gewinnen? Und wie wird sich die Welt entwickeln? Haben die Menschen eine Chance gegen die Schattenherren? Wie ist die Gesellschaft der Schattenherren organisiert? Wie wird der Erhalt der Gesellschaft gesichert?

 

Mit vielen Fragen und somit voller Spannung habe ich den Abschluss dieser Trilogie erwartet und gelesen. Wie immer konnte man sich darauf verlassen, dass Robert Corvus es seinen Helden nicht leicht macht und die Logik der rote Faden der Handlung ist. Immer wieder folgte ich trotzdem hoffnungsvollen Sackgassen, merkte ich, dass ich plötzlich wieder mit Bren fieberte und um sein Leben bangte. Ja, auch die Unsterblichkeit ist nur eine Möglichkeit, nicht unantastbar und auch ein Schattenherr nicht unbesiegbar. Warum aber hoffe ich, dass ein Wesen überlebt, das sich von der Lebensessenz der Menschen ernähren muss und für das die Lebensessenz von Kindern eine Delikatesse ist? Bin ich emotional gestört? Ich bewundere diese Kunst des Autors, die Situationen so zu gestalten, dass ich mich als Leser oft unbewusst auf der »falschen« Seite wieder finde.

 

Dabei ist dieser dritte Band auch der, welcher die meiner Meinung nach grausamsten Szenen enthält. Aber ebenso werden hier ganz »nebenbei« philosophische Fragestellungen aufgeworfen und teilweise beantwortet bzw. der Leser dazu animiert, über Antworten nachzudenken. Würden wir nicht gerne auch unsterblich sein? Was aber heißt es, ewig zu leben? Könnte es sein, dass wir vieles von dem verlieren würden, was das Leben interessant macht? Welche Rolle spielen Emotionen, Erinnerungen, Beziehungen in einem Leben ohne die vierte Dimension?

 

Oder auch die Frage: »Wie weit gehe ich, um meinen Gegner zu besiegen?« Kann ich zum »Bösen« werden um das »Gute« zu verteidigen? Rechtfertigt das Ziel wirklich alle Mittel?

Wie funktioniert eine Gesellschaft, die eine völlig andere Moral hat, als wir sie kennen? Die Begriffe Gut und Böse werden logisch in ihr Gegenteil verkehrt. Für mich faszinierend mit welcher Konsequenz und absoluter Glaubhaftigkeit dies vom Autor in der Geschichte verwirklicht wird. Ebenso konsequent ist der Schluss der Trilogie.

 

Die machtvolle düstere Schönheit der Schattenherrenwelt erhält in der Innenansicht einige Differenzierungen und die Zusammenhänge werden detailreicher. Durch die Beziehungen der verschiedensten Personen zu Bren wird gezeigt, wie unterschiedlich die Einstellungen von Menschen zu Schattenherren sind. Vom Gegner bis zum fanatischen Verehrer lernen wir alle Schattierungen (oh, dieses Wort trifft ja hier besonders gut) kennen und manchmal wurde ich daran erinnert, dass viele Verhaltensweisen in unserer Realität wieder zu finden sind.

 

Auch die Schattenherren haben ihre speziellen Fähigkeiten, Probleme, Differenzen und Streitigkeiten, ihre Geheimnisse und Intrigen. Allerdings werden die Intrigen so gesponnen, dass auch der Leser von ihnen überrascht wird. Wir wissen nicht mehr als die Protagonisten, eher weniger. Die Gegner der Gesellschaft, die der Leser in diesem Teil auch nur aus der Sicht der Schattenherren erlebt, bieten alles auf, um einen Sieg zu erzielen. So spielt der Seelennebel wieder eine Rolle und natürlich auch die Faye. Sie stellen sogar alle Differenzen ein und verbünden sich. Reicht das aus?

 

Gefreut habe ich mich über das Wiederfinden einiger Personen aus dem ersten Teil, denen meine Sympathie gehörte und denen immerhin ein Leben vergönnt war (zwischen ersten und zweiten Teil lagen ja einige Jahrzehnte). Ein kleines Trostpflaster des Autors?

 

Fazit:

Der dritte Band der »Schattenherrentrilogie« ist ein toller Abschluss der Geschichte um diese Welt. Eine Geschichte, die viele Geschmäcker treffen dürfte, angefangen von Schlachtbeschreibungen, fantastischen Landschaften und Wesen, bis hin zu vielen interessanten philosophischen Fragestellungen. Die gesamte Trilogie ist eine absolute Empfehlung.

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Buch:

Herr

Reihe: Die Schattenherren Band 3

Autor: Robert Corvus

Taschenbuch, 416 Seiten

Piper, 20. Januar 2014

 

ISBN-10: 3492269575

ISBN-13: 978-3492269575

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B07FJWWP66

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 17.09.2020, zuletzt aktualisiert: 08.02.2024 15:10, 18987