Rezension von Andreas Hammerschmidt
Rezension:
Der Psychiater Paul Lucas therapiert in einem Hochsicherheitsgefängnis psychisch kranke Straftäter. Sein neuer Patient, der schwerreiche Elitestudent Craig Cavanaugh, ist ein psychopathischer Stalker, der vor nichts zurückschreckt. Er hat seine Professorin massiv bedroht, weil sie seine Avancen zurückwies, und nun will er, dass Paul ihn rausboxt. Als dieser sich weigert, sein Werkzeug zu sein, setzt Craig ihn mit perfiden Intrigen unter Druck, die Pauls gesamte Existenz zu zerstören drohen. Ein Psychoduell auf Leben und Tod nimmt seinen Lauf, bei dem Paul lange Zeit nicht begreift, dass er schon längst nicht mehr Herr der Lage ist ...
Als sein Chef ihn früh am Morgen anruft, ist Paul Lucas, forensischer Psychiater für Straftäter, beunruhigt: Er muss ein Gutachten des jungen und intelligenten Cavanaugh, zukünftiger Erbe einer großen und mächtigen Versicherung, erstellen. Cavanaugh wird vorgeworfen, seine Dozentin trotz richterlicher Anordnung wiederholt terrorisiert zu haben. Zu dem beruflichen Druck, der sein Chef auf ihn ausübt, kommt, dass es im Liebesleben des Psychiaters nicht gerade rosig läuft: Seit ihr gemeinsamer Sohn bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, herrscht eine kühle Distanz zwischen den beiden, die sich nicht so Recht wieder revidieren lässt. Als dann auch noch Cavanaugh bei einer Sitzung auf seine Familie anspielt, scheint alles aus dem Ruder zu laufen ...
Der dritte Roman von Roderick Anscombe beginnt in einem langsamen Tempo. Der Leser ist keinesfalls durch zu viele Personen oder Handlungen überfordert, eher im Gegenteil.
Die inneren Monologe von Dr. Lucas, dem Psychiater, sind anfangs interessant und durchaus lesenswert, doch mit der Zeit wird diese Schreibweise bzw. dieses Metier langweilig. Der Effekt wird noch dadurch verstärkt, dass es im Prinzip nur einen Handlungsort bzw. eine Handlung bleibt, die immer bei dem Psychiater bleibt. Ein Perspektivenwechsel wäre vielleicht eine schöne Abwechselung. Die erste Hälfte des Buches hätte Anscombe auf 50 Seiten kürzen können.
Im weiteren Verlauf des Buches und gegen Ende hin werden diese negativ belegten Aspekte etwas besser, es kommt ein bisschen mehr Schwung in die ganze Handlung. Doch trotzdem wartet man vergeblich auf einen Knall, der den Leser wachrüttelt oder aus der Trance wachrüttelt. Das eigentliche Ende ist wahrscheinlich aus der Sicht der meisten Leser das Beste am ganzen Buch. Doch trotzdem muss der Leser schlussendlich das Buch enttäuscht ins Regal stellen oder gleich verkaufen, da es ein zweites Mal sicher nicht gelesen wird.
Fazit:
Roderick Anscombe schreibt mit „Hinterhältig“ leider keinen neuen Buchknüller, da die Geschichte auf keiner wirklichen Idee basiert, sondern eher auf einer Fiktion, die auf 412 Seiten in die Länge gezogen wird.