Höllenritt von Lilith Saintcrow
Reihe: Dante Valentine - Dämonenjägerin, Bd. 2
Rezension von Christel Scheja
Der Zyklus um die Dämonenjägerin Dante Valentine entführt auf eine zukünftige Erde, irgendwann an das Ende des 22. Jahrhunderts. Die Welt ist von Magie durchdrungen, denn es treten nicht nur immer häufiger Psi-Fähigkeiten zu Tage, auch Schattenkreaturen, die es bisher nur in Legenden gegeben hat und die Wesen aus Himmel oder Hölle tauchen wieder auf.
Dante Valentine wurde in einer besonderen staatlichen Schule ausgebildet, um ihre Kräfte beherrschen zu lernen. Sie ist eine auf die Kopfgeldjagd spezialisierte Nekromantin. In ihrem letzten Abenteuer hat sie es jedoch nicht nur mit den Toten, sondern der Hölle zu tun bekommen, denn Luzifer selbst war ihr Auftraggeber und verlangte, den Dämonen Vardimal unschädlich zu machen. An ihre Seite stellte er den Dämonen Japhrimel.
Überraschenderweise verliebte sich die sonst so misstrauische Dämonenjägerin in den faszinierenden Mann. Allerdings opferte Japhrimel während des Showdowns sein Leben, um das ihre zu retten.
Seitdem ist Dante nicht nur von seinem Erbe gezeichnet und zu einer Teildämonin geworden, sie leidet auch unter dem Verlust, als habe jemand die Hälfte ihrer Seele aus dem Leib gerissen und durch ihre verkrüppelte Hand nicht mehr ganz so kampffähig wie früher. Zudem hat sie ihre Kräfte nicht mehr so gut unter Kontrolle und muss hin und wieder scharf aufpassen, keine Menschen zu verletzen.
Doch schon wartet der nächste Auftrag auf sie, denn eine Serie brutaler Morde versetzt die Stadt in Angst und Schrecken. Alle Opfer sind Psibegabte und starben durch rituelle Magie. Aus diesem Grund wird Dante von ihrer Freundin Gabe gebeten, sich die ganze Sache genauer anzusehen. Nachdem sie mit der Befragung der Leichen nicht weiter kommt, beginnt sie in der Vergangenheit der Ermordeten zu forschen und entdeckt eine Gemeinsamkeit zwischen ihnen – sie haben alle die gleiche Schule besucht: „Rigger Hall“.
Auch sie ist dort gewesen. Und so kommt neben dunklen und grausamen Erinnerungen über die Missstände, die dort geherrscht haben, auch noch ein schrecklicher Verdacht auf. Könnte es sein, dass diejenigen, die die Schule damals zu einer Hölle für sie und ihre Kameraden machten, wieder zurückgekehrt sind, um Rache an den einstigen Schutzbefohlenen zu nehmen? Oder gibt es doch vielleicht ganz andere und viel pragmatischere Gründe?
Je mehr sie versucht dies heraus zu finden, desto deutlicher wird, dass sie sich immer tiefer in die tödlichen Intrigen verstrickt, die der Mörder webt.
Auffällig an dieser Episode um Dante Valentine ist, dass die Dämonenjägerin schwer leidet und auch viel jammert. Auch wenn sie darum kämpfen miss, ihre körperliche und seelische Stärke wieder zu gewinnen, so hört sie doch nicht auf, über ihren Verlust zu klagen und insgeheim nach Japhrimel zu suchen. Auf der anderen Seite bleibt ihr nicht verborgen, dass ihr Kumpel Jace großes Interesse zeigt und sie eigentlich trösten möchte. Aber auf ihn mag sie nicht reagieren.
Das mindert etwas den guten Eindruck, den das Buch sonst macht, denn eigentlich steht auch hier der Fall wieder mehr im Vordergrund – ebenso wie der Kampf von Dante, wieder zu ihrer alten Kampfkraft zurück zu finden.
Durch den Fall erfährt man mehr über die Vergangenheit der Dämonenjägerin und versteht, jetzt endlich warum sie eigentlich so hart und zynisch geworden ist. Dabei eröffnet sich eine dunkle Seite im Umgang der Menschen mit den Psibegabten, der es in sich hat. Nach und nach entfaltet sich ein düsteres Bild des Schreckens, der dem Geist eines Psychopathen entsprungen sein könnte.
All das wird wieder mit einer Menge Action und zynischen wie bösen Sprüchen gewürzt, allein Dantes Klagen verlangsamen die Dynamik der ersten Hälfte des Buches und man hat das Gefühl, die Autorin wird jetzt in die typischen Beziehungsklischees abrutschen wollen. Erst die Heldin die Spur aufnimmt und mit aller Entschlossenheit verfolgt, tritt der Thrilleraspekt wieder zu Tage und gibt dem Buch die faszinierende Spannung zurück.
Leider ist „Höllenritt“ nicht ganz so spannend wie „Teufelsbraut“, aber auch noch immer mehr ein futuristisch angehauchter Dark Fantasy Thriller als eine Liebesgeschichte, in der es nur um Lust und Leidenschaft geht. Würde Dante nicht ganz so viel jammern, könnten auch Genre-Fans ihre volle Freude daran haben.
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