Homefront (PC; USK 18)
 
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Homefront

Rezension von Cronn

 

"Psst! Leise! Sonst bemerken sie uns noch!", flüstert mir mein Teammitglied zu. Wir stehen dicht an eine Hausmauer gepresst und blicken furchtsam hinüber zur Straße. Dort patrouillieren die KVA-Soldaten.

Mit bebender Brust warte ich ab, harre der Dinge, die da kommen mögen. Meine einzige Waffe ist eine Pistole, die ich nach meiner Befreiung von einem der Männer der Guerilla-Widerstandsgruppe erhalten habe. Eine schwache Verteidigungsmöglichkeit, aber immerhin ist es eine.

Der Hinterhof, in dem wir uns befinden stinkt vor Unrat. Überall fliegen alte Zeitungen herum, liegt Abfall in den Ecken. Und wieder einmal frage ich mich insgeheim, wo das alte Amerika hin ist. Hier jedenfalls ist nichts mehr davon vorhanden.

"Jetzt!", ruft mir mein Kamerad zu und sprintet los!

Ich hetze ihm hinterher, als ich sehe, dass die KVA-Soldaten vorübergegangen sind. Wir queren die Straße und rasen hinein in einen zweiten Hinterhof. Hier liegen die Überreste eines abgestürzten Passagierflugzeugs. Und hier endet unsere Heimlichkeit.

Ein KVA-Soldat steht vor dem Wrack, entdeckt uns und brüllt sofort nach seinen Kameraden. Im Nu hören wir das Stiefelgetrampel und das Klacken von Maschinenpistolen, die entsichert werden.

"Deckung!", kreischt mein Teammitglied und sofort pfeifen uns schon die ersten Geschosse um die Ohren. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig hinter einem Kistenstapel in Deckung zu gehen, bevor die Querschläger den Boden durchpflügen.

Mit meiner Pistole kann ich wenig anfangen, daher bemühe ich mich, eine Waffe von einem niedergeschossenen KVA-Soldaten zu erhalten. Meine Kameraden erwidern das Feuer und bald schon liegen zwei Feinde vor uns im Dreck.

Ich krieche hinüber und packe mir eine automatische Maschinenpistole. Jetzt kann der Tanz erst richtig losgehen!

Über Kimme und Korn ziele ich aus der Deckung - und schieße! Ein, zwei kurze Feuerstöße. Sorgsam gezielt und kontrolliert abgefeuert. Nun bin ich Teil des Widerstands!

Doch da bricht ein gepanzertes Fahrzeug durch den Grundstückszaun - mir ist klar, dass wir hier stärkere Feuerkraft benötigen.

Der Kampf gegen die KVA hat für mich eben erst so richtig begonnen...

 

HOMEFRONT ist ein Egoshooter aus dem Hause Kaos Studios. Das Entwicklerteam war zuletzt für "Frontlines - Fuel of War" zuständig, einem ordentlich produziertem Shooter aus dem Jahr 2008. Das Spiel wurde ein Achtungserfolg für das Studio. Nun wollen sie mit HOMEFRONT ganz groß herauskommen. Dazu haben sie sich mit John Milius einen Drehbuchschreiber an Bord geholt, der als Regisseur von "Die rote Flut" und anderen Blockbustern bekannt ist. Für HOMEFRONT schrieb Milius, angelehnt an seinen Film "Die rote Flut" eine Hintergrundgeschichte, die sehr aufwändig gestaltet ist. Auch die im Vorfeld gestartete Werbekampagne (Stichwort: Fiktive Zeitung "Freie Deutsche Stimme) zum Spiel war sehr aufwändig und gelungen.

Doch ob das von THQ herausgegebene Spiel ebenso gelungen ist wie die im Vorfeld erzeugte Stimmung?

 

Hintergrund:

Die Hintergrundgeschichte ist sehr ausgefeilt und entspricht in etwa derjenigen von "Die rote Flut". Man ersetze UdSSR durch Nordkorea und schon ist man im Bild. Für alle, die den Klassiker-Film nicht kennen, hier die Story von HOMEFRONT:

Im Jahr 2027 hat Nordkorea weite Teile der USA besetzt. Nachdem der Mississippi radioaktiv verseucht wurde, ist die USA in einen besetzten und einen unbesetzten Teil getrennt. Die Besatzer gehen mit aller Härte gegen die Bevölkerung vor, willkürliche Erschießungen und Massengräber sind an der Tagesordnung. Dagegen lehnt sich die eine lokale Widerstandsgruppe auf. Diese befreit den Spielercharakter, da er als Pilot für sie entscheidende Bedeutung hat.

Im Lauf des Spiels wird klar, dass das nur der Anfang einer größeren Kampagne war...

Der Spielhintergrund fesselt den Spieler vom ersten Augenblick an. Hier bietet sich den Kaos Studios ein Szenario an, das sie mit intensiven Szenen umsetzen können. Das gelingt ihnen auch ansatzweise gut.

Wenn beispielsweise der Spieler sich in einem Massengrab verstecken muss, während KVA-Soldaten nach ihm suchen, bleibt einem ein dicker Kloß im Hals stecken. Oder wenn man eine Mutter mit Baby gegen die heranrückenden KVA-Soldaten verteidigen muss, da diese zufällig zwischen den Fronten ins Geschützfeuer geraten sind, schlägt das Herz eines Shooter-Fans höher.

Selten hat ein Spiel die Emotionen des Gamers so gepackt wie HOMEFRONT. Leider wird kurz darauf wieder Shooter-Alltagskost geboten, was den Eindruck schmälert.

Die Story entwickelt sich auch nicht zu einem ganz großen Rahmen, bietet am Ende aber den Ausblick auf einen zweiten Teil, wo man dann einen Schritt zur Befreiung Amerikas weitergehen könnte.

Die Charakterzeichnung ist gelungen, aber nicht perfekt. Die Hauptdarsteller bleiben etwas blass, nur der ein oder andere besitzt tatsächlich wieder erkennbare Ecken und Kanten in der Persönlichkeitsstruktur, die man nicht als Klischee abstempeln kann.

Im Großen und Ganzen funktioniert die Story von HOMEFRONT. Man sollte jedoch nicht übertrieben große Erwartungen daran knüpfen, die durch die Vorberichterstattung bei dem einen oder anderen geschürt worden sein könnten.

 

Gameplay:

HOMEFRONT steuert sich wie andere bekannte Egoshooter in der bewährten Maus-Tastatur-Kombination. Man darf im Lauf der Kampagne auch an das Steuer eines Hubschraubers, im Multiplayerteil auch in ein Fahrzeug. Unbemannte Dronen, eine Spezialität von Kaos Studios seit „Frontlines“, sind auch hier wieder im Einsatz, allen voran der „Goliath“, ein bewaffnetes halb-intelligentes Fahrzeug, dem man Ziele zuweist.

Die Missionen sind größtenteils Gun-And-Run-artig aufgebaut. Nur selten erhält man die Gelegenheit schleichend vorzugehen, was besser zu einem Guerilla-Spiel gepasst hätte.

Die Waffen sind überwiegend automatische Maschinenpistolen, Sturmgewehre und ähnliches. Obgleich sie unterschiedliche Namen und Visiere besitzen, fühlen sie sich im Handling sehr gleich an.

Die Solo-Kampagne von HOMEFRONT versprüht viel Atmosphäre, was aber leider immer wieder durch Dauer-Geballer zerstört wird. Für den zweiten Teil sollte man mehr auf Guerilla-Taktiken bei den Missionen setzen.

Nach ungefähr 4 bis 5 Stunden ist die Einzelspielerkampagne vorbei.

 

Multiplayer:

Im Mehrspielerbereich kann man gut und gerne das dreifache an Zeit verbringen, wenn nicht sogar mehr. Obgleich er nur zwei Modi bietet, nämlich Team-Deathmatch und Bodenkontrolle, ist den Kaos Studios mit dem Multiplayer-Part durch den „Battle Commander“ ein Novum geglückt.

Perks finden sich in HOMEFRONT ebenso, auch Fahrzeuge darf man übernehmen und mittels eines In-Game-Währungssystems erspielen/erkaufen. Aber erst der Battle Commander macht den Multiplayer perfekt.

Bei diesem Modus wird ein KI-System eingeschaltet, das automatisch den besten Spieler analysiert und diesem die anderen nach und nach auf den Hals hetzt. Die Verfolger erhalten Informationen auf der Karte, wo der Verfolgte zu finden ist. Und der Verfolgte erhält besonders starke Items für jedes Mal, wenn er überlebt.

Dieses System macht die Spiele unglaublich dynamisch, was sie durch die Fahrzeug-Käufe eh schon sind.

Der Mehrspielerpart von HOMEFRONT kann daher als gelungen gewertet werden. Hoffentlich kommen per Patch noch weitere Modi hinzu.

 

Grafik und Sound:

Die Grafik von HOMEFRONT ist gut, aber nicht technische Spitze des momentan Machbaren. Sie schafft Atmosphäre, zeigt aber in einigen Szenen ihre Schwächen, wenn es beispielsweise bei einem großen Angriff auf zivile Opfer zu Rucklern kommt und matschige Texturen offenkundig werden.

Dennoch muss sich HOMEFRONT nicht vor anderen Games verstecken und spielt grafisch in der Oberliga mit.

Der Sound ist sehr gut gelungen. Die Waffengeräusche, die Explosionen, die Sprecher – alle sind gut abgemischt. Empfehlenswert ist die englische Sprachausgabe, da kommt die Atmosphäre besser zur Geltung.

 

Fazit:

HOMEFRONT ist in der Solo-Kampagne nicht der Überknaller geworden, den man sich erhofft hat. Großartige Szenen, vollgepackt mit Atmosphäre, wechseln sich mit Shooter-Allerlei ab. Die Story besitzt Biss, keine Frage; aber mit etwas mehr Feintuning hätte man aus HOMEFRONT nicht nur ein gutes Spiel, sondern ein Ausnahme-Spiel machen können.

Für den Multiplayer-Part kann gesagt werden, dass HOMEFRONT eine gute Figur macht. Der Battle Commander ist eine tolle Erfindung, der Würze in allbekannte Deathmatch-Gefechte bringt.

So bleibt als Fazit: HOMEFRONT bietet unverwechselbare Atmosphäre-Momente im Singleplayer-Part und eine grandiose Innovation im Multiplayer-Bereich, den man unbedingt gespielt haben sollte.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420020032e8d89c9a
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MEDIUM: PC

Homefront

von THQ

Plattform: Windows 7 / Vista / XP

USK-Einstufung: USK ab 18 freigegeben

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 11.05.2011, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 11799