Hot Tub - Der Whirlpool... ist 'ne verdammte Zeitmaschine! (DVD; Komödie; FSK 16)
 
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Hot Tub - Der Whirlpool... ist 'ne verdammte Zeitmaschine! (DVD; Komödie; FSK 16)

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Hot Tub Time Machine. Nüchtern betrachtet, hört sich der Titel entweder nach einer Horde unreifer Möchtegern-Autoren an oder nach einem weiteren Beweis für die, vorzugsweise innerhalb der großen Filmstudios, herrschende Einfallslosigkeit. Gerne auch nach einer Kombination aus beidem. Und sind wir mal ehrlich: ein Whirlpool als Zeitmaschine? Da muss selbst der toleranteste Komödienfreund zweimal überlegen, ob er sich dass auch wirklich antun will. Zumal die Anzahl erfreulicher Werke aus diesem Sektor den drögen bis schlicht miesen Elaboraten aus dieser Sparte zahlenmäßig bei weitem unterlegen ist. Unreife und Einfallslosigkeit eben.

Insofern passt sich die Genesis der blubbernden Zeitapparatur bestens ins vorangegangene Schema ein. Denn sie basiert … auf einem Irrtum. Während eines Meetings verstand Drehbuchautor Josh Heald nämlich anstelle von Hot Dog (das als Remake geplant war) die Worte »Hot Tub«. So weit, so gut. Denn dank des Irrtums arbeitete Healds Verstand nämlich auf Hochtouren – auch nachdem man ihn aufgeklärt hatte. Die Persiflage einer kultigen Ski-Komödie aus den 80ern, allerdings rüber transportiert ins frühe 21. Jahrhundert … und wie soll man das hinkriegen? Na klar, mit einer Zeitmaschine!

Und der Rest war, wie es so schön heißt, Geschichte. Doch mit der Zeit gelang Heald das kleine Kunststück aus mehreren, eigentlich gänzlich zusammenhanglosen Worten eine abendfüllende Story zu schneidern. Abendfüllend genug für einen Spielfilm und zudem ausreichend für Regisseur Steve Pink, der seinerseits John Cusak als einen der Hauptdarsteller und Produzenten mit an Bord holte. Und von dem wissen wir ja spätestens seit 2012 (2009), dass er sich nicht immer sorgfältig Gedanken über seine Rollen macht.

 

Sein diesmaliges Alter Ego, Adam Yates, passt aber in seinen bisherigen Modus Operandi. Dieser ist nämlich zwar ein netter Kerl, aber leider auch irgendwie die Sorte von Mensch, die trotz aller Bemühungen einfach keinen Schritt vom Fleck weg kommt. Ein sympathischer Verlierer also – der zudem eines Abends seine Bude ausgeräumt vorfinden muss. Nicht von Einbrechern, sondern von seiner inzwischen Verflossenen. Die empfand nämlich Adam mit der Dauer ihrer Beziehung als belastend für ihre eigene Karriere, was sie allerdings nicht davon abhielt, gewisse persönliche Devotionalien gleich mit einzupacken.

Davon hat Adams Neffe, Jacob (Clark Duke) nicht viel mitbekommen. Als leiser Untermieter hat sich der junge Mann im Keller seines Onkels eingenistet und vergeudet seine Zeit vor der Daddelkiste. Da hat der Anruf von Adams Kumpel Nick Webber-Agnew (Craig Robinson), gerade noch gefehlt. Und es sind auch keine erbaulichen Neuigkeiten, die der Hundefrisör und ehemalige Band-Frontmann zu verkünden hat: ihr gemeinsamer Freund aus Jugendtagen, Lou Dorchen (Rob Corddry), liegt nämlich im Krankenhaus – nach einem misslungenen Selbstmordversuch.

Spätestens jetzt werden Adam in doppelter Hinsicht die Augen geöffnet. Zum einen, dass es so einfach nicht mehr weitergehen kann. Und zum anderen, dass die Zeit für einen Luftwechsel mehr als überfällig ist. Spontan werden also die Koffer gepackt und gemeinsam mit den Kumpels und dem Neffen jener magische Ort angesteuert, der vor zweieinhalb Jahrzehnten nicht nur für Adam wie das schneebedeckte Mekka vorgekommen war: Kodiak Valley! Allerdings ist bis auf die Erinnerungen nicht viel vom Glanz der alten Tage geblieben. Stattdessen präsentiert sich der Ort als ein abgebranntes Kaff; dominiert von arbeitslosen Säufern und längst aufgegebenen Geschäften. Ein Zustand, der nur noch vom Verhältnis ihrer Unterkunft übertroffen wird. Alles in allem also weitere Gründe, sich ordentlich die Lampen auszuschießen.

Bis die Jungs im kalten Wasser des mit leeren Flaschen und Dosen überquellenden Hot Tubs aufwachen und feststellen, dass irgendetwas nicht stimmt. Und tatsächlich: Ihr Weg zur nächstgelegenen Ski-Piste wird zu einem Spießrutenlauf durch ein Kuriositätenkabinett. Handys mit ellenlangen Antennen und so groß wie Backsteine? Grelle Klamotten? Pastellfarbene Sakkos samt Schulterpolster? MTV mit David Bowie? Ein dunkelhäutiger Michael Jackson? Wie bitte?

Die erste Vermutung des Quartetts: 80er Jahre-Party. Erscheint auch irgendwie logisch. Welcher normale Mensch würde heutzutage auch sonst in solch grausigen Gewändern herumstolzieren?

Bis Adam, Nick und Lou rein zufällig einen Blick auf ihre Spiegelbilder werfen – beziehungsweise auf ihre jüngeren Ausgaben aus den 80er Jahren; unmittelbar gefolgt vom Besuch von Adams damaliger Freundin Jenny (Lyndsy Fonseca), die gleichfalls um keinen Tag gealtert zu sein scheint! Da dämmert es ihnen: dies ist keine Party! Vielmehr sind sie zurückgekehrt ins späte 20. Jahrhundert; zurück an jenen Ort, der für so viele Erinnerungen zuständig war; gute wie auch schlechte. Und beides gilt es nun, noch einmal erleben zu müssen, von der elementaren Frage ganz zu schweigen: Wie gelangt man wieder zurück in die Gegenwart?

 

Klingt seltsam vertraut, oder? Und »Hot Tub Time Machine« macht auch keinen Hehl daraus, dass es sich mehr als nur ein bisschen an der Zurück in die Zukunft-Trilogie orientiert hat. Mehr noch: Mit Crispin Glover wurde sogar einer der damaligen Hauptdarsteller gecastet. Was unweigerlich die Frage aufwirft, ob der Mann so dringend an Geld kommen musste. Möglicherweise. Es könnte aber auch an der unbestreitbaren Tatsache liegen, dass sich hinter »Hot Tub Time Machine« eine der besten Komödien der letzten Zeit verbirgt, die zugleich auf wunderbar charmante Weise den verflossenen 1980er Jahren den Hof macht. Und dazu zählen nicht nur die zahlreichen modischen Referenzen. Vielmehr wird einem während des Films immer deutlicher klar gemacht, dass die 80er im Grunde ein wirklich cooles Jahrzehnt waren und wie ernüchternd blass die heutige Musikindustrie gegen Mötley Crüe, Men without Hats oder selbst der Disco-Eintagsfliege Nu Shooz wirkt. Ob unbeabsichtigt oder nicht: der sanfte Hauch der Wehmut, der dadurch entsteht, ist die perfekte Ergänzung zu den Schicksalen der vier Protagonisten, die – wie erwartet – nicht unbedingt noch mal ihre alten Schicksale durchkauen möchten. Ein alter Hut, aber verständlich, in Anbetracht ihrer Umstände. Eine Entscheidung, die erneut dank der wirklich liebevoll ausgearbeiteten Charaktere zusätzliches Gewicht erhält. Fast zumindest.

Denn wie so oft, gibt es auch in dieser Truppe einen Ausreißer – nämlich Lou.

Dieser entpuppt sich als ziemlich arroganter Kotzbrocken, dem man den Suizidversuch nicht nur abkauft. Vielmehr wünscht man sich, er wäre positiv ausgegangen. Was dem Film jedoch in gehörigem Maße geschadet hätte, da Rob Corddry in dieser Rolle zu absoluter Höchstform aufläuft. Praktisch jede Szene, in der er zu sehen ist, wird auch von ihm dominiert: mal auf die ungestüm-brachiale Art, mal eher subtil. Für nichts ist sich dieser Mann zu schade – auch wenn er sich dafür auch hin und wieder eine blutige Nase einfängt. Parallel dazu kommt aber auch Lous wahre Natur immer weiter zum Vorschein. Denn hinter dem arroganten, kratzbürstigen Egoisten verbirgt sich ein zutiefst verzweifelter und auch verwirrter Mann, der einfach nur ein gutes und zufrieden stellendes Leben führen möchte. Eine Vielschichtigkeit, die freilich nicht mit dem moralischen Pinsel aufgetragen wurde, sondern vielmehr mit den, innerhalb einer Komödie herrschenden Möglichkeiten. Da fällt es einem auch nicht schwer, Lous eventuelle Wandlung vom Saulus zum Paulus nachvollziehen zu können. Doch sollten auch ein paar Wörtchen über Corddys Nebenleute verloren werden. Schließlich taugt der beste Stürmer nicht viel, wenn die Hintermannschaft lausig ist.

Was hier allerdings nicht einmal ansatzweise der Fall ist. Neben dem nüchtern-subtilen Humor von Cusak glänzen vor allem der komödienerprobte Craig Robinson sowie die unter anderem aus Cloverfield (2008) und der Hit-Serie True Blood bekannte Lizzy Caplan und die bislang eher unbekannte Collette Wolfe, die sich dank ihrer forschen Leistung als Lous weiblichen Gegenpart für Größeres empfiehlt. Um es auf den Punkt zu bringen: der Film macht einfach nur Spaß – dank des bestens aufgelegten Ensembles, dank eines soliden Drehbuchs und nicht zuletzt auch wegen der Grundeinstellung, kein Film für die ganze Familie zu sein.

Es darf also geflucht, flatulenzt oder auch blank gezogen werden; allerdings ohne damit das Niveau des Films gleich komplett in den Keller zu ziehen. Nein, hier ist einfach alles wunderbar harmonisch und wer – wie der Rezensent – die 80er Jahre hat miterleben dürfen, dem wird sogar ein doppeltes Vergnügen beschieden sein.

 

Fazit:

Bescheuerter Titel, großartige Komödie – »Hot Tub Time Machine« ist 80er Jahre-Huldigung und gleichermaßen erfrischend unkorrekt. Das unter der oftmals rüden Oberfläche zudem ein großes Herz schlummert, lässt Steve Pinks Werk flugs noch liebenswerter erscheinen.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425064904d079e66f
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DVD:

Hot Tub - Der Whirlpool... ist 'ne verdammte Zeitmaschine!

Original: Hot Tub Time Machine

USA, 2010

Regie: Steve Pink

Format: Dolby, PAL

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Italienisch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch, Italienisch

Region: Region 2

Bildseitenformat: 16:9 - 1.85:1

FSK: 16

Twentieth Century Fox, 4. Februar 2011

Spiellänge: 97 Minuten

 

ASIN: B004CQTU5Y

 

Erhältlich bei Amazon

 

Darsteller:

John Cusack

Rob Corddry

Craig Robinson

Clark Duke

Chevy Chase

Collette Wolfe

Crispin Glover

Lizzy Caplan

Lyndsy Fonseca


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Erstellt: 16.03.2011, zuletzt aktualisiert: 07.12.2023 15:55, 11643